Kommentar
10:55 Uhr, 28.02.2011

Rohstoffe: Saudi-Arabien springt in die Bresche

Energie: Der Brentölpreis kann zum Wochenauftakt auf 114,5 USD je Barrel steigen. Der WTI-Preis nähert sich wieder der Marke von 100 USD je Barrel. Angesichts der anhaltenden Proteste in der arabischen Welt dürften die Ölpreise weiter steigen. In Libyen sind Schätzungen zufolge bis zu drei Viertel der Ölproduktion abgeschnitten. Mit Oman wurde am Wochenende ein weiteres arabisches Land von der Protestwelle erfasst. Das Nicht-OPEC-Mitglied Oman hat eine tägliche Produktionsmenge von 850 Tsd. Barrel Rohöl und erfüllt zudem eine wichtige Rolle als Benchmark für Öllieferungen in den asiatischen Raum. Zudem klopfen die Proteste damit an der Haustür von Saudi-Arabien. Der größte OPEC-Produzent soll Industriekreisen zufolge seine Ölförderung bereits auf 9 Mio. Barrel pro Tag hochgefahren haben, um die Angebotsausfälle in Libyen auszugleichen. Insgesamt verfügt das Land über Produktionskapazitäten von bis zu 12,5 Mio. Barrel pro Tag. Die Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten lassen die spekulativen Finanzanleger verstärkt auf steigende Ölpreise setzen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 22. Februar um 42,3 Tsd. auf einen Rekordwert von 206.023 Kontrakte. Der WTI-Ölpreis konnte in der Berichtswoche um 9 USD steigen. Wir haben angesichts der Unruhen im arabischen Raum unsere Ölpreisprognose nach oben angepasst und erwarten nun einen Brentpreis von 120 USD je Barrel im Frühjahr. Nach einer Beruhigung der Proteste sollte der Preis im zweiten Halbjahr wieder unter die Marke von 100 USD fallen, weil der höhere Preis die Nachfrage bremsen dürfte. Dabei ist unterstellt, dass es zu keinen Angebotsausfällen in Saudi-Arabien kommt.

Edelmetalle: Der Goldpreis legt zum Wochenauftakt leicht zu und notiert bei über 1.410 USD je Feinunze. In Euro gerechnet verteuert sich Gold moderat auf rund 1.025 EUR je Feinunze. Angesichts der anhaltenden Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten ist es nach wie vor erstaunlich, dass der Goldpreis nicht stärker profitiert. Auch ein Ausbau der Netto-Long-Positionen spekulativer Finanzinvestoren hat dem Goldpreis nur geringfügig geholfen. In der Woche zum 22. Februar wurden die Positionen um knapp 10% auf 168,4 Tsd. Kontrakte und damit ein 10-Wochenhoch ausgeweitet. Der Goldpreis reagierte im Beobachtungszeitraum allerdings nur mit einem Anstieg von 2,7%. Laut Angaben der chinesischen Zentralbank hat China im letzten Jahr mehr als 300 Tonnen Gold importiert. Auch wenn es keine offiziellen Vergleichsdaten gibt, sollte dies einen Rekordwert darstellen. Da die Goldnachfrage im Land stetig zunimmt und die heimische Produktion nicht Schritt halten kann, dürfte China auch in Zukunft hohe Mengen Gold importieren und dadurch den Preis stützen. Australien hat im letzten Jahr seine Position als weltweit zweitgrößter Goldproduzent vor den USA verteidigt. Angaben der Research-Gruppe Surbiton Associates zufolge ist die australische Goldproduktion 2010 um 38 auf 266 Tonnen gestiegen. China bleibt mit deutlichem Abstand der größte Produzent.

Industriemetalle: Trotz der anhaltenden Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten verzeichnen die Rohstoffmärkte im Allgemeinen und die Metalle im Speziellen einen freundlichen Wochenauftakt. So notiert zum Beispiel Kupfer knapp 1% fester und somit wieder über 9.800 USD je Tonne. Gemäß Angaben des Nationalen Statistikbüros ist der Kupferverbrauch in China im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 5,1% auf 7,92 Mio. Tonnen gestiegen. Dies steht allerdings im Kontrast zu Aussagen des staatlich geführten Informationsanbieters Antaike, wonach der Kupferverbrauch Chinas in diesem Jahr zwar um 7-9% steigen soll, aber "nur" auf ein Niveau von 7,3-7,4 Mio. Tonnen. Eine mögliche Erklärung dieser Diskrepanz könnte sein, dass Antaike vom realen Verbrauch spricht, während das Statistikbüro den impliziten Verbrauch beziffert hat.
Vor dem Hintergrund der Unruhen und der dadurch gestiegenen Risikoaversion haben die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer in der Woche zum 22. Februar wie erwartet ihre Wetten auf steigende Preise massiv reduziert. Die Netto-Long-Positionen wurden um annähernd 30% bzw. 9,7 Tsd. auf 24,2 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit fünf Monaten. Der Kupferpreis hat im Beobachtungszeitraum aber lediglich um gut 5% nachgegeben. Angesichts des seitdem gestiegenen Preises dürften die Netto-Long-Positionen mittlerweile wieder ausgeweitet worden sein.

Agrarrohstoffe: Am Freitag haben sich die Preise für Getreide deutlich erholt, nachdem sie während der Vorwoche im Zuge der Gewalt in Libyen unter Druck geraten waren. Der Konflikt trug zu stark steigenden Ölpreisen bei, die die Furcht vor einem Konjunktureinbruch schürten. Investoren hatten sich daraufhin aus Long-Positionen zurückgezogen und Gewinne mitgenommen. Für die spekulativ ausgerichteten Finanzanleger der Kategorie Money Manager zeigt sich dies bei Weizen, wo sich die Netto-Long-Position nahezu halbierte. Auch bei Sojabohnen sanken die Netto-Long-Positionen. Bei Mais wurde dagegen mit gut 400 Tsd. Kontrakten ein neues Hoch erreicht. Dass trotz Flächenausdehnung und einer erwarteten Rekordernte die Lagerbestände zum Ende des Wirtschaftsjahres an Mais niedrig bleiben sollen, lassen spekulative Anleger auf weiter steigende Preise setzen. Die starke internationale Nachfrage - die US-Exporte (Netto-Verkäufe) an Mais betrugen nun die vierte Woche in Folge über 1 Mio. Tonnen - tat ihr Übriges. Mit 1,5 Mio. Tonnen wurde zuletzt der höchste Wert im laufenden Wirtschaftsjahr erzielt. Dass auch die Weizenverkäufe die höchsten der letzten fünf Wochen waren, beflügelte am Freitag den Weizenpreis, zumal die Böden in weiten Teilen der US-Anbaugebiete noch immer nicht genug mit Feuchtigkeit versorgt sind. Dagegen werden aus einigen der von Dürre betroffenen Gebieten im Norden Chinas nun Regenfälle gemeldet.

Quelle: Commerzbank

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