Analyse
09:00 Uhr, 26.01.2023

RWE - War 2022 ein Ausnahmejahr?

Der Energiekonzern hat überzeugende vorläufige Zahlen für 2022 vorgelegt. Die Prognose und die Analystenerwartungen wurden deutlich übertroffen.

Erwähnte Instrumente

  • RWE AG - WKN: 703712 - ISIN: DE0007037129 - Kurs: 42,750 € (XETRA)

Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, die sich bei vorläufigen Zahlen vor allem auf den Umsatz fokussieren und sich bei den Ergebniskennziffern eher bedeckt halten, ist es bei RWE genau andersherum. Umsatzzahlen sucht man in der Ad-hoc-Mitteilung vergeblich, dafür wird ausführlich auf das Ergebnis eingegangen – und bekanntlich ist ja wichtig, was unter dem Strich steht.

Zweimal haben die Essener im vergangenen Jahr ihre Prognose angehoben, um diese dann noch zu übertreffen. Das bereinigte Konzern-EBITDA stieg demzufolge um über 72 Prozent auf 6,31 (Vorjahr 3,65) Mrd. EUR. Die Prognosespanne lag hingegen „nur“ bei 5,0 bis 5,5 Mrd. EUR. Im Kerngeschäft – also ohne den Bereich Kohle/Atomkraft – wurde das EBITDA sogar auf 5,56 (VJ 2,76) Mrd. EUR verdoppelt! Das Unternehmen war von 4,3 bis 4,8 Mrd. EUR ausgegangen.

Das bereinigte Nettoergebnis stieg um über 100 Prozent auf 3,23 (VJ 1,55) Mrd. EUR und lag natürlich ebenfalls deutlich über der Firmenprognose von 2,1 bis 2,6 Mrd. EUR. Die Dividende soll trotzdem nur auf dem Vorjahresniveau von 0,90 Euro je RWE-Aktie bleiben.

Dies kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass sich die Gewinndynamik in diesem Geschäftsjahr abkühlt. Zudem stehen die Energiekonzerne vor großen Investitionen, um die Energiewende aktiv mitzugestalten. RWE investierte im vergangenen Jahr 4,4 (2,9) Mrd. EUR.

Der starke Ergebnisanstieg lag vor allem an der positiven Entwicklung in den beiden Geschäftsfeldern Wasser/Biomasse/Gas und Energiehandel. Bei Wasser/Biomasse/Gas verdreifachte sich das bereinigte EBITDA auf 2,37 (VJ 0,73) Mrd. EUR, was an gestiegenen Erzeugungsmargen und an höheren Erträgen aus dem kurzfristigen Kraftwerkseinsatz lag. Der Energiehandel erzielte ein Ergebnis in Höhe von 1,16 (VJ 0,77) Mrd. EUR.

Der Bereich Onshore Wind/Solar profitierte von den günstigen Windverhältnissen und dem weiteren Ausbau der Kraftwerkskapazitäten. Das EBITDA vervielfachte sich zwar auf 827 (VJ 258) Mio. EUR, lag aber dennoch unter der Prognose von 0,9 bis 1,1 Mrd. EUR. Im Segment Offshore Wind wurde mit 1,41 (VJ 1,11) Mrd. EUR der untere Rand der erwarteten Spanne von 1,35 bis 1,60 Mrd. EUR erreicht.

Fazit: Dass RWE ein sehr gutes Geschäftsjahr hinlegen würde, war erwartet worden. Dass das Ergebnis aber so hoch ausfallen wird, hat dann doch positiv überrascht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich das im laufenden Jahr so nicht fortsetzen wird, da das Energiegeschäft ja auch ein Politikum ist und man nicht so richtig einschätzen kann, was künftig an Regulatorik auf die Unternehmen der Branche noch zukommt. Die Analysten zeigen sich auch eher skeptisch und gehen für 2023 und 2024 von sinkenden Gewinnen aus.

Jahr 2022e* 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 25,08 28,83 28,42
Ergebnis je Aktie in EUR 4,70 3,56 2,99
KGV 9 12 14
Dividende je Aktie in EUR 0,90 0,92 0,95
Dividendenrendite 2,11 % 2,13 % 2,20 %

*e = erwartet

RWE - Tageschart
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

Mehr über Reinhard Hock
  • Fundamentalanalyse
  • Nebenwerte
Mehr Experten