Renditen ziehen auf breiter Front an
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An den internationalen Rentenmärkten zogen die Renditen in der letzten Woche auf breiter Front an. Der Euro verliert gegenüber dem US-Dollar weiter an Boden. Ölpreis verharrt bei unter 60 US-Dollar.
US-Konjunkturdaten: Positive Überraschungen
Die in der Vorwoche veröffentlichen US-Wirtschaftszahlen sind günstiger als erwartet ausgefallen. Die Sorge, dass es in den Vereinigten Staaten zu einer Rezession kommen wird, ist damit deutlich geschrumpft. Speziell die privaten Haushalte lassen sich von dem mancherorts zu vernehmenden Krisengerede bislang wenig beeindrucken, wie ein Blick auf die Einzelhandelsumsätze im September sowie das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen zeigt. Für die Konsumlaune haben vor allem die stark gesunkenen Ölpreise sowie die anhaltende Aktienmarkthausse gesorgt.
Vor diesem Hintergrund dürften die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank wenig Neigung verspüren, in Kürze die Zinsen zu senken, zumal das Inflationsthema trotz sinkender Ölpreise nicht vorschnell ad acta gelegt werden kann. Die Fed wird stattdessen vermutlich noch längere Zeit an dem gegenwärtigen Zinsniveau festhalten. Am Anleihemarkt ist die veränderte Wahrnehmung von Konjunktur und Zinspolitik ebenfalls zu spüren. Die zweite Woche in Folge gingen die Renditen nach oben. Im Vergleich zum Monatsbeginn, als die Zehnjahresrendite noch bei 4,6 Prozent lag, rentieren Treasuries jetzt wieder mit 4,8 Prozent.
Vor dem Hintergrund gewachsener geopolitischer Risiken Stichwort Nordkorea kam dieser Anstieg ein wenig überraschend, gelten doch Staatsanleihen für gewöhnlich als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Allerdings tritt hier ein Muster zutage, welches wir schon im Zusammenhang mit terroristischen Anschlägen kennen gelernt haben. Solange die wirtschaftlichen Folgen von solchen Ereignissen eher gering und überschaubar bleiben, zeigen sich die Teilnehmer an den Kapitalmärkten weitgehend unbeeindruckt und wenden sich schnell wieder ihrem Tagesgeschäft zu. Der Höhenflug an den Aktienmärkten ist ein beredtes Zeugnis hierfür.
Euro bei 1,25 US-Dollar
Der vergleichsweise starke Renditeanstieg in den USA schlägt sich auch am Devisenmarkt nieder. Für einen Euro mussten zuletzt nur noch 1,25 US-Dollar bezahlt werden und damit rund 2,5 Cent weniger als noch Anfang Oktober. Darin spiegelt sich die Erwartung wider, dass der Zins- und Renditevorteil der Amerikaner länger andauern könnte als bis vor kurzem erwartet wurde. Bislang war es Konsens, dass eine schrumpfende Zinsdifferenz den Euro stützen würde. Selbst ein im August auf fast 70 Mrd. Dollar angestiegenes US-Außenhandelsbilanzdefizit konnte der Dollaraufwertung nichts entgegensetzen. Die schon seit längerem zu beobachtende Tendenz, wonach allein die Zinsentwicklung die Wechselkurse bestimmt und realwirtschaftliche Trends weitgehend ausgeblendet werden, wurde hierdurch eindrucksvoll bestätigt.
Euroland-Wachstum sogar noch höher als bislang prognostiziert?
Wie am Mittwoch endgültig bestätigt wurde, belief sich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone im zweiten Quartal 2006 auf 0,9 Prozent gegenüber Vorquartal. Verglichen mit dem Vorjahresquartal ergibt sich dadurch ein beachtlicher Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 2,7 Prozent. Schenkt man den jüngsten Aufwärtsrevisionen für das BIP-Wachstum Glauben, könnte die Wachstumsrate im Gesamtjahr 2006 in etwa dasselbe Niveau erreichen, was aber weit über dem langjährigen Durchschnitt läge. Speziell die in der letzten Woche veröffentlichten Zahlen zur Industrieproduktion geben hierzu berechtigte Hoffnung. In Deutschland legte diese zuletzt mit 1,9 Prozent gegenüber Vormonat unerwartet kräftig zu. Dies war der größte Zuwachs seit drei Jahren.
Damit sind auch die Sorgen vor einer im kommenden Jahr spürbar abflauenden Euroland-Konjunktur geringer geworden. Die verbesserten Wirtschaftsaussichten für die USA nebst sinkendem Ölpreis tun ein Übriges, um die Wachstumschancen zu verbessern. Betrachtet man die Renditeentwicklung in den zurückliegenden beiden Wochen, so scheint der Konjunkturpessimismus jedenfalls unübersehbar nachzulassen. Zehnjährige Bundesanleihen werfen inzwischen wieder eine Rendite von 3,8 Prozent ab und damit inzwischen fast 20 Basispunkte mehr als zu Monatsbeginn.
Unklar bleibt indes, wie die Europäische Zentralbank im kommenden Jahr verfahren wird. Eine Zinserhöhung im Dezember auf 3,5 Prozent ist nach Ansicht professioneller Marktauguren eine ausgemachte Sache. Doch was folgt dann? Jüngst verbreitete Interviews führender EZB-Mitglieder konnten kein Licht ins Dunkel bringen. Abwarten dürfte daher bis auf weiteres die geeignete Strategie bleiben.
Ausblick
Der Blick der europäischen Rentenmarktteilnehmer richtet sich in der kommenden Woche mal wieder über den großen Teich, da der US-Bondmarkt den Takt an den internationalen Rentenmärkten vorgibt. Neben verschiedenen Frühindikatoren stehen Zahlen aus der Industrie und dem Immobiliensektor zur Veröffentlichung an. Im Euroraum dürfte der ZEW-Index die größte Aufmerksamkeit wecken.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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