Russland: Konsum treibt das Wachstum
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Weil Öl, Gas und Bodenschätze einen großen Teil des russischen Aktienmarkts ausmachen, gilt Russland meist als reine Rohstoffwette. Nach Ansicht von Egor Kiselev, Investmentspezialist bei TKB BNP Paribas Investment Partners in Sankt Petersburg, bleiben mit einem solchen Ansatz aber erhebliche Chancen ungenutzt, die durch den boomenden russischen Konsum entstehen.
2012 sei die russische Wirtschaft um 3,4 Prozent gewachsen, weniger als 2011 mit 4,3 Prozent. Die im Wahljahr 2012 erhöhten Pensionen und Gehälter im öffentlichen Dienst ließen das verfügbare Einkommen deutlich steigen. Die russischen Haushalte seien im Durchschnitt 2,5 Mal vermögender als die Chinesen und sechs Mal reicher als die Inder – und zahlten zudem nur 13 Prozent Steuern. Hinzu komme die niedrige Verschuldung. Die Privatkredite seien 2012 um 39 Prozent gestiegen und betrügen trotzdem nur zwölf Prozent des BIP, so Kiselev in einem aktuellen Marktkommentar.
„Die Automobilindustrie ist eines der besten Beispiele für einen ungesättigten Markt, der von der steigenden Kaufkraft der russischen Haushalte profitiert. Der Automobilabsatz wuchs 2010 und 2011 um 30 bzw. 39 Prozent, und mit 250 Autobesitzern je 1000 Einwohner ist die Quote noch immer erheblich geringer als in Großbritannien (50,8 Prozent) und den USA (64,3 Prozent). Es bleibt also noch viel Luft nach oben. Schon heute ist Russland der zweitgrößte Automarkt Europas und dürfte in ein paar Jahren Platz 1 erobert haben“, so Kiselev.
Für die russischen Industrie- und Einzelhandelsunternehmen sei es entscheidend, in ihrem Heimatmarkt die Gewinne durch mehr Effizienz und Skaleneffekte deutlich zu steigern. Genau deshalb könnten sich einige Unternehmen überdurchschnittlich entwickeln. So sei die Aktie der Einzelhandelskette Magnit im letzten Jahr um insgesamt 83 Prozent gestiegen, während der MICEX Index nur 15 Prozent zugelegt habe. Hinzu komme, dass der russische Markt im Vergleich mit den Industrieländern noch nicht sehr konzentriert sei und es viel Raum für eine Konsolidierung gebe. Bei Lebensmittelketten habe der Marktführer X5 nur einen Anteil von fünf Prozent am Gesamtmarkt. Die Zahl der handelbaren Konsumwerte steige, und nicht nur klassische Growth-Aktien versprächen Wachstum, heißt es weiter.
„Einer der jüngsten Börsengänge ist der des Mobiltelefonanbieters MegaFon. Die Dividendenrendite von sieben Prozent (auf Basis des Emissionskurses) und die gegenüber vergleichbaren Unternehmen günstigen Bewertung haben viele Investoren angezogen, so dass die Aktie von ihrer Ausgabe Ende November bis zum 31.Dezember 2012 (umgerechnet in US-Dollar) um 19 Prozent zulegte. Um den Konsumgütersektor zu verstehen, muss man wissen, dass es hier für jedes Unternehmen ums Überleben geht. Die Marktführer sind schwer einzuholen, wenn sie sich erst einmal an der Spitze etabliert haben. Deshalb ist in Russland die Einzelwertauswahl entscheidend. Chancen gibt es zweifellos viele – aber man muss sie erkennen“, so Kiselev.
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