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10:32 Uhr, 29.10.2012

Rückzug aus Stahlgeschäft bei ThyssenKrupp: Steiniger Ausstieg

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Essen (BoerseGo.de) - Der Stahl- und Technologiekonzern ThyssenKrupp ist offenbar mit den bisherigen Kaufgeboten für seine defizitären Stahlwerke in Brasilien und den USA wenig glücklich. Die Interessenten wurden aufgefordert, ihre Offerten erneut einzureichen, hieß es laut der Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Wochenende. ThyssenKrupp will mindestens den Buchwert von sieben Milliarden Euro erzielen. Experten halten die Zahl als viel zu hoch. Ein ThyssenKrupp-Sprecher wollte den Verkaufsprozess auf Agenturnachfrage nicht kommentieren.

Indes sorgen die Pläne von ThyssenKrupp, den Anteil des Stahlgeschäfts zu drücken, am Montag für Gesprächsstoff. Beim Umbau zum Technologiekonzern werde Stahl nur noch 30 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen, erläuterte Vorstandschef Heinrich Hiesinger seinen Führungskräften bei einem Treffen in Essen, wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete. Ein Sprecher von ThyssenKrupp hat den Bericht am Sonntag bestätigt. Der Anteil der Stahlsparte an der Gesamtproduktion kam zuletzt auf 40 Prozent. Der Schwenk kommt nicht von ungefähr: Im vergangenen Jahr war dieses Geschäft hauptverantwortlich für den Verlust von 1,8 Milliarden Euro. Übrig bleiben soll nun letztlich nur das europäische Stahlgeschäft mit zuletzt 12,8 Milliarden Euro Umsatz.

Die Essener wollen zu einem Technologiekonzern wachsen, das den Großteil seines Geschäfts mit dem Bau von Aufzügen bzw. Rolltreppen, Raffinerien, Schiffen, Maschinen und Werkstoffhandel sowie als Zulieferer für die Automobilindustrie erwirtschaftet. Dabei soll die Konzernsstruktur gestrafft werden. Die Sektoren Anlagenbau und Marine sollen die neue Einheit "Industrial Solution" bilden. Mit dem Verkauf der defizitären überseeischen Stahlsparte und des Segments Edelstahl (Inoxum) sowie der Zusammenlegung von Anlagenbau und Marine würde ThyssenKrupp künftig nur noch aus fünf statt acht Bereichen bestehen. ThyssenKrupp hatte im Geschäftsjahr 2010/2011 rund 50 Milliarden Euro umgesetzt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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