Rohstoffe: Spielball der Finanzmarktkrise und der Weltrezession
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Die Rohstoffmärkte bleiben ein Spielball der internationalen Finanzmarktkrise und der Sorgen um die globale wirtschaftliche Entwicklung. Der Preisabwärtstrend ist geprägt durch die Liquidierung von Long- Positionen an den Rohstoffmärkten auch im Zuge der steigenden Risikoaversion der Anleger weltweit. Das Preisniveau bei einigen Rohstoffen, allen voran bei Industriemetallen und Energiegütern, ist bereits so niedrig, dass die Produktionskosten zum Teil nicht mehr gedeckt werden können und Investitionspläne aufgeschoben werden. Sollte das Preisniveau längerfristig so tief bleiben, ist ein kostenbedingter Produktionsrückgang zu erwarten. Zwar fokussiert der Markt derzeit stark auf die schwache Rohstoffnachfrage, doch wird oft der Effekt der niedrigen Preise auf die Angebotsseite unterschätzt. So würde ein länger anhaltendes niedrigeres Preisniveau aufgrund von Angebotseinschränkungen höhere zukünftige Rohstoffpreise nach sich ziehen.
Energie: Alleine im vergangenen Monat verbilligten sich viele Energierohstoffe um mehr als 30 %. Die aktuellen Niveaus können zum Teil bereits als Übertreibung nach unten interpretiert werden.
Edelmetalle: Der Goldpreis hält sich seit Ausbruch der Finanzmarktkrise aufgrund seiner Krisenwährungsfunktion im Vergleich zu den anderen Edelmetallen stabiler.
Industriemetalle: Die globale wirtschaftliche Entwicklung drückt derzeit stark auf die konjunkturabhängigen Industriemetallpreise. Ein Ende dieses Abwärtstrends ist bislang nicht zu erkennen.
Rohölpreis im Sturzflug
1. Aktuelles: Seit Juli dieses Jahres hat sich der Rohölpreis mehr als halbiert. Zwar stabilisiert er sich zurzeit im Bereich von 65 US-Dollar pro Barrel, aber eine weitere Verbilligung kann kurzfristig nicht ausgeschlossen werden. Der Ölpreis, wie auch die meisten anderen Rohstoffe, ist derzeit ein Spielball der internationalen Finanzmarktkrise und der Sorgen um die globale wirtschaftliche Entwicklung.
2. Fundamentale Faktoren: Den Preisverfall von Rohöl vermochte auch die am 24. Oktober beschlossene Fördermengenkürzung der OPEC um 1,5 Mio. Barrels pro Tag (auf 27,3 Mio. Barrels pro Tag) ab 1. November nicht umzukehren. Die globalen Rezessionsängste überwiegen. Zugleich haben Vertreter der OPEC bereits jetzt die Möglichkeit eines weiteren außerordentlichen Treffens mit zusätzlichen Fördermengenkürzungen noch vor dem für Mitte Dezember geplanten nächsten Treffen in Aussicht gestellt, sollte sich keine Preisstabilisierung bei Rohöl einstellen. Solange die extreme Verunsicherung an den internationalen Finanzmärkten anhält, werden auch weitere OPEC-Quotendrosselungen alleine nicht für eine Kehrtwende bei der Preisentwicklung ausreichen. Wenn sich jedoch die Märkte etwas stabilisieren, wird die Angebotsverknappung auf den Rohölpreis durchschlagen. Ein starker globaler Lageraufbau von Rohöl ist nämlich nicht zu beobachten. Die Rohölimporte Chinas stiegen im September erneut um 10 % im Vergleich zum Vorjahr an. Die Positionierung der Rohölspekulanten an der NYMEX ist als neutral anzusehen, aber die Anzahl der offenen Rohölfutureskontrakte befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2006. Dies verdeutlicht die Knappheit von Liquidität und den Abzug von Mitteln aus dem Rohstoffbereich.
3. Unsere Meinung: Wir sehen den durch physisches Angebot und Nachfrage gerechtfertigen Rohölpreis derzeit bei knapp 80 US-Dollar. Zunächst sind vor dem Hintergrund der Finanzmarktentwicklungen weitere Preisrückgänge bei Rohöl möglich. Wir rechnen damit, dass der Ölpreis (Sorte WTI) noch bis in das Frühjahr 2009 unter 80 US-Dollar verharren wird. Auf Sicht von zwölf Monaten dürfte sich aber schon wieder ein schwacher Aufwärtstrend durchgesetzt haben.
Silberpreis halbiert sich
1. Aktuelles: Im vergangenen Monat waren zwar die Preisrückgänge bei den wichtigen Edelmetallen ähnlich stark ausgeprägt, doch im Vergleich zum Vorjahresniveau verbilligten sich die konjunkturabhängigeren Edelmetalle wie Silber oder Platin deutlich stärker als Gold. Der Silberpreis hat sich im Abwärtssog an den Rohstoffmärkten seit dem Höhepunkt der Entwicklung von 20 US-Dollar pro Feinunze auf unter 10 US-Dollar pro Feinunze mehr als halbiert. Die scharfe Reduzierung der Netto-Long-Positionen der nicht-kommerziellen Silberhändler an der New York Mercantile Exchange hat hierzu sicherlich beigetragen. Während Mitte Juli noch mit einer Überzahl von fast 50 Tausend Kontrakten auf steigende Silberpreise gewettet wurde, sank die Netto-Long- Positionierung zuletzt auf nur noch 14 Tausend Kontrakte, den niedrigsten Stand seit Ausbruch der internationalen Finanzmarktkrise im Sommer 2007.
2. Volatilität: Auffällig kräftig ist entsprechend die Volatilität der Silbernotierung in die Höhe geschossen. Verglichen mit der längerfristigen Durchschnittsspanne von 20 bis 40 %, ist die Silberpreisvolatilität Mitte August nach oben ausgebrochen. In der Spitze erreichte sie (gemessen an der annualisierten Standardabweichung der relativen Preisveränderung der letzten 30 Handelstage) knapp 90 %. Dies ist auch im Vergleich zu den anderen Edelmetallnotierungen relativ hoch. Bei Platin lag die Spitze bei 70 %, bei Gold bei nur 50 %. Während die Goldpreisentwicklung sich stark an der Eigenschaft des sicheren Hafens orientiert, spielt bei Platin die globale Industrieentwicklung die erste Geige. Silber hingegen vereint beide dieser Eigenschaften und wird im derzeitigen Sturm stärker hin und her gerissen als die anderen Edelmetallnotierungen.
3. Unsere Meinung: Einen Silberpreis im Bereich von 10 US-Dollar halten wir zwar trotz der weltweiten konjunkturellen Schwäche für eine Übertreibung nach unten, aber in den kommenden Monaten dennoch für wahrscheinlich. Die Erholung wird etwas auf sich warten lassen, auf Sicht 12 Monaten erwarten wir jedoch wieder einen Silberpreis, der über dem heutigen Niveau liegt.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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