Kommentar
09:20 Uhr, 22.05.2008

Rohölpreis überschreitet 130 US-Dollar pro Barrel

1. Die US-Lagerdaten brachten heute eher negative Überraschungen. Die US-Rohölvorräte wurden in der vergangenen Woche um 5,1 Mio. Barrels stark abgebaut, während die von Bloomberg befragten Analysten mit einem geringfügigen saisonüblichen Anstieg gerechnet hatten (Bloomberg-Median: 0,3 Mio. Barrels). Dabei verharrt die wöchentliche Rohölnachfrage deutlich unter ihren jeweiligen Vorjahresniveaus und spräche für sich genommen für höhere Rohöllagerbestände. Die Benzinvorräte schrumpften um 0,8 Mio. Barrels ebenfalls überraschend (Bloomberg-Median: -0,25 Mio. Barrels). Hier liegt das Niveau der Lagervorräte jedoch deutlich über den Vorjahresniveaus, was in Einklang steht mit den etwas schwächeren wöchentlichen Benzinnachfragedaten im Vergleich zum Vorjahr. Die Heizöl- und Dieselvorräte wurden um 0,7 Mio. Barrels aufgestockt, was aber ebenfalls weniger ist als erwartet worden war (Bloomberg-Median: 1,4 Mio. Barrels). Schließlich erhöhte sich die Auslastung der US-Ölraffineriekapazitäten um 1,3 Prozentpunkte auf 87,9 %.

2. Das Bullensentiment am Ölmarkt setzt sich fort. Der Preis für die Rohölsorte WTI überschritt am heutigen Mittwoch das erste Mal die Marke von 130 US-Dollar pro Barrel. Die Abwertung des US-Dollars in den vergangenen Tagen hat zum Ölpreisanstieg sicherlich beigetragen, so auch der anhaltende Trend bei Analysten, Investmentbanken und Fondsmanagern zu einer deutlichen Anhebung ihrer Rohölprognosen. Nur ein Tropfen auf den heißen Stein war bei dieser Entwicklung die Ankündigung aus Saudi-Arabien, das Land werde seine Produktionsmenge im Juni etwas anheben. Zudem erntete das größte OPEC-Land hiermit Kritik aus den Reihen der Kartellmitglieder, die betonten, es werde kein außerplanmäßiges Treffen vor September stattfinden, demnach auch keine Anhebung der offiziellen OPEC-Quoten. Nicht zuletzt hat aber auch das verheerende Erdbeben in China zu der Einpreisung von zukünftig höheren chinesischen Importen von Öl und Ölprodukten geführt, was ebenfalls zum Preisanstieg beigetragen hat. Ein Ende der derzeitigen Ölpreisrallye ist für den Moment nicht absehbar.

3. In der Woche bis einschließlich 13. Mai weiteten die Rohölspekulanten, also die nicht-kommerziellen Ölhändler, ihre Netto-Long-Positionen zum zweiten Mal in Folge aus. In demselben Zeitraum stieg der Preis für die Rohölsorte WTI um fast 7 % auf einen Wochendurchschnitt von 124,8 US-Dollar pro Barrel kräftig an. Nach wie vor lässt sich der enorme Ölpreisanstieg der vergangenen Monate nur geringfügig durch diese Spekulationsdaten erklären, die von der CFTC, also der US-Aufsichtsbehörde für den Rohstoffterminhandel, veröffentlicht werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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