Rohöl: Startschuss für die Driving Season und die Hurrikansaison
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1. Heute kam ein Schocker für die Ölmärkte. Anstatt der erwarteten Stagnation bei Rohöl wie auch bei Benzin (Bloomberg-Median: jeweils 0 Mio. Barrels) sanken die Rohölvorräte in der vergangenen Woche massiv um 8,9 Mio. Barrels und die Benzinvorräte um 3,3 Mio. Barrels. Bei den Rohöllagern wurde solch ein starker wöchentlicher Rückgang zuletzt im September 2004 verzeichnet. Rückläufige Importe bei Rohöl und bei Ölprodukten sowie die weiterhin schwachen Nachfragedaten können diese starken Rückgänge jedoch nicht vollständig erklären. Das Niveau bei beiden Lagern bewegt sich nunmehr in Richtung unteres Mittelmaß. Die erwartete Stagnation stellte sich anstatt bei den Lagern bei der Kapazitätsauslastung der Ölraffinieren ein. Die Heizöl- und Dieselvorräte folgten mit einem Plus von 1,6 Mio. Barrels ihrem saisonalen Aufwärtstrend.
2. In den letzten Tagen schwankte der Ölpreis recht stark. Vergangenen Donnerstag überstieg die Notierung für die Ölsorte WTI 135 US-Dollar. Anfang dieser Woche dämpften dann eine massive Verschlechterung des US-Konsumentenvertrauens und Proteste gegen hohe Kraftstoffpreise in mehreren europäischen Ländern die Erwartungen an die Benzin- und damit an die Rohölnachfrage. So sank der Preis für WTI am gestrigen Mittwoch kurzzeitig auf unter 126 US-Dollar. Anfang dieser Woche, am Memorial Day, fiel zudem der Startschuss für die diesjährige US-Sommerreisezeit (Driving Season). Sie dauert bis zum Labor Day am 1. September an. Tendenziell erreicht die US-Benzinnachfrage zu dieser Zeit des Jahres ihren Höhepunkt. Angesichts der aus konjunkturellen Gründen schwächelnden US-Benzinnachfrage und der gut gefüllten Benzinlager ist in den kommenden Monaten zwar keine massive Verknappung des US-Benzins zu erwarten. Aufwärtsdruck bei den Preisen könnte dennoch von der Rohölpreisentwicklung kommen.
3. Anfang Juni geht zudem die Hurrikansaison im Golf von Mexiko in ihre aktive Phase. Die erste Prognose des US-Klimaforschungsinstituts NOAA, die vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde, geht mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 % von einer normal aktiven, mit 65 % von einer überdurchschnittlich aktiven und mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 % von einer unterdurchschnittlich aktiven Saison aus. Eine normale Aktivität würde 6 Hurrikans entsprechen, wovon 2 als besonders schwer einzustufen wären (ab Kategorie 3 auf der Saffir-Simpson-Skala). Wir befinden uns bereits seit 1995 in einer überdurchschnittlich aktiven Hurrikanphase, sodass die diesjährigen Prognosen weder überraschend noch besonders verheerend sind. Für den vergangenen Sommer wurden sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 % mehr als sechs Hurrikans vorausgesagt – also eine überdurchschnittlich aktive Saison –, wobei am Ende fünf Hurrikans verzeichnet wurden. Da die Mehrzahl der Hurrikans in der Regel in die Monate August bis Oktober fällt, ist eine Vorwegnahme des Risikos von Produktionsausfällen durch Ölpreissteigerungen erst ab Mitte Juli zu erwarten.
4. Der geringfügige Anstieg des Ölpreises in der Woche bis einschließlich 20. Mai wurde von einem merklichen Rückgang der Netto-Long-Positionen der Rohölspekulanten, also der nicht-kommerziellen Rohölhändler, begleitet. Die bereits seit einigen Wochen seitwärts schwankende Positionierung der Ölspekulanten ist angesichts des ausgeprägten Anstiegstrends beim Ölpreis schwer mit der Ölpreisentwicklung in Einklang zu bringen. Jedenfalls spricht die anhaltende Netto-Long-Positionierung dafür, dass ein Preisaufschlag aufgrund der Spekulation im Ölpreisniveau enthalten ist. Mittelfristig rechnen wir mit einem Abbau der Netto-Long-Positionen der Spekulanten, der mit einem Preisrückgang verbunden sein dürfte. Die Seitwärtsschwankung bei der Positionierung der Spekulanten sollte aber zunächst noch – womöglich mehrere Monate lang – anhalten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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