Kommentar
08:05 Uhr, 20.10.2008

Rettung oder Abstieg? Citigroup vor den Zahlen

Das Rettungspaket in Höhe von 700 Mrd. Dollar für die Finanzmärkte hat die US-Regierung im Eiltempo durch den Kongress gepeitscht. Doch nach dem spektakulären Schritt geht es nun um die konkrete Umsetzung. So war ursprünglich geplant gewesen, den Banken in den Vereinigten Staaten ihre kriselnden Kredite abzukaufen, um so das Vertrauen in die Kreditinstitute und die Funktionsweise der Finanzmärkte wiederzuerlangen.

Staat will direkt einsteigen

Doch der Teufel steckt wie so oft im Detail. Mittlerweile hat der US-Finanzminister Henry Paulson seine Pläne geändert und scheint eher dem Vorbild Großbritanniens zu folgen. Demnach wollen auch die USA mit 250 Mrd. Dollar direkt bei den strauchelnden US-Kreditinstituten einsteigen. An diesem Geldsegen sollen Citigroup, Goldman Sachs, Wells Fargo, JP Morgan, Bank of America, Merrill Lynch, Morgan Stanley, State Street und Bank of New York partizipieren.

Die Stabilisierung des Bankensektors in den Vereinigten Staaten liegt dabei im allgemeinen Interesse, da die Versorgung der übrigen Unternehmen mit Geld und Krediten für das Funktionieren einer Volkswirtschaft unerlässlich ist. Dazu müssen die US-Geldinstitute wieder in die Lage versetzt werden.

Nach der gut einjährigen Finanzkrise können viele US-Banken diese wichtige Aufgabe nicht mehr problemlos erfüllen. Die schwierige Situation vieler Kreditinstitute lässt sich schon an ihrem Aktienkurs ablesen, was sich beispielsweise bei der Citigroup zeigt - die ehemals größte Bank der Welt. Der Kurs des Dow Jones-Wertes ist allein seit Anfang Januar bis zum Dienstag um 36,8% auf 18,62 US-Dollar abgestürzt. Binnen Jahresfrist musste Citigroup noch mehr Federn lassen und ist sogar um 59,7% eingebrochen. Zum Vergleich: vor einem Jahr notierte der Wert bei 46 US-Dollar, vor fünf Jahren bei 49 US-Dollar.

Analysten erwarten Verlust-Quartal

Der angekündigte Einstieg in den US-Bankenriesen könnte möglicherweise eine Trendumkehr bewirken. Daher erwarten Börsianer die Vorlage der Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2008 am heutigen Donnerstag (16. Oktober) mit wachsender Spannung. So rechnen Analysten durchschnittlich mit einem Umsatz von 19,49 Mrd. und mit einem Verlust von 0,7 Mrd. US-Dollar. Die Bekanntgabe der Geschäftszahlen dürfte somit erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Citigroup-Aktie haben.

Anlagemöglichkeiten mit Hebelprodukten

Für risikobereitere Anleger, die steigende Kurse erwarten, könnte der Wave-Call DB76RY vom X-markets Team der Deutschen Bank auf Citigroup interessant sein. Dabei ist der Call mit einem Hebel von ca. 9 ausgestattet, womit das Derivat etwa neunmal schneller steigt oder fällt als die Aktie. Falls Citigroup jedoch bis zum Ende der Laufzeit am 11. Dezember 2008 die Knock-Out-Schwelle bei 15 US-Dollar berührt oder unterschreitet, verfällt der Call wertlos.

Dagegen könnte der Wave-Put DB76RW mit einem Hebel von rund 2 für Anleger attraktiv sein, die auf fallende Kurse setzen wollen. Denn das Derivat legt im Wert zu, wenn die Aktie nachgibt. Sofern Citigroup jedoch bis zum 11. Dezember 2008 die Knock-Out-Schwelle bei 22 US-Dollar berührt oder überschreitet, verfällt auch dieses Derivat wertlos. Anleger sollten in jedem Fall beachten, dass beide Knock-Outs-Optionsscheine nicht währungsgeschützt sind.

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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