Saison-Strategien sind häufig besser als ihr Ruf
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In modernen, unberechenbareren Zeiten mit immer kürzeren Börsenphasen und Algorithmus Handel gelten Timing- bzw. Saisonstrategien häufig als veraltet und überholt. So mancher Anleger überlegt dieser Tage aber sicherlich, dass er beispielsweise mit dem aus den USA bekannten Börsenspruch „Sell in may and go away, but remember to come back in Sankt Legers Day“ womöglich besser gefahren wäre. Denn ein Großteil der im 1. Quartal eingefahrenen Gewinne hat sich mittlerweile in Luft aufgelöst. Und bei dem derzeitig überwiegend politisch getriebenen Börsen, die bekanntlich eher kurze Beine haben, hätte man mit der Sell-in-May-Strategie wesentlich entspannter in den Sommerurlaub fahren können oder die Spiele unserer Elf zur Fußball-EM verfolgen können. Und auch so mancher institutioneller Anleger denkt ebenso und setzt auf Sicherheit in der Urlaubssaison.
Neu investiert wird ganz besonders zu Jahresbeginn, um noch in der Dividendensaison mit dabei zu sein. Oder dann am Ende, um noch die Rendite aufzubessern. Dies ist auch eine der Erklärungen, dass die „Sell in may“- oder „Sell in Summer“-Strategie in manchen Börsenphasen gut aufgeht, wie gerade in der derzeitigen.
Eine zweite ist, dass sich schwerwiegende Krisen in der näheren Vergangenheit häufig gerade in den Sommermonaten bis September ereigneten, so wie die Asienkrise im Sommer 1997, die Russlandkrise 1998, der Börsencrash im September 2001, die Lehman Brothers Pleite im Jahre 2008 oder die Kursrückgänge des vergangenen Jahres infolge der Euro-Schuldenkrise. Allerdings hat diese Investmentstrategie auch einen Haken. Verpasst man dadurch die Tage mit dem kräftigsten Anstieg, und die erfolgen häufig nach starken Kursrückgängen, gelangt man mit dieser Strategie ins Hintertreffen.
Das erklärt auch, dass der DAXplus Seasonal Strategy Index lange Zeit hinter dem DAX hinterherhinkte. Doch seit Mitte vergangenem Jahr hat der Saisonstrategieindex den deutschen Leitindex deutlich hinter sich gelassen. Auch unter Beibehaltung seiner langfristigen Strategie macht es deshalb manchmal auch Sinn, für kurze Zeit an der Außenlinie uninvestiert zu bleiben und sein Pulver trocken zu halten für bessere Börsenzeiten – und dann zu besseren Einstiegskursen.
Ihr
Markus Jordan
Chefredakteur Portfolio Journal
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