Rentenmärkte setzen Abwärtstrend fort
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Die internationalen Rentenmärkte setzten ihren seit zwei Monaten andauernden Abwärtstrend fort. Norwegen erhöht überraschend die Zinsen. Erdölpreis geht wieder nach oben. In dieser Woche gibt es eine Vielzahl von Konjunkturdaten.
Euro-Rentenmärkte weiter unter Druck
Die Euroland-Renditen klettern beständig weiter. Inzwischen rentieren zehnjährige Bundesanleihen, die in der EWWU Benchmarkstatus genießen, mit 4,1 Prozent. Damit sind die Höchststände der Jahresmitte 2006 wieder in greifbare Nähe gerückt. Weniger das absolute Niveau als die Geschwindigkeit, mit der die Renditen in jüngster Zeit nach oben geklettert sind, ist dabei die eigentliche Überraschung. Anfang Dezember lag die Zehnjahresrendite noch bei 3,7 Prozent. Entsprechend mussten bereits im Umlauf befindliche Titel spürbare Kursverluste hinnehmen. Auf Indexebene - gemessen am JPMorgan EMU Bond Index - summierte sich der Wertrückgang in den zurückliegenden beiden Monaten auf rund zwei Prozent. Der Spielraum für Renditesteigerungen sollte damit aus unserer Sicht aber weitgehend ausgeschöpft sein, sodass das Risiko-Ertrags-Profil zusehends attraktiver wird.
Damit hat auch der Trend zur Kurvenverflachung erst einmal nachgelassen. Dies deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer - angetrieben durch die verbesserten Vorgaben aus den USA - die mittelfristigen Konjunkturaussichten überwiegend positiv beurteilen. Selbst der etwas schwächer als erwartet ausgefallene Ifo-Geschäftsklimaindex, immerhin das wichtigste Konjunkturbarometer für den Euroraum, konnte die europäischen Rentenmärkte nicht beflügeln. Dazu beigetragen hat sicherlich der Umstand, dass die Ifo-Erwartungskomponente weiter steigt, während lediglich die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage etwas ungünstiger ausfiel als zuvor.
Vor diesem Hintergrund verwundert es auch nicht, dass die Europäische Zentralbank verbal eine weitere Straffung der Zinszügel vorbereitet, zumal das Geldmengenwachstum erneut deutlich über dem Zielwert der Währungshüter lag. Zudem scheint auch die Unterstützung vom Rohölmarkt nachzulassen, nachdem das Ende der milden Witterung auf der Nordhalbkugel die Preise für ein Fass Rohöl (159 Liter) auf 55 US-Dollar ansteigen ließ. Am Geldmarkt sind für das erste Halbjahr 2007 jedenfalls bereits zwei weitere Zinserhöhungen eingepreist. Auch ein Überschreiten der 4-Prozent-Marke beim Euro-Leitzins wird nicht mehr von allen Marktteilnehmern ausgeschlossen. Geldmarktfonds bzw. geldmarktnahe Produkte sind damit für Anleger weiter interessant.
USA: Fed-Zinssenkungen immer unwahrscheinlicher
Die US-Konjunkturdaten überraschen weiterhin in der Mehrzahl positiv. Wie am Freitag bekannt gegeben wurde, erhöhten sich im Dezember die Auftragseingänge für langlebige Güter um 3,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dies spricht dafür, dass die Investitionstätigkeit mit Schwung ins Jahr 2007 geht. Außerdem lag die Zahl der Neubauverkäufe im Dezember deutlich über den Prognosen, woran auch die günstigen Wetterbedingungen einen gewichtigen Anteil hatten. Das Wort von der "harten Konjunkturlandung" oder gar der Rezession nimmt derzeit niemand mehr in den Mund. Die Konjunkturdaten, die in der laufenden Woche zur Veröffentlichung anstehen - insbesondere der ISM-Index und die Arbeitsmarktdaten - sollten das noch einmal bestätigen.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch am amerikanischen Rentenmarkt wider. Binnen Wochenfrist erhöhte sich die Rendite zehnjähriger US-Schatzanweisungen um fast 10 Basispunkte. Inzwischen befinden sich die Sätze auf dem höchsten Niveau seit August 2006. Die Zinsstrukturkurve verläuft oberhalb von 5 Jahren wieder durchweg steigend, was für die US-Konjunkturaussichten durchaus als positives Signal zu werten ist. Die noch vor nicht allzu langer Zeit weit verbreitete Meinung, die Federal Reserve Bank (Fed) würde in diesem Jahr wegen der nachlassenden Wachstumsdynamik deutlich die Leitzinsen senken, hat sich verflüchtigt. Am US-Geldmarkt sind die zuvor eingepreisten Zinssenkungen inzwischen wieder fast vollständig ausgepreist.
Norwegen mit überraschender Zinserhöhung
Das kleine Land in Nordeuropa hat viele Renten- und Währungshändler in der letzten Woche auf dem falschen Fuß erwischt. Entgegen den Prognosen hob die Norges Bank den Ausleihesatz um 25 Basispunkte auf 3,75 Prozent an. Damit trug sie dem kräftigen Wirtschaftswachstum und dem steigenden Inflationsdruck schneller Rechnung als erwartet. Insbesondere am Devisenmarkt fiel die Reaktion recht kräftig aus. Gegenüber dem Euro und dem US-Dollar verbuchte die Norwegische Krone jeweils einen Wertzuwachs von über zwei Prozent. Demgegenüber bleib der Rentenmarkt eher gelassen. Der Renditeanstieg bewegte sich hier weitgehend im Einklang mit den internationalen Rentenmärkten.
Ausblick
Der Datenkalender ist in dieser Woche reich bestückt. Neben der US-Notenbank-Sitzung, bei der zwar keine Zinserhöhung zu erwarten ist, dafür aber eventuell ein etwas schärferer Tonfall, stehen die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten ("Non- Farm Payrolls") sowie der wichtige ISM-Einkaufsmanagerindex zur Veröffentlichung an. Im Euroraum richtet sich das Hauptaugenmerk ebenfalls auf die Befragung unter den Einkaufsmanagern sowie den ersten Inflationsdaten für Januar. Spannende Frage: Wie stark schlägt die deutsche Mehrwertsteuererhöhung auf das allgemeine Preisniveau durch?
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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