Kommentar
20:03 Uhr, 02.11.2005

Rohöl: Lagerbestände im Rahmen der Erwartungen

1. Erstmals seit Wochen entwickelten sich die Öllagerbestände in den USA mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen. Bei den Rohöllagerbeständen hält der Trend der vergangenen Wochen an. Erneut war ein Plus von 2,7 Mio. Barrels zu verzeichnen. Erwartet wurde ein Anstieg um 2,5 Mio. Barrels. Die Freigabe von weiteren 1,9 Mio. Barrels aus den strategischen Reserven dürfte einen Großteil zu dem Anstieg beigetragen haben. Die Rohölproduktion selbst lieferte keine positiven Impulse. Erneut war ein Rückgang im Vergleich zur Vorwoche zu verzeichnen. Bereits seit Wochen liegt die Produktion im Golf von Mexiko bei lediglich 30 % des normalen Niveaus. Ein Fortschritt bei der Wiederaufnahme der Produktion ist kaum zu verzeichnen.

Die Benzinlagerbestände legten im Vergleich zur Vorwoche um 1,0 Mio. Barrels zu (Bloomberg-Median: +700.000 Barrels). Die Heizöl- und Diesellagerbestände fielen in der vergangenen Woche um 159.000 Barrels (Bloomberg-Median: -1,0 Mio. Barrels). Angesichts der bevorstehenden Heizperiode liegt das Hauptaugenmerk momentan allerdings stärker auf der Unterkategorie Heizöl. Hier war ein Minus von 1,0 Mio. Barrels zu verzeichnen. Dies sorgt trotz der aktuell milden Temperaturen in den USA nicht unbedingt für Beruhigung. Die Kapazitätsauslastung stieg trotz der Wiederinbetriebnahme einiger durch Katrina und Rita in Mitleidenschaft gezogener Raffinerien lediglich um 1,76 Prozentpunkte. Während sich die Rohölimporte mit 10,1 Mio. Barrels pro Tag auf vergleichsweise hohem Niveau halten, scheint die Importflut auf der Produktseite langsam abzuklingen. Erneut war ein Rückgang um 300.000 Barrels pro Tag festzustellen, wobei das Niveau mit 4,0 Mio. Barrels pro Tag immer noch deutlich über dem durchschnittlichen Niveau der vergangenen Monate liegt.

2. Erneut liefert die den Daten zugrunde liegende Nachfrageentwicklung die interessantesten Einblicke. Von vermeintlichen Nachfragerückgängen auf der Produktseite ist in den Daten mittlerweile kaum noch etwas zu sehen. Hinzu kommt, dass die Produktpreise in den vergangenen Wochen so stark gefallen sind, dass sie nun wieder deutlich unter den Vor-Hurrikan-Niveaus vom August notieren. Die Augustdaten belegen indessen, dass damals die Nachfrage trotz der höheren Benzinpreise noch kräftig gewachsen war. Alles in allem bleiben wir daher unserem Credo der vergangenen Wochen treu: Dass es sich bei dem derzeitigen Ölpreisrückgang um einen nachhaltigen Rückgang aufgrund einer schwächeren Nachfrageentwicklung handelt, halten wir für ausgesprochen unwahrscheinlich. Wir sehen daher in den kommenden Wochen und Monaten die Preisrisiken deutlich auf der oberen Seite. Erneute Höchststände in den Wintermonaten sind durchaus wahrscheinlich.

3. Die Mehrheit der Spekulanten an der New York Mercantile Exchange ist weiterhin short positioniert. Die absoluten Short-Positionen der Spekulanten haben in der vergangenen Woche einen weiteren Höchststand erreicht. An unserer grundsätzlichen Einschätzung, dass die Netto-Short-Positionen in den nächsten Wochen zurückgefahren werden dürften, was für Aufwärtsdruck an der Preisfront sorgen sollte, ändert sich weiterhin nichts.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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