Analyse
09:36 Uhr, 31.03.2016

Rettende Übernahme - aber Aktionäre haben wenig zu lachen

Fusionen und Übernahmen sind für Aktionäre oft ein Geldsegen. Die Kurse der Zielunternehmen springen nach Bekanntgabe von Übernahmegesprächen oft 20, 30 oder 50% in die Höhe. Nicht so in diesem Fall.

Erwähnte Instrumente

  • Sharp Corp.
    ISIN: JP3359600008Kopiert
    Kursstand: 1,030 € (Frankfurt) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Sharp Corp. - WKN: 855383 - ISIN: JP3359600008 - Kurs: 1,030 € (Frankfurt)

Seit mehreren Monaten verhandelt das japanische Elektronikunternehmen Sharp mit zwei Bietern über eine Übernahme. Ursprünglich waren ein japanischer und ein chinesischer/taiwanesischer Bieter im Rennen. Der Zulieferer Foxconn bot letztlich deutlich mehr Geld. Das Erstangebot für den Kaufpreis lag bei 6 Mrd. Dollar. Sharp war zu diesem Zeitpunkt an der Börse nur 1,5 Mrd. wert. Die Aktie hätte sich streng genommen vervielfachen müssen, um dem Angebot gerecht zu werden. Das tat sie nicht.

Sharp Corp
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Es gab einen ganz kurzen Freudensprung von 60 %. Dieser Kurssprung überdauerte jedoch nicht einmal einen Tag. Heute steht die Aktie von Sharp wieder dort, wo sie vor dem ersten Übernahmeangebot stand. Das ist verwunderlich, denn letztlich einigten sich Foxconn und Sharp auf einen Kaufpreis von 3,5 Mrd. Dollar. An der Börse ist Sharp nur gut die Hälfte wert.

Nicht nur der ausbleibende Kurssprung ist verwunderlich, sondern auch der geringere Kaufpreis. Nach dem Angebot von Foxconn wurde bekannt, dass Sharp bisher unbekannte Verbindlichkeiten von über 3 Mrd. hat. Das führte letztlich zu der Preisreduktion. Für Aktionäre wäre es noch immer ein guter Deal, wenn Foxconn ihnen die 3,5 Mrd. zahlen würde, doch das wird nicht geschehen.

Foxconn übernimmt Sharp nicht, indem es bestehende Aktien übernimmt. Der Kauf erfolgt über eine Kapitalerhöhung von 3,5 Mrd. Dollar. Altaktionäre werden quasi enteignet, indem ihre Anteil durch die Kapitalerhöhung stark verwässert werden. Foxconn erhält über die Kapitalerhöhung knapp zwei Drittel der Anteile an Sharp. Der Kaufpreis fließt in die Bücher des japanischen Unternehmens und nicht an die derzeitigen Inhaber, den Aktionären. Das ist schon etwas bizarr. Der Deal ignoriert de facto die Inhaber des Unternehmens.

Ohne Foxconn wäre Sharp zugegebenermaßen insolvent. Aktionäre würden alles verlieren. So besteht immerhin die Hoffnung, dass Foxconn Sharp wieder in die Gewinnzone führt. Foxconn hat jedoch die Option weitere Aktien zu einem Preis von 88 Yen zu erwerben. Das ist ein Discount von 35 % auf den aktuellen Aktienkurs und somit ein enormes Schnäppchen für Foxconn.

Foxconn hat auch die Möglichkeit Banken ihre Aktien abzukaufen, die einen Teil der Finanzierung von Sharp gegen Aktien durchführten. Foxconn kann so über 80 % der Anteil erwerben, ohne einem bestehenden Aktionär auch nur einen Cent zahlen zu müssen. Das Ganze geschieht auch noch zu einem niedrigeren Aktienkurs als dem aktuellen Handelswert.

Je länger man darüber nachdenkt, desto absurder ist dieser Deal. Aktionäre werden durch eine Kapitalerhöhung an Foxconn zum absoluten Vorzugspreis enteignet. Da muss man sich schon fragen, ob das überhaupt noch alles mit rechten Dingen zugeht. Eine Werbetour, um Investoren nach Asien zu locken, ist dieser Deal jedenfalls nicht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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