Rohstoffmärkten geht die Puste aus
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Rückblick: In den vergangenen Wochen ging den Rohstoffmärkten etwas die Puste aus. Die Industriemetallnotierungen, die zuvor stark zugelegt hatten, verteuerten sich nur noch zum Teil, zudem deutlich langsamer. Die Edelmetallnotierungen halten sich aber auch nach der akuten Finanzkrise noch immer auf hohen Niveaus. Bei den Agrarrohstoffnotierungen setzte sich in den vergangenen Wochen der Abwärtstrend fort. Mangels bedeutender Nachrichten aus dem Energiesektor orientierten sich schließlich die Energierohstoffe wieder stärker an den Aktien- und Devisenmärkten und gaben ebenfalls nach. Das schwächste Glied in dieser Teilgruppe ist nach wie vor Erdgas, dessen Preis seit Jahresbeginn gut 50 % abgegeben hat, während sich Rohöl beispielsweise in diesem Zeitraum in ähnlicher Größenordung verteuerte.
Ausblick: Diese divergierende Entwicklung zeigt, dass die Orientierungssuche an den Rohstoffmärkten weitergeht. Einige Rohstoffpreise befinden sich derzeit auf fundamental gerechtfertigten, also durch physisches Angebot und Nachfrage gut erklärbaren, Niveaus. Vielleicht ist auch deshalb der Zusammenhang mit den Entwicklungen an anderen Märkten nach wie vor unüblich hoch. Wir erwarten, dass die Rohstoffpreistendenzen sich in den kommenden Monaten verstärkt an den fundamentalen Rohstofffaktoren ausrichten werden. Demnach sind moderate Aufwärtsbewegungen der Rohstoffnotierungen zu erwarten.
Großer Ölfund im Golf von Mexiko
1. Aktuelles: Der Ölpreis bewegte sich in den vergangenen Wochen um die Marke von 70 USDollar. Nach wie vor ist der Zusammenhang zwischen Aktien- und Rohölmarkt unüblich stark ausgeprägt. Die nicht-kommerziellen Ölhändler positionierten sich zuletzt etwas stärker auf der Long-Seite.
2. Fundamentale Faktoren: Die Vertreter der OPEC-Länder treffen sich diese Woche Wien, um erneut über die Ölfördermengen zu entscheiden. Höchstwahrscheinlich wird es zu keiner Veränderung der offiziellen Quoten kommen. Für eine Erhöhung der Förderquote scheint es noch zu früh. Dafür sind die Lagerüberhänge weltweit noch nicht stark genug abgebaut. Eine Reduzierung der Förderquote würde hingegen unnötigen Preisdruck aufs Rohöl ausüben und das zarte Pflänzchen der konjunkturellen Erholung weltweit gefährden. Zumal die OPEC-Länder seit Monaten oberhalb der offiziellen Quote produzieren. Ein Aufruf zu stärkerer Quotendisziplin ist aber bei dem OPEC-Treffen zu erwarten. Aus fundamentaler Sicht war die Meldung über den „riesigen Ölfund“ von Europas zweitgrößtem Ölkonzern BP Anfang September von Bedeutung. Bei der bislang tiefsten Bohrung der Weltgeschichte (ca. 10,68 km) ist der britische Ölkonzern im Golf von Mexiko auf ein großes Ölfeld gestoßen. Es soll sich hierbei um 3000 Mio. Barrels Rohöl handeln. Das ist etwas weniger als die nachgewiesenen Ölreserven von Großbritannien und entspricht 0,3 % der weltweit bislang nachgewiesenen Ölreserven. Nach Angaben von BP könnte der Konzern durch diesen Fund seine Produktion in der Region um 50 % auf 600 Tausend Barrels täglich steigern. Allerdings dürfte dieses Öl aufgrund des langen Investitionszyklus nicht vor 2015 auf den Markt kommen. Dies ist wohl der Hauptgrund, warum der Ölpreis kurzfristig keinerlei Reaktion auf die Nachricht gezeigt hat.
3. Unsere Meinung: Grundsätzlich betrachten wir derzeit ein Ölpreisniveau um die 65 US-Dollar als fundamental gerechtfertigt, also durch physisches Angebot und Nachfrage am Markt erklärbar. Für die kommenden Monate erwarten wir eine fundamental getriebene Verteuerung von Rohöl (WTI) in Richtung 75 US-Dollar pro Barrel.
Goldpreis trotz Ende der akuten Finanzkrise stabil
1. Aktuelles: Der Goldpreis hat sich in den vergangenen Wochen um die 950 US-Dollar-Marke pro Feinunze eingependelt. Die anhaltende Schwäche des US-Dollar sowie die weiter ausgebaute Netto- Long-Positionierung der nicht-kommerziellen Goldhändler haben hierzu sicherlich beigetragen.
2. Fundamentale Faktoren: Das World Gold Council hat die Angebots- und Nachfragedaten für den globalen Goldmarkt für das zweite Quartal 2009 veröffentlicht. Demnach bildeten die Fundamentaldaten wie schon im ersten Quartal dieses Jahres keine wirkliche Stütze für den Goldpreis. Das Goldangebot ging zwar im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Vierteljahr um 23 % zurück. Immerhin lag es damit aber noch 14 % über seinem Vorjahresniveau. Während die Minenproduktion leicht zulegen konnte, bremsten vor allem die Goldverkäufe der Zentralbanken. Sie halten immer stärker an ihren Goldreserven fest. Netto haben die Notenbanken im zweiten Quartal ihre Goldbestände sogar aufgestockt. Die Zentralbanken im europäischen Goldabkommen (CBGA) haben ihr drittes Goldabkommen geschlossen, in dem sie bestätigen, dass Gold ein wichtiger Bestandteil der Währungsreserven bleibt. Das Abkommen gilt ab Ende September und beschränkt die Goldverkäufe der teilnehmenden Zentralbanken für die kommenden fünf Jahre auf nur noch 400 Tonnen jährlich. Die Goldnachfrage litt auch im zweiten Quartal weiter. Weltweit wurde 30 % weniger Gold nachgefragt als noch im ersten Quartal und damit 9 % weniger als im Vorjahr. In erster Linie neigten die Industrie- und die Schmucknachfrage zur Schwäche. Letztere wurde vor allem in den Schwellenländern durch die nennenswerte Verteuerung von Gold gebremst. Das Abflauen der Finanzkrise führte zudem dazu, dass die Finanzinvestorennachfrage (bspw. die ETF-Nachfrage) im Vergleich zum ersten Quartal nachließ.
3. Unsere Meinung: Der Goldpreis wird sich unserer Meinung nach auch in absehbarer Zukunft im Spannungsfeld zwischen nachlassender Finanzkrise, verbesserten Konjunkturaussichten und aufflammenden Inflationssorgen tendenziell seitwärts bewegen.
Abwrackprämien und Sorge um chinesische Produktion stützen Bleimarkt
1. Aktuelles: Früher als von uns erwartet drehte der Preis für Blei bereits gegen Jahresanfang 2009 nach oben und verdoppelte sich in dieser Zeit. Hauptgrund hierfür sind die weltweiten Abwrackprämien, die unseren Berechnungen zufolge bei voller Ausschöpfung inzwischen einen Anteil von 16 % an der Weltautomobilproduktion des Jahres 2008 erreicht haben. Zudem kam es jüngst zu Produktionstopps in China.
2. Fundamentale Faktoren: Blei wird zu 80 % für Batterien, vor allem bei der Herstellung von Autobatterien, eingesetzt. Die weltweiten Abwrackprämien, die die Automobilproduktion ankurbeln, zeigen also auch am Bleimarkt ihre Wirkung. Die Autoproduktion steigt seit dem Frühjahr bzw. seit den Sommermonaten in vielen wichtigen Wirtschaftsregionen der Welt an: der EU, den USA, in China und in Japan. In China liegt die Autoproduktion sogar schon weit über dem Vorjahresniveau. Trotzdem sinken mit dem Bleipreisanstieg an den Weltmärkten die Nettoimporte von China an Blei. Ob diese Tendenz allerdings anhalten wird, ist fraglich. Denn jüngst wurden in China in verschiedenen Provinzen aufgrund von Bleivergiftungen bei Kindern zahlreiche Bleihütten erstmal stillgelegt. Die Produktionsanlagen werden auf Umweltauflagen hin überprüft, was für eine zumindest temporäre Angebotsverknappung in China spricht. Das könnte eine weitere Entspannung bei der globalen Lagersituation verhindern. Bislang jedoch weisen die Lagerbestände, angesichts der Preisentwicklung eher überraschend, einen ausgeprägten Aufwärtstrend auf, der bereits seit Beginn des Jahres anhält. Insofern zeigen die fundamentalen Signale derzeit in unterschiedliche Richtungen.
3. Unsere Meinung: Die meisten Abwrackprämien werden gegen Jahresende 2009 bzw. im Frühjahr 2010 auslaufen. Danach ist mit einer Gegenreaktion bei der Autoproduktion zu rechnen, die auch am Bleimarkt nicht vorbeigehen wird. Auf Sicht der nächsten Monate könnte allerdings nicht zuletzt wegen der Angebotssituation in China Preisaufwärtsdruck am Bleimarkt herrschen.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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