Rohstoffe: Es ist nicht alles Gold, was glänzt
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Wenngleich die Trendwende noch nicht erreicht zu sein scheint, zeichnete sich im vergangenen Monat immerhin eine Stabilisierung der Rohstoffpreisentwicklung auf niedrigem Niveau ab. Zwar deuten die Konjunkturdaten nach wie vor auf eine fast ungebremste Abwärtsdynamik der globalen wirtschaftlichen Aktivität hin, doch weitere Leitzinssenkungen und vielfach geschnürte Konjunkturpakete wecken erste Hoffnungsschimmer und lassen die Rohstoffpreise zumindest nicht mehr so stark fallen. Nun bleibt abzuwarten, ob damit tatsächlich der Boden gefunden ist. Es spricht unserer Meinung nach zwar viel hierfür, dennoch können wir weitere Abwärtsbewegungen vorerst noch nicht ausschließen.
Energie: Mit Ausnahme von Erdgas konnten sich die Preise für Energierohstoffe seit Jahresanfang einigermaßen stabilisieren. Am Rohölmarkt dürften langsam die Kürzungen auf der Angebotsseite wirken.
Edelmetalle: Die Preise für Edelmetalle befinden sich im Vergleich zu Sommer 2007, dem Beginn der Krise, als einzige Rohstoffuntergruppe auf einem höheren Niveau. Das Preisniveau wird jedoch nur von Gold hochgehalten. Die stärker industrieabhängigen Edelmetalle Silber, Platin und Palladium gaben im Preis nach.
Industriemetalle: Erste Stabilisierungstendenzen sind bei manchen Industriemetallen zu beobachten. Die Trendwende dürfte hier aber aufgrund der nach wie vor schlechten Konjunkturlage noch nicht erreicht sein.
Ölpreis stabilisiert sich auf niedrigem Niveau
1. Aktuelles: Wenngleich wir noch nicht von einer Trendwende am Ölmarkt sprechen können, zeigte sich zuletzt zumindest eine Stabilisierung des Ölpreises auf dem niedrigen Niveau von ca. 40 USDollar. Die Spekulanten könnten hierzu beigetragen haben, denn ihr Optimismus bezüglich der Rohölpreisentwicklung war in den vergangenen Wochen so stark ausgeprägt wie zuletzt im Mai 2008.
2. Saisonale Faktoren: Die OPEC-Länder haben Mitte Dezember 2008 beschlossen, die Fördermengen um 2,2 Mio. Barrels pro Tag mit Wirkung vom 1. Januar 2009 zu kürzen. Das ist die schärfste Drosselung der offiziellen OPEC-Quote, die jemals beschlossen wurde. Somit sinkt ab Januar die offizielle Förderquote auf 24,845 Mio. Barrels am Tag, so tief wie zuletzt Mitte 2004. Die Kürzung wurde als ein Rückgang der Fördermengen um 4,2 Mio. Barrels im Vergleich zur tatsächlichen Produktion im September kommuniziert, was ein Minus von fast 15 % bedeutet. Das erklärte Ziel der Kürzungsmaßnahmen ist es, die Balance zwischen Angebot und Nachfrage am Rohölmarkt wieder herzustellen und dem Überangebot ein Ende zu bereiten. Unseres Erachtens ist dies durchaus zu rechtfertigen, denn die globale Rohölnachfrage dürfte in den Jahren 2008 und 2009 rückläufig sein. Ob die Kürzungen tatsächlich den Preis stabilisieren können, hängt maßgeblich von der Disziplin der Mitglieder bei der Umsetzung der beschlossenen Drosselung ab. Im Dezember haben die OPEC-Länder die zuvor beschlossene Fördermengenkürzung vollständig umgesetzt, erste Daten für den Januar deuten ebenfalls auf eine gute Disziplin bei der Einhaltung der Quoten hin. Dies verstärkt nun die Erwartung an den Märkten, dass die ab Januar geltende scharfe Produktionsdrosselung in den kommenden Monaten vollständig umgesetzt wird.
3. Unsere Meinung: Die OPEC-Quotenkürzungen werden dazu beitragen, bis zum Sommer 2009 den mittelfristig gleichgewichtigen Rohölpreis in der Größenordung von über 70 US-Dollar wieder herzustellen. Die Angebotsdrosselungen dürften inzwischen den Nachfragerückgang am Ölmarkt mehr als kompensiert haben.
Platin – es ist nicht alles Gold, was glänzt
1. Aktuelles: Platin notiert nunmehr so tief wie zuletzt Mitte 2004. Der Platinpreis wurde im Verlauf von 2008 deutlich stärker in den Keller gedrückt als dies bei Gold oder bei Silber der Fall gewesen ist.
2. Fundamentale Faktoren: Während das Jahr 2007 noch von einer starken Verengung am Platinmarkt geprägt gewesen war, zeichnete das Jahr 2008 vor allem aufgrund der schlechten globalen Wirtschaftsentwicklung ein gänzlich anderes Bild. Nach Angaben von Johnson Matthey sank zwar das Angebot aufgrund von vielfältigen Produktionsstörungen mit 4,2 % in 2008 ähnlich stark wie im Vorjahr. Die Nachfrage brach jedoch ebenfalls ein. Sie schrumpfte um 2,3 %, während sie im Jahr zuvor noch um mehr als 3 % expandiert hatte. Die Problematik verbirgt sich in der Zusammensetzung der Nachfrage nach Platin. 50 % werden für die Produktion von Autokatalysatoren verwendet und die Autoindustrie steckt in vielen großen Industrieländern derzeit unübersehbar in der Klemme. Überraschenderweise hat sich das im Jahr 2008 aber noch gar nicht so stark in der entsprechenden Nachfragekomponente niedergeschlagen. Ergo: Hier steht im laufenden Jahr noch ein Rückgang bevor. Stark unter der Krise litt 2008 jedoch die Nachfrage nach Platinschmuck, die um 23 % zurückging. Auch die Investment-Komponente der Nachfrage verzeichnete eine Schrumpfung um 15 %. Gerade bei diesen beiden Nachfragekomponenten zeigt sich eindeutig, dass in der Krise Gold gegenüber Platin bevorzugt wurde. Denn bei Gold waren es genau diese Komponenten, die im Verlauf des Jahres großen Zulauf erlebten. Der Platinmarkt bestätigt das alte Sprichwort: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
3. Unsere Meinung: Dennoch sind die Perspektiven für den Platinmarkt zumindest langfristig nicht schlecht, denn die Nachfrage aus der Autoindustrie und für Platinschmuck wird nach der Krise wieder anspringen. Bis dahin dürfte aber noch eine Durststrecke bevorstehen. Wir rechnen aufgrund unserer Erwartung für die Entwicklung der Weltwirtschaft erst in der zweiten Jahreshälfte 2009 mit einer Trendwende bei der Platinnachfrage. Bis dahin dürfte das Überangebot am Markt den Preis weiter nach unten drücken.
Massives Überangebot am Aluminiummarkt
1. Aktuelles: Nicht nur der Absturz der Energiepreise, die bei der Aluminiumproduktion eine wichtige Rolle spielen, sondern vor allem der Einbruch der Nachfrage führte in den vergangenen Monaten zu einem Kursrutsch bei Aluminium. Wir befinden uns auf Preisniveaus aus dem Jahr 2003.
2. Fundamentale Faktoren: Die Fundamentaldaten deuten derzeit auf ein massives Überangebot hin. Die Nachfrage ist am Einbrechen. Die Weltrezession lässt die Konsumnachfrage im Bauwesen, im Transportwesen, in der Verpackungsindustrie und auch im Bereich Elektrizität zurückgehen. Zwar reagiert auch das Angebot entsprechend und die Produktion wird gekürzt. Doch den Daten des Internationalen Aluminiuminstituts (IAI) zufolge sank die weltweite Produktion erst im Dezember 2008 unter ihr Vorjahresniveau. Davor wurde die Produktion im Vorjahresvergleich noch ausgeweitet. Daraus resultiert der massive Aufbau von Lagerbeständen an der London Metal Exchange, der anzeigt, dass die Nachfrage noch deutlich schneller fällt als das Angebot. Im vierten Quartal 2008 lag 70 % mehr Aluminium auf Lager als noch ein Quartal zuvor. Im Vergleich zum Schlussquartal 2007 gab es sogar einen Lageraufbau um mehr als 150 %. Kein Wunder also, dass der Aluminiumpreis in den vergangenen zwölf Monaten um 45 % nachgegeben hat.
3. Unsere Meinung: Eine nennenswerte Stabilisierung des Aluminiumpreises dürfte erst dann erreicht sein, wenn die Produktionskürzungen das Ausmaß der wegbrechenden Nachfrage ausgleichen und somit dem Lageraufbautrend ein Ende bereitet wird. So weit ist es aber noch nicht. Wir rechnen für die erste Jahreshälfte 2009 mit einem anhaltenden Überangebot am Aluminiummarkt. Denn der Boden bei der Nachfrage dürfte weder in den Industrieländern noch in den für den Aluminiumkonsum wichtigen Schwellenländern wie China erreicht sein. Das Überangebot wird in den kommenden 3 und 6 Monaten noch die Preise nach unten drücken. Erst in der zweiten Jahreshälfte wird der Abwärtstrend aufgrund der Aufhellung der globalen Konjunktur gebrochen sein.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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