Rohöl: OPEC rüttelt wie erwartet nicht an den Förderquoten
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1. Der US-Öllagerabbau geht weiter. In der vergangenen Woche haben sich die Ölvorräte der USA um 5,9 Mio. Barrels kräftig reduziert. Zum einen gingen die Ölimporte zurück, zum anderen hat sich die Ölnachfrage recht gut gehalten. Doch noch immer ist das derzeitige Öllagerniveau um 9 % höher als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre in der entsprechenden Kalenderwoche. Es sind also reichlich Ölreserven vorhanden, auf die die Amerikaner zugreifen können. So stark ist der Lagerüberhang bei Benzin nicht ausgeprägt (5,5 % über dem 5-Jahresdurchschnitt). Dafür kamen in der vergangenen Woche 2,1 Mio. Barrels Benzin hinzu. Bei Diesel und Heizöl schließlich ist der Aufwärtstrend ungebrochen, die Vorräte wurden zuletzt um weitere 2,0 Mio. Barrels aufgestockt und liegen derzeit fast 24 % über ihrem 5-Jahresdurchschnitt. Einen Hinweis auf die schwache Nachfrage nach Ölprodukten wie Heizöl und Diesel liefert die niedrige Kapazitätsauslastung der US-Ölraffinerien, die auch zuletzt auf dem niedrigen Niveau von 87,2 % verharrte.
2. Die OPEC-Länder haben bei ihrem gestrigen Meeting wie erwartet die offizielle Förderquote unverändert bei 24,8 Mio. Barrels pro Tag belassen. Sie haben ihre Entscheidung damit begründet, dass die globale Konjunkturerholung zwar unterwegs sei, doch die Prognosen bezüglich der Stärke und der Geschwindigkeit der Erholung nach wie vor mit großer Unsicherheit behaftet seien. Für eine weitere Quotenkürzung gibt es demnach keine Notwendigkeit, denn die weltweite Ölnachfrage ist dabei, sich zu erholen. Eine weitere Drosselung der Ölproduktion würde nur unnötig Preisdruck erzeugen und eine Gefahr für die weltwirtschaftliche Erholung darstellen. Für eine Anhebung der Produktionsmengen ist es jedoch zu früh, denn die weltweiten Lagerüberhänge bei Rohöl sind noch zu hoch. Die gestrige Entscheidung des Kartells hat sicherlich auch die Entwicklung des Ölpreises maßgeblich beeinflusst, denn dieser hat sich in den vergangenen Monaten recht stabil im Bereich zwischen 65 und 75 US-Dollar bewegt. Damit können sich die OPEC-Länder zufrieden zeigen.
3. In der Woche bis einschließlich 1. September reduzierten die nicht-kommerziellen Ölhändler an der Warenterminbörse in New York (NYMEX) ihre Netto-Long-Positionen von 40 auf 29 Tausend Kontrakte. Im selben Zeitraum fiel der Ölpreis um 2,5 % auf einen Wochendurchschnitt von 71,5 US-Dollar pro Barrel. Seit Anfang September gibt es allerdings von der US-Aufsichtsbehörde für den Warenterminhandel (CFTC) nicht nur die Abgrenzung zwischen kommerziellen und nicht-kommerziellen Ölhändler. Wie vor einigen Wochen angekündigt legt die CFTC jetzt eine größere Transparenz bei den Handelsdaten an den Tag und veröffentlicht nunmehr vier Händlerkategorien neben den bisherigen zwei: 1) Produzent/ Kaufmann/ Verarbeiter/ Verbraucher, 2) Swap Händler, 3) Managed Money und 4) Sonstige. Kategorie eins beinhaltet im Wesentlichen die typischen physischen Ölhändler. Kategorie zwei sind u.a. Banken sowie Indexhändler, die früher zu der kommerziellen Kategorie zählten. Swap Händler können in einer Transaktion der Gegenpart entweder zu Spekulanten oder kommerziellen Händlern sein. Die dritte Kategorie beinhaltet Händler, die für Drittkunden organisierten Futureshandel durchführen. Hierzu gehören u.a. Hedge Fonds, CTAs (commodity trading advisor) und CPOs (commodity pool operator). Bislang hat die CFTC die Positionierung dieser vier Händlergruppen lediglich für die Woche vom 1. September veröffentlicht, daher ist die Interpretation und vor allem der Zusammenhang dieses einen Datenpunktes mit der Ölpreisentwicklung kaum ersichtlich. Der Blick auf die jetzt vorhandenen Daten zeigt lediglich, dass die physischen Händler netto-short positioniert sind, während die Swap Händler und die Kategorie Managed Money eine Netto-Long-Positionierung aufweisen. Zugleich hat aber die CFTC angekündigt, die entsprechenden Daten rückwirkend für die letzten drei Jahre zur Verfügung zu stellen, mit deren Hilfe dann eine bessere Analyse und ein größerer Erkenntnisgewinn möglich sein werden.
Autor: Dr. Dora Borbely
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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