Rohstofflager quellen über – Preise fallen weiter
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Die anhaltenden schlechten Konjunkturnachrichten, gepaart mit der ungünstigen Entwicklung an den Aktienmärkten, belasteten im vergangenen Monat die Rohstoffnotierungen. Entsprechend verbilligten sich Industriemetalle und Energierohstoffe recht kräftig. Bei beiden deuten die extrem hohen Lagerbestände auf eine gegenwärtige Überversorgung des Marktes hin. Die zum Teil schon erfolgten Angebotskürzungen machen sich bislang nicht bemerkbar, dürften aber in den kommenden Monaten zu einer Reduzierung der Lagerbestände beitragen. Dies ist die Grundvoraussetzung für eine Trendwende bei der Preisentwicklung. Zulegen konnten im vergangenen Monat hingegen die Edelmetallpreise, die nach wie vor von der Finanzkrise und der Weltrezession profitieren.
Energie: Der starke Preisunterschied zwischen den Rohölsorten WTI und Brent hat sich zuletzt wieder etwas eingeengt, aber noch nicht normalisiert. Lagerengpässe am Auslieferungsort von WTI sind einer der Gründe.
Edelmetalle: Bei Goldpreisen nahe dem Rekordniveau griffen einige Investoren auf die Alternativen Silber und Platin zurück, deren Preise im vergangenen Monat noch kräftiger zulegten als Gold.
Industriemetalle: Die Weltindustrieproduktion schrumpft derzeit stärker als in allen Rezessionen seit 1980. Die Folge sind extrem stark fallende Metallpreise – ein Ende der Preisrückgänge ist bislang nicht absehbar.
Ölpreis weiterhin seitwärts mit großen Schwankungen
1. Aktuelles: Die Bodenbildung auf dem untertrieben niedrigen Niveau im Bereich von 40 US-Dollar pro Barrel für WTI hält an. Die weiterhin schlechten Konjunkturnachrichten und anhaltende Abwärtsrevisionen der Prognosen für die globale Rohölnachfrage drücken auf die Ölpreise.
2. Fundamentale Faktoren: Die Internationale Energieagentur IEA und die US-Energiebehörde EIA gehen von einem weltweiten Nachfragerückgang am Rohölmarkt im Jahr 2009 um 0,98 Mio. bzw. 1,2 Mio. Barrels pro Tag aus. Weniger beachtet wird an den Märkten allerdings, dass die Kürzungen auf der Angebotsseite noch stärker ausfallen. Die OPEC-Länder haben im Januar die seit September 2008 beschlossenen Fördermengenkürzungen von 4,2 Mio. Barrels täglich zu ca. 80 % umgesetzt. Würden die OPEC-Länder ihr Produktionsniveau vom Januar für das Gesamtjahr 2009 beibehalten, würde sich alleine das OPEC-Angebot im Jahr 2009 gegenüber 2008 um mehr als 3 Mio. Barrels pro Tag reduzieren. Wahrscheinlich wird das Kartell aber die Fördermengen noch weiter drosseln. Die Rückgänge auf der Angebotsseite übertreffen also bei Weitem die Schrumpfung der globalen Ölnachfrage. Dies verdeutlicht, dass Angebotsknappheit am Rohölmarkt wieder zum Thema wird, sobald die Nachfrage global anzieht. Erstes Anzeichen bzw. die Voraussetzung hierfür ist ein Abbau der derzeit prall gefüllten Öllager in vielen Regionen der Welt.
3. Unsere Meinung: Bei der Prognose zukünftiger Ölpreise geben die an den Börsen gehandelten zukünftigen Ölpreise, so genannte Futurespreisen, keine sinnvolle Orientierung. Sie richten sich immer sehr stark nach den aktuellen Preisen und haben fast keinerlei Aussagekraft für die Zukunft. Die Futuresmärkte sehen den Ölpreis erst zum Jahresende auf 50 US-Dollar ansteigen. Wir erwarten hingegen, dass die Untertreibungsphase am Ölmarkt zwar noch einige Monate andauern wird. Ab den Frühjahrsmonaten dürfte es aber aufgrund der Angebotsverknappung zu einem Abbau der Lagerbestände und in der zweiten Jahreshälfte mit dem Anziehen der globalen Ölnachfrage zu einem nennenswerten Anstieg des Ölpreises kommen.
Gold auf Rekordkurs
1. Aktuelles: Nach wie vor zeigt sich am Goldmarkt stark die Flucht in den sicheren Hafen. Der Goldpreis startet seit Mitte November wieder kräftig durch und machte zuletzt sogar einen neuen Anlauf auf ein Allzeithoch. Der bisherige Rekordpreis (gemessen an Tagesschlusswerten) vom 18. März 2008 von 1003,8 US-Dollar pro Feinunze wurde am 20. Februar um Haaresbreite verfehlt. Zum Teil hängt der starke Preisanstieg mit der Positionierung der nichtkommerziellen Goldhändler an der NYMEX zusammen. Seit genau Mitte November sind die Goldspekulanten dabei, ihre Netto-Long-Positionen kräftig auszubauen, von 64 Tausend Kontrakten Mitte November auf zuletzt 166 Tausend. Und wie so oft setzen die nicht-kommerziellen Händler auf einen fundamental begründbaren Trend.
2. Fundamentale Faktoren: Denn der Goldpreisanstieg seit November ist auch auf eine nennenswert anziehende Nachfrage bei fast stagnierendem Angebot auf dem physischen Goldmarkt zurückzuführen. Während die globale Goldnachfrage im Schlussquartal 2008 um mehr als 30 % im Vergleich zum Vorjahresquartal anzog, konnte das Angebot im selben Zeitraum nur um 5 % ausgeweitet werden. Auf der Nachfrageseite kann der Rückgang der Schmuck- und der Industrienachfragekomponenten von der Dynamik der steigenden Münzen-, Barren- und ETF-Nachfrage überkompensiert werden. Hier zeigen sich die Auswirkungen der erneuten Zuspitzung der Finanzkrise. Angebotsseitig sorgte das hohe Preisniveau im Schlussquartal 2008 dafür, dass verstärkt Altgold veräußert und damit wieder in den Goldkreislauf eingeführt wurde.
3. Unsere Meinung: Das Entscheidende für die weitere Goldpreisentwicklung wird der Verlauf der Finanzkrise und der Weltrezession sein. Sollte sich die Finanzkrise, wie wir es erwarten, in der zweiten Jahreshälfte etwas beruhigen und zugleich die globale Konjunktur wieder an Fahrt aufnehmen, dann wird der Goldpreis leicht nachgeben. In diesem Szenario sehen wir auch für 2010 keine starken Aufwärtsimpulse für den Goldpreis; es sei denn, die mittelfristigen Inflationsgefahren aufgrund der steigenden Staatsverschuldung und der expansiven Goldpolitik würden sich materialisieren.
Nickelpreis gleitet abwärts
1. Aktuelles: Der eindeutig ausgeprägte Abwärtstrend des Nickelpreises hält nach wie vor an. Bestenfalls lässt sich seit dem Jahreswechsel eine Art Bodenbildung oder Stabilisierung feststellen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich Nickel um rund 65 % verbilligt.
2. Fundamentale Faktoren: Die stark steigenden Lagerbestände sind ein eindeutiges Zeichen für das reichliche Angebot am Nickelmarkt. Die Nickelvorräte befinden sich auf einem 14-Jahreshoch, und die Geschwindigkeit des Lageraufbaus ist immens hoch. Ausschlaggebend für die Entwicklungen am Nickelmarkt ist der Stahlmarkt, da mehr als die Hälfte der jährlichen Nickelnachfrage für die Legierung von Stahl, also zur Stahlveredelung, verwendet wird. Seit einiger Zeit ist die weltweite Stahlproduktion bereits am Schrumpfen, das macht natürlich dem Nickelmarkt zu schaffen. Zum Jahresbeginn wurde global 24 % weniger Stahl produziert als noch ein Jahr zuvor. Eine Trendwende bei der weltweiten Stahlproduktion ist aufgrund der Weltrezession zunächst nicht abzusehen, aber China stellt einen kleinen Lichtblick dar. Die chinesische Stahlproduktion konnte im Januar immerhin leicht zulegen, und auch die chinesische Nickelnachfrage zeigt sich bislang überraschend krisenresistent. Immerhin geht ein Fünftel des weltweiten Nickelkonsums auf China zurück. Natürlich macht sich auch hier der Abschwung bemerkbar: Die chinesischen Nettoimporte von Nickel sind in der Tendenz seit dem Frühjahr 2008 rückläufig. Seit einigen Monaten zeigt sich hier allerdings eine gewisse Stabilisierung. Die bereits angelaufenen chinesischen Konjunkturprogramme mit ihren Infrastrukturmaßnahmen liefern hierfür eine Erklärung.
3. Unsere Meinung: Ein Ende der Abwärtsbewegung am Stahl- und am Nickelmarkt ist solange nicht zu erwarten, wie die konjunkturelle Abwärtsdynamik global anhält. Zwar wird auch das Nickelangebot derzeit gedrosselt, dies kann aber den Preisverfall nicht aufhalten. Bis in die zweite Jahreshälfte 2009 rechnen wir mit weiter rückläufigen Nickelpreisen und erst auf Sicht von 12 Monaten mit einer Stabilisierung und einer Rückkehr auf die derzeitigen Preisniveaus.
Autorin: Dr. Dora Borbély
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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