Renditen geben kräftig nach
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Fed belässt die US-Leitzinsen unverändert. Renditen am amerikanischen Rentenmarkt geben kräftig nach. Euro kann sich nach Schwächephase der letzten Wochen berappeln. Ölpreis überwindet wieder die 60-USD-Marke je Barrel.
USA: Freundlicher Rentenmarkt
Kurzzeitig rentierten zehnjährige amerikanische Staatsanleihen in der Vorwoche mit über 4,8 Prozent. In den letzten Tagen gab die Rendite dann jedoch wieder spürbar nach und lag schließlich bei unter 4,7 Prozent. Von der Geldpolitik kam dabei kein Gegenwind für den Bondmarkt. Die Federal Reserve Bank beließ wie erwartet die Zielrate für die Fed Funds erneut bei 5,25 Prozent. Das anschließende Statement der Währungshüter fiel im Hinblick auf mögliche Inflationsgefahren sogar etwas moderater aus als nach den letzten Zusammenkünften des FOMC-Ausschusses. Das ohnehin schon geringe Restrisiko für einen weiteren Zinsanhebungsschritt der Fed hat damit nach Meinung vieler Marktteilnehmer nochmals nachgelassen.
Ob in absehbarer Zeit eine Gegenbewegung hin zu wieder niedrigen Leitzinsen stattfindet, hängt nicht zuletzt vom Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten ab. Im dritten Quartal hat sich die Wirtschaftsdynamik weiter nachgelassen, was jedoch keine Überraschung darstellt, sondern erwartet worden war. Auf das Jahr hochgerechnet erhöhte sich im Sommerquartal nach ersten Schätzungen die Wirtschaftsleistung nur noch um 1,6 Prozent gegenüber Vorquartal. In den ersten beiden Quartalen des Jahres 2006 betrugen die Zuwächse noch 5,6 und 2,6 Prozent. Für die Wachstumsabschwächung waren in erster Linie stark rückläufige Wohnungsbauinvestitionen verantwortlich, die durch positive Wachstumsbeiträge des privaten Konsums und der unternehmerischen Investitionstätigkeit nicht vollständig kompensiert werden konnten. Zudem wurden die Lagerbestände spürbar aufgebaut, was allerdings mit Blick auf die Aussichten für das vierte Quartal nicht unbedingt gutes verheißt.
Den eher schwachen BIP-Zahlen stand in der Vorwoche jedoch auch eine Reihe von Konjunkturdaten gegenüber, die überraschend gut ausfielen (Auftragseingänge für langlebige Güter, Verbrauchervertrauen). Das bestärkt uns in unserer Meinung, dass es in den USA zu einer weichen Konjunkturlandung kommen wird. Die Renditen haben inzwischen ein Niveau erreicht, auf welchem ein weiterer deutlicher Rückgang nicht unbedingt zu erwarten ist. Hinzu kommt, dass hiesige Investoren am US-Rentenmarkt die Unterstützung von der Währungsseite wieder zu verlieren scheinen. Der Dollar-Höhenflug wurde bei 1,25 USD je Euro gestoppt. Inzwischen liegt der Wert wieder bei 1,27 USD.
Euroland: Konjunktureinbruch nicht in Sicht
Manche notorische Konjunkturpessimisten mögen es zwar immer noch kaum glauben, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft des Euroraums im kommenden Jahr ihren Aufschwung fortsetzen wird, nimmt beständig zu. Anders sind die zuletzt veröffentlichten Konjunkturindikatoren wie der deutsche Ifo- oder der französische Insee-Index nicht zu interpretieren.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex, der als das wichtigste Konjunkturbarometer in der Eurozone gilt, legte entgegen den Konsens-Prognosen erneut zu. Dabei verbesserte sich nicht nur die Einschätzung der aktuellen Lage, sondern überraschend auch die in die Zukunft gerichtete Erwatungskomponente. Der Schwung, mit dem die deutsche Wirtschaft ins nächste Jahr geht, so die Botschaft, sollte auch durch die neu hinzukommenden fiskalischen Belastungen Stichwort MwSt-Erhöhung nicht entscheidend verringert werden. In dieses Bild passt auch die gute Stimmung unter Deutschlands Verbrauchern. Der von der Gesellschaft für Konsumforschung ermittelte Index übertraf die Erwartungen und fiel abermals günstiger aus als im Vormonat.
Das verglichen mit den USA freundlichere Konjunkturumfeld schlägt sich auch an den Rentenmärkten nieder. Zwar konnte sich der Euroraum den Vorgaben aus Übersee nicht gänzlich entziehen und verzeichnete ebenfalls rückläufige Renditen. Der Renditerückgang fiel jedoch deutlich geringer aus als in den USA, sodass der transatlantische Renditeunterschied im Zehnjahresbereich auf 86 Basispunkte schrumpfte.
Gestützt werden die europäischen Rentenmärkte derzeit jedoch insbesondere durch markttechnische Entwicklungen. Konjunkturbedingt kräftig sprudelnde Steuerquellen verringern die Nettokreditaufnahme und damit das Emissionsvolumen der Euro-Staaten bei gleichzeitig anhaltend hoher Nachfrage vor allem nach länger laufenden Titeln.
Die Europäische Zentralbank wird diesen freundlichen Gesamteindruck von den Rentenmärkten nicht trüben. Bei der Sitzung des EZB-Rates am Donnerstag dürfte keine Zinserhöhung beschlossen werden. Der nächste Schritt nach oben sollte dann aber Anfang Dezember erfolgen. Was die Zinspolitik im nächsten Jahr angeht, halten sich die Notenbanker bislang bedeckt. Die gute Konjunkturlage sowie die monetären Bedingungen die Geldmenge M3 wächst immer noch deutlich schneller als erwünscht sprechen grundsätzlich für weitere Zinsanhebungen. Andererseits sind die Inflationssorgen im Zuge der gesunkenen Ölpreise wieder deutlich kleiner geworden.
Ausblick
Die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag sowie die am Mittwoch und Donnerstag zur Veröffentlichung anstehenden Einkaufsmanagerindizes aus den USA und dem Euroraum sind die Daten-Highlights in dieser Woche. Darüber hinaus gibt Eurostat am Dienstag die erste Schätzung für die Oktober-Inflationsrate im Euroraum bekannt. Dank des jüngsten Ölpreisrückgangs sollte die Teuerungsrate wie im Vormonat unter zwei Prozent liegen und damit den EZB-Zielwert erfüllen. Vor dem Hintergrund dieser zahlreichen Datenveröffentlichungen könnten die Rentenmärkte in der laufenden Woche erhöhten Kursschwankungen ausgesetzt sein.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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