Kommentar
08:48 Uhr, 05.06.2008

Rohölmarkt mit Widersprüchen

1. Trotz eines Rückgangs bei der US-Rohölnachfrage und eines Anstiegs der importierten Rohölmengen kam es in der vergangenen Woche zum dritten Mal in Folge zu einer deutlichen Schrumpfung der Rohölvorräte. Die US-Rohöllagerbestände verzeichneten ein Minus von 4,8 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: 0,4 Mio. Barrels) und liegen nunmehr deutlich unter ihrem 5-Jahresdurchschnitt. Gleichzeitig setzte sich die Tendenz einer steigenden bei der Kapazitätsauslastung der US-Ölraffinerien fort, diesmal um 1,8 Prozentpunkte auf 89,7 %. Hierzu passt der Anstieg der Benzinlagerbestände um 2,9 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: 0,8 Mio. Barrels). Nach wie vor unauffällig und saisonüblich ist der Lageraufbau, den wir bei Heizöl und Diesel beobachten können. Zuletzt verzeichneten die Vorräte hier ein Plus von 2,3 Mio. Barrels (Bloomberg-Median: 1,6 Mio. Barrels).

2. Der Ölpreis tendierte in den vergangenen Tagen eher nach unten. Zuletzt unterschritt der Preis für die Ölsorte WTI die Marke von 123 US-Dollar. Dabei formierte sich am Wochenende bereits der erste Wirbelsturm der Hurrikansaison im Golf von Mexiko. „Arthur“ sorgte zwar für eine vorübergehende Schließung von Ölanlagen als Vorsichtsmaßnahme, löste sich dann aber rasch über der mexikanischen Halbinsel auf. Zum Wachrütteln der Marktteilnehmer, dass die Hurrikansaison da ist, war der Sturm sicher gut. Auf der Angebotsseite bestätigen die neuesten Daten den seit einiger Zeit anhaltenden Trend. Die Nicht-OPECProduktionsmengen schwächeln: Russland meldete für Mai einen erneuten Rückgang bei der Ölförderung. Die OPEC-Länder haben hingegen im Mai dank Saudi-Arabien und Iran mehr Rohöl angeboten als im Monat zuvor. Trotz der aktuellen Entspannung bei der Rohölpreisentwicklung rechnen wir in den kommenden Wochen und Monaten noch nicht mit nachhaltigen Ölpreisrückgängen auf Monatsdurchschnitte von unter 120 US-Dollar pro Barrel.

3. Überraschenderweise wurde der Anstieg des Ölpreises auf ein erneutes Allzeithoch im Wochenvergleich von 131,7 US-Dollar pro Barrel in der Woche bis einschließlich 27. Mai von einem deutlichen Rückgang der Netto-Long-Positionen der Rohölspekulanten begleitet. Die nicht-kommerziellen Händler halbierten in dieser Zeit ihre Netto-Long-Positionen beinahe, sodass die Netto-Long-Positionierung der Spekulanten nunmehr so niedrig ist wie seit Ende August 2007 nicht mehr, als die internationale Kreditkrise dabei war auszubrechen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten