Rückläufige Energiepreise verstärken Auseinanderdriften der Zentralbanken
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Seattle (BoerseGo.de) - Das Auseinanderdriften der Zentralbanken und die überschüssige Kapazität in der US-Wirtschaft sind durch den Einbruch der Ölpreise in Höhe von 50 Prozent seit Juni 2014 noch verstärkt worden. Deflationsängste sprechen dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) künftig eine noch entgegenkommendere Geldpolitik verfolgen werden, wie die Anlagestrategen von Russell Investments in einem aktuellen Marktkommentar schreiben.
Der wahrscheinliche Konjunkturaufschwung in den USA infolge der niedrigeren Energiepreise könnte hingegen dazu führen, dass die Fed Zinserhöhungen schon früher einleite. Was die überschüssige Kapazität in der US-Wirtschaft betreffe, werde derzeit für 2015 von einem monatlichen Stellenwachstum von 230.000 ausgegangen. Dadurch dürfte die Arbeitslosigkeit bis zum Jahresende auf fast fünf Prozent zurückgehen und der Lohndruck würde zunehmen, heißt es weiter.
,,Der wichtigste Indikator, den es derzeit zu beobachten gilt, sind die Stundenlöhne im monatlichen Arbeitsmarktbericht des Bureau of Labor Statistics," meint Andrew Pease, Global Head of Investment Strategy bei Russell. „Dies wird erstmals zu mehr Zuversicht führen, dass sich die Bedingungen am Arbeitsmarkt stark genug verbessern, um die Ertragsmargen zu schmälern und die Inflation nach oben zu treiben, so dass die Fed aggressiver vorgehen könnte."
Das zentrale Szenario der Russell Strategen lautet für 2015, auf moderat steigende Aktienmärkte zu setzen, wobei der Vorzug den Märkten der Eurozone gilt. Demgemäß wird für die USA ein Wachstum des Gewinns je Aktie (EPS) im einstelligen Bereich prognostiziert, während Europa und Japan zweistellige EPS-Anstiege verzeichnen dürften. In den USA werden die niedrigen Ölpreise wahrscheinlich zu noch kräftigeren Verbraucherausgaben als Wachstumstreiber führen. Die Zinserhöhung, die laut dem US-Leitzinsmodell von Russell im September 2015 erfolgen dürfte, wird zudem die Renditen auf 10-jährige US-Staatsanleihen auf über 2,5 Prozent klettern lassen.
Die Anlagestrategen von Russell sind sich jedoch auch des starken Lohn- und Inflationsdrucks in den USA bewusst. Dieser könnte den moderat positiven Ausblick in Frage stellen. Lohnzuwächse würden die Ertragsmargen schmälern und zu Bedenken über eine aggressive Straffung durch die Fed führen. Dies könnte wiederum zu Volatilitätsspitzen und sprunghaften Anstiegen der Anleiherenditen führen.
,,Infolge der Preisentwicklung und des Konjunkturzyklus erwarten wir für 2015 eine potenziell höhere Volatilität. Wenn die Löhne sprunghaft ansteigen, könnten Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen allesamt negative Renditen erzielen“, fügt Pease hinzu. „Bislang hat der Stellenzuwachs in den USA aber noch zu keinen Lohnanstiegen geführt. Unser bevorzugtes Szenario einer moderaten Inflation, eines leichten Beschäftigungswachstums und moderater Ertragssteigerungen ist nach wie vor intakt."
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