Kommentar
09:20 Uhr, 04.07.2022

Rohstoffe und Rohstoff-Aktien: Ist der Megatrend vorbei?

Rohstoffaktien geht es derzeit nicht anders als dem Gesamtmarkt. Sie werden verkauft. Ist der Megatrend vorbei?

Über die großen Rohstoffzyklen habe ich immer wieder berichtet und vor über zwei Jahren Rohstoffaktien zum Kauf empfohlen. Die letzten Wochen waren für Rohstoffaktien nicht leicht. Die Kursgewinne seit Jahresbeginn sind bei Minenwerten wieder verloren. Immerhin kann man sich mit den Dividenden über eine leicht positive Gesamtrendite freuen. Das ist mehr als man vom Gesamtmarkt sagen kann. Ölaktien liegen trotz einer Korrekturbewegung im vergangenen Monat noch deutlich im Plus. Ölwerte profitieren vom Risikoaufschlag aufgrund der geopolitischen Lage. Wie lange dieser Aufschlag reicht, um den Preis zu stützen, weiß niemand genau, denn Anleger sorgen sich auch um eine Rezession. In einer Rezession sinkt die Nachfrage nach Rohstoffen automatisch. Preise sollten weiter korrigieren. Auch Rohstoffaktien können sich dem Trend nicht entziehen, sodass die Frage bleibt: Soll man verkaufen?

Der aktuelle Rohstoffzyklus ist im langfristigen Vergleich noch relativ jung (Grafik 1). Mehr Outperformance von Rohstoffen und Rohstoffaktien ist eigentlich zu erwarten. Die Zyklen sind jedoch nicht geradlinig. Es ist auch nur ein geringer Trost, wenn Rohstoffaktien weniger stark fallen als der Markt. Man verliert ja immer noch…


Der Preistrend hat gedreht. So viel kann man sagen. Ausnahmen bleiben Öl bzw. generell Energierohstoffe. Bei Agrarrohstoffen und Metallen zeigt sich eine recht starke Korrektur (Grafik 2). Dies spiegelt die Rezessionsängste wider. Solange eine Rezession erwartet wird, wird der Sektor tendenziell mit dem Markt fallen.

Wer risikoscheu ist, macht mit Gewinnmitnahmen nichts falsch. Eine Rezession unterbricht den Superzyklus, beendet ihn jedoch nicht. Rohstoffpreise sind gestiegen, weil zu wenig investiert wurde. Das erklärt den ersten Preisanstieg seit 2020. Hohe Preise und Inflation, zusammen mit der Geldpolitik, sorgen für einen Nachfragerückgang. Die Preise sinken. Das Grundproblem, zu wenig Angebot aufgrund zu geringer Investitionen, ist noch nicht behoben. Daher kommen Rohstoffpreisschocks selten allein (Grafik 3).

Der übergeordnete Zyklus ist immer noch positiv. Der kurzfristige, konjunkturelle Zyklus hat gedreht und lässt den Trend pausieren. Innerhalb eines Superzyklus können die Kurskorrekturen bei Rohstoffunternehmen hoch ausfallen. Ölaktien verloren in den 70er und Anfang der 80er Jahre zwei Mal ca. die Hälfte an Wert (Grafik 4).

Jeder Anleger muss selbst entscheiden, ob man Market-Timing machen möchte oder nicht. Persönlich halte ich Rohstoffaktien weiterhin. Viele liegen seit zwei Jahren im Depot und haben fast schon unanständig hohe Dividendenrenditen. Daher bleibe ich investiert, auch wenn mir vollkommen klar ist, dass die Kurse kurzfristig mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit weiter nachgeben werden.

Clemens Schmale


Tipp: Als Abonnent von Godmode PLUS sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten