Kommentar
07:14 Uhr, 29.10.2015

Rohstoffe - Produzenten sorgen für neuen Preisdruck

Einige namenhafte Rohstoffproduzenten haben angekündigt ihre Produktion zu senken. Das half den Rohstoffpreisen kurzfristig. Jetzt kommt der Gegenschlag. Die großen Produzenten Südamerikas und Australiens melden: die Produktion wird erhöht.

Man kann nicht alle Rohstoffe in einen Topf werfen. Jeder Rohstoff hat seine ganz speziellen Einflussfaktoren. Anleger stört das wenig. Die großen, übergeordneten Trends gelten für alle Rohstoffe gleichermaßen. Das zeigt Grafik 1. Dargestellt ist die Preisentwicklung von Metallen seit 1900. Für die bessere Vergleichbarkeit sind die Preise als Index dargestellt. Der Preisindex beginnt mit einem Wert von 100 im Jahr 1900.

Obwohl jedes Metall unterschiedlichen Produktionsbedingungen unterworfen ist kann man übergeordnet sagen, dass sich die Preise parallel bewegen. Selbst wenn die Nachfrage nach einem Metall das Angebot übersteigt, muss das nicht zwangsläufig steigende Preise nach sich ziehen. Sind Rohstoffe erst einmal in einem großen, zyklischen Trend gefangen, dann ist es fast chancenlos dort wieder herauszukommen, wenn andere Rohstoffe nicht mitziehen.

Die dargestellten Preise sind Nominalpreise und diese bewegen sich schnurstracks nach unten. Nickel befindet sich inzwischen wieder in dem Konsolidierungsbereich der 80er Jahre. Bei Eisenerz fehlt nicht mehr viel. Am ehesten haben noch Zink und Blei Luft nach unten, allerdings steuern Produzenten mit aller Macht gegen einen weiteren Preisverfall. Glencore, die 11% der Weltproduktion bereitstellen, kürzen ihre Förderung soweit, dass im kommenden Jahr weniger produziert als nachgefragt wird.

Blei, Zink und Nickel sind aufgrund von Förderkürzungen Kandidaten für eine Stabilisierung. Bei Kupfer und Eisenerz sieht die Sache ganz anders aus. Hier wird zwar auch ein Teil der Produktion vom Markt genommen, doch die Menge ist zu wenig, um die Produktionssteigerungen in Schwellenländern und Australien zu kompensieren.

In Australien eröffnet gerade eine der größten Eisenerzminen der Welt. Sie soll bis Ende 2016 ihre Produktionskapazität von 55 Mio. Tonnen erreicht haben. Das würde das weltweite Angebot um mehr als 2% steigern. Auch der brasilianische Produzent Vale geht mit einer neuen Mine an den Start. Diese kann das weltweite Angebot nochmals erheblich steigern.

Der Preis von Eisenerz hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert. Für US Produzenten ist das ein Desaster. Für Produzenten in anderen Ländern ist der Preisverfall ärgerlich, aber kein ganz so großes Problem. Rohstoffe werden in Dollar gehandelt. Ein Produzent in Brasilien erhält für seine Förderung Dollar. Die Kosten (Gehälter, Strom usw.) fallen jedoch in der lokalen Währung an.

Die lokalen Währungen haben gegenüber dem US-Dollar stark an Wert verloren. Der Eisenerzpreis ist zwar um 50% gefallen, aber der brasilianische Real gab ebenfalls um 50% nach. Das macht es für viele Produzenten möglich weiterhin in hohem Maße zu produzieren und dabei zumindest kein Geld zu verlieren.

Solange dieser Zustand anhält (lokale Währungen fallen ebenso stark wie die Rohstoffpreise) ist nicht mit Förderkürzungen bei Kupfer und Eisenerz zu rechnen. Problematisch wird die Lage dann, wenn der Dollar aufhört zu steigen. Gegenüber dem Euro scheint die Sache klar zu sein. Seitdem die EZB weitere geldpolitische Lockerung in Aussicht gestellt hat fällt der Euro gegenüber dem Dollar wie ein Stein.

Das EUR/USD Verhältnis ist für Rohstoffproduzenten wie Brasilien relativ unerheblich. Hier zählt, was die lokale Währung gegenüber dem Dollar macht. Hier deutet sich bei vielen Währungen ein Boden an, sprich, Währungen wie der Real gewinnen gegenüber dem Dollar wieder an Wert. Daraus kann eine mittelfristige Trendwende werden, die Rohstoffproduzenten sehr schnell in Bedrängnis bringt.

Schwellenländerwährungen, aber auch die kanadische und australische Dollar, verloren aufgrund der nahenden Zinswende gegenüber dem US-Dollar. Die Zinswende kommt (vielleicht), doch das dürfte inzwischen eingepreist sein. Die Chancen auf eine temporäre Rallye der Währungen der Rohstoffexporteure und damit der Rohstoffe stehen gut.

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3 Kommentare

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  • xAZSx
    xAZSx

    ich dachte Brasilien macht nix mehr in Dollar..wie jetzt..??kann mich einer aufklären..?

    19:16 Uhr, 29.10.2015
  • Thomas Spornraft
    Thomas Spornraft

    Ist die Grafik inflationsbereinigt?

    13:09 Uhr, 29.10.2015
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Aha...die Produzenten in Brasilien erhalten also USD....toll, haben Sie sich den Verlauf von Vale angeschaut?? Da sehen die Amis ja wie Highflyer aus.....

    08:44 Uhr, 29.10.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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