Kommentar
08:12 Uhr, 26.10.2004

Rentenmärkte bleiben in fester Verfassung

Die internationalen Rentenmärkte präsentieren sich erneut in kräftiger Verfassung. Der Euro klettert gegenüber dem US-Dollar auf den höchsten Stand seit acht Monaten. Ungarn senkt die Leitzinsen. Schwierigkeiten der Automobilindustrie schlagen sich auch in den Anleihekursen nieder.

Nach einer monatelangen Seitwärtsbewegung zwischen 1,20 und 1,25 US-Dollar ist der Euro in der vergangenen Woche nach oben ausgebrochen und hat mit fast 1,27 US-Dollar den höchsten Stand seit acht Monaten erreicht. Damit ist auch das Allzeithoch von 1,2926 US-Dollar wieder in Sichtweite gerückt. Auslöser der jüngsten Dollar-Schwäche waren das weiter anschwellende US-Handelsbilanzdefizit sowie nachlassende Kapitalströme in Richtung Vereinigter Staaten. Die Entwicklung am Devisenmarkt geht einher mit einem zunehmenden Konjunkturpessimismus in den USA. Da ein spürbarer Rückgang der Ölpreise nicht zu erwarten ist, dürfte sich insbesondere die Konsumnachfrage der amerikanischen Verbraucher abschwächen. In dieses Bild passt, dass die Umsatz- und Gewinnerwartungen der US-Unternehmen vorsichtiger werden. An den Anleihemärkten spiegelt sich dies in weiter nachgebenden Renditen wider. Die Zehnjahreszinssätze von Treasuries rutschten wieder unter die psychologisch wichtige Marke von vier Prozent.

In der Eurozone wird der Anstieg der Gemeinschaftswährung gelassen gesehen, sinkt damit doch der ölpreisbedingte Druck auf die Verbraucherpreise. Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank rücken damit in weitere Ferne. An den Rentenmärkten wird diese Entwicklung mit einem neuerlichen Rückgang der Kapitalmarktzinsen honoriert. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren aktuell nur noch mit 3,9 Prozent, was trotz der in jüngster Zeit überwiegend schwächeren Konjunkturdaten doch sehr gering erscheint. Viel Spielraum nach unten besteht aus unserer Sicht jedenfalls nicht mehr. In den nächsten Wochen ist eher mit einer Seitwärtsentwicklung an den Anleihemärkten zu rechnen.

Vor dem Hintergrund der kräftigen Währungsaufwertung und einer nachlassenden Teuerungsrate hat die ungarische Notenbank in der letzten Woche die Leitzinsen um 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Seit Jahresbeginn legte der Forint gegenüber dem Euro um rund sechs Prozent zu. Ein wichtiger Grund hierfür sind nicht zuletzt die hohen Zinsen am kurzen Ende, die Ungarn für ausländische Investoren attraktiv machen. Bei einem Geldmarktzins von jetzt 10,5 Prozent und einer auf unter sieben Prozent gesunkenen Inflationsrate bieten Anlagen in Ungarn auch fortan attraktive Realrenditen. Weitere Zinssenkungen sind in nächster Zeit noch möglich. Sorgen bereitet jedoch insbesondere das hohe Haushaltsdefizit, wodurch sich der Beitritt zur Eurozone verzögern könnte. Damit befindet sich Ungarn, wie dem jüngsten gemeinsamen Konvergenzbericht von EU-Kommission und EZB zu entnehmen ist, in prominenter Gesellschaft: Mit Polen und Tschechien kämpfen nämlich auch die beiden anderen großen Euro-Aspiranten mit erheblichen Etatproblemen. Trotz dieser Schwierigkeiten haben sich die osteuropäischen Rentenmärkte in diesem Jahr bislang gut entwickelt. Der UniEuroAspirant, der stark in dieser Region engagiert ist, verzeichnete in diesem Jahr eine Wertsteigerung von über sieben Prozent.

Die Krise bei der Opel-Mutter General Motors sowie bei Volkswagen spiegelt sich auch in den Anleihen der beiden Automobilkonzerne wider. Entgegen dem allgemeinen Branchentrend haben sich die Risikoprämien (Spreads) ihrer Bonds im Vergleich zu Staatsanleihen in diesem Jahr vergrößert, wobei die Spreadausweitung bei GM infolge der jüngsten Rating-Herabstufung von S&P besonders stark war. Bei einem weiteren Downgrade würden GM-Bonds genauso wie die Anleihen des großen Konkurrenten Ford ihren Investment-Grade-Status verlieren. Investment-Grade steht für das Marktsegment solider Schuldner. Angesichts der schon seit längerem erkennbaren Schwierigkeiten auf dem US-Automobilmarkt haben wir Ford und GM in unseren Corporate-Portfolios untergewichtet. Vermindert wurden zuletzt auch VW-Anleihen in Fonds wie dem UniEuroRenta Corporates. Auf der anderen Seite blicken Bonds von Herstellern wie DaimlerChrysler, BMW, Renault, Peugeot oder Toyota auf ein bislang erfolgreiches Jahr mit zum Teil spürbaren Spreadeinengungen zurück.

Ausblick: Der überraschende Anstieg beim Ifo-Geschäftsklimaindex lässt die Hoffnung steigen, dass die Abschwächung der Konjunktur in Deutschland doch geringer ausfällt als zuletzt gefürchtet. Allerdings gibt es vom Arbeitsmarkt nach wie vor keine positiven Signale. Neben der Fortsetzung der Quartalsberichtssaison stehen in den USA mit dem Verbrauchervertrauen, dem Beige-Book der FED, dem Chicago-Einkaufsmanagerindex und insbesondere den Wachstumszahlen für das dritte Quartal wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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