Risiken und Chancen halten sich die Waage
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Die Entwicklung der Aktienmärkte, speziell des DAX seit den Tiefs im Herbst letzten Jahres mit über 40 Prozent, ist für uns keine Hausse, Rallye oder euphorischer Aktienrausch, sondern lediglich eine Korrektur der irrationalen Verluste im August 2011. Dies bedeutet weder, dass damit das Potenzial schon erschöpft wäre, noch dass die Tür jetzt automatisch zu charttechnisch weiteren Höhen aufgestoßen wäre. Es ist einfach nur eine Wiederherstellung der Normalität in Bezug auf die Weltkonjunktur.
Dieses Niveau bedeutet jedoch auch, dass ab jetzt keine Krisenverkäufe bzw. Entspannungskäufe, ob liquiditätsgetrieben oder nicht, stattfinden, sondern die fundamentalen Daten wieder die Oberhand gewinnen und im Fokus stehen – folglich auch die Konjunkturentwicklung und die Unternehmensgewinne.
Die Differenzen in den einzelnen Indizes spiegeln dies auch wider. Gewann der DAX in einem seiner besten Jahreseröffnungs-Quartale in der Spitze über 20 Prozent, so verlor der spanische IBEX rd. 5 Prozent und der chinesische Shanghai Composite bewegt sich um die schwarze Null.
Auch die jüngsten Konjunkturdaten, wie Einkaufsmanager-Indizes aus China, Frankreich, Deutschland, sowie Auftragseingänge in USA und Wirtschaftsvertrauen in Europa bewegten die Börsen und führten zu Gewinnmitnahmen zum Ende des Quartals. Diese Entwicklung hin zu Fundamentaldaten – auch wenn sie schlechter sind als erwartet – begrüßen wir sehr, spricht es doch für eine rationale Sicht auf die Wirtschaft und auf die Märkte.
Risiken nicht außer Acht lassen
Trotz des freundlichen Jahresstarts für nahezu alle Anlageklassen, gibt es einige Risiken, die es zu beachten gilt bzw. die zu Verunsicherung im Vorfeld führen könnten. Diese Risiken sind alle politischer Natur.
Wahlen in Frankreich
Die Wahlen in Frankreich und ein möglicher Wechsel zu einem sozialistischen Präsident, birgt die Gefahr einer Verschlechterung der deutsch-französischen Beziehungen in sich. Dies würde die internationale Sichtweise auf Europa massiv verschlechtern. Darüber hinaus ist Frankreich der zweitgrößte Garantiegeber für diverse Rettungsschirmkonstruktionen. Etwaige Kapitalflucht aus Frankreich könnte dessen Kreditfähigkeit weiter verschlechtern (nach der Wahl von Mitterrand 1981 fiel der dortige Aktienmarkt um 33 Prozent und die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen stieg um 250 Basispunkte). Sollte die neue politische Linie in Frankreich nicht Konsolidierung der Staatsfinanzen und strukturelle Reformen, insbesondere die des Arbeitsmarktes, zum Ziel haben oder sogar das Gegenteil, würde dies Unsicherheit an den Märkten und zur Verteuerung der Kreditkosten führen.
Unserer Ansicht nach wird es jedoch nicht so drastisch kommen wie skizziert. Erstens wurden die Märkte 1981 von der Wahl Mitterrands stark überrascht, was aktuell nicht der Fall wäre und zweitens wird auch der mögliche Präsident Hollande - ein bekennender Europäer – nicht alle Reformbemühungen in den Wind schlagen und die Beziehungen mit Deutschland vernünftig angehen, wie alle seine Vorgänger.
Iran-Konflikt
Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran wird militärisch angegangen. Grund für dieses These ist die aus unserer Sicht, extreme Ausrichtung der Führungspersonen. Unmittelbare Folgen für die Märkte wäre ein stark anziehender Ölpreis mit sehr negativen Folgen für die Weltwirtschaft und die Inflation. Ein Blick in die Historie zeigt, dass immer wenn der Ölpreis um mehr als 100 Prozent innerhalb von 12 Monaten anstieg, Rezessionen und Aktienbärenmärkte zu verzeichnen waren. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Geschwindigkeit. Sollte sich der Ölpreis nachfragebedingt weiter so verteuern, wie seit 2009 (von 40$ auf 120$ in über drei Jahren) so könnten sich Industrie und Verbraucher besser darauf einstellen. Immerhin haben die OECD-Länder seit den 70er Jahren sehr stark an Energie-Effizienz gewonnen. Dies bedeutet, um eine Einheit Wirtschaftswachstum zu produzieren sind heute weniger als 50 Prozent Energieeinsatz notwendig als 1970. Wir gehen davon aus, dass aufgrund der US-Präsidentschafts-Wahl in diesem Jahr keine Aktion der Israelis gestartet wird – dafür aber 2013!
Chancen erkennen
Der DAX konnte ein ähnlich gutes 1. Quartal verzeichnen wie in den Jahren 1988, 1991, 1997, 1998. Anschließend folgten immer gute Aktienjahre. Die Statistik spricht also für ein gutes Jahr. Fundamental könnte dies von einer im Wahlkampf befindlichen US-Administration gestützt werden, die über die Notenbank als auch über wirtschaftspolitische Impulse für eine gute Konjunktur und einen sich bessernden Arbeitsmarkt sorgen wird. Darüber hinaus erwarten wir, als Folge von den nun eingepreisten schwächeren Wachstumsdaten aus China, eine Lockerung der dortigen Geldpolitik mit ebenfalls positiven Impulsen für die Weltkonjunktur.
Die Gewinne vieler Unternehmen befinden sich auf Rekord-Niveaus, aber die Aktienkurse noch lange nicht. Selbst bei stagnierenden Gewinn-Aussichten (was wir nicht erwarten) sollte dies eine gute Basis für die Märkte sein.
Fazit
Ein gutes ökonomisches Umfeld mit durchaus nennenswerten Perspektiven ist also vorhanden, wird jedoch von politischen Unsicherheiten bedroht. In solch einem Umfeld bietet es sich an, signifikante Aktienquoten zu haben, diese jedoch durch Put-Optionen abzusichern. Versicherungs-Prämien sind bei Volatilitäten von unter 20 Prozent im DAX oder im S&P 500 recht günstig.
Quelle: GECAM
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