Rendite und Risiko lassen sich niemals trennen – oder etwa doch?
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Sichere Gewinne im zweistelligen Bereich! Kursverdoppelung in nur wenigen Wochen! Mit unbekannten Aktienperlen zum Millionär werden! Mails oder Werbeschreiben mit solchen oder ähnlichen Botschaften hat wohl jeder Aktienanleger schon einmal erhalten und hoffentlich ignoriert. Schließlich sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass außergewöhnliche Renditechancen am Kapitalmarkt (wobei die oben zitierten „Angebote“ genau diese natürlich nicht beinhalten) immer auch mit hohen Risiken zu bezahlen sind. Wer dagegen überhaupt kein Anlagerisiko eingehen will, muss sich eben mit der „sicheren Rendite“ begnügen, die – orientiert man sich an kurzlaufenden Bundesanleihen – derzeit signifikant im negativen Bereich liegt.
Glücklicherweise gilt der beschriebene Zusammenhang hauptsächlich an den äußeren Rändern des Rendite-Risiko-Spektrums sowie beim spekulativen Investieren mit nur einem oder sehr wenigen Wertpapieren. Bei geschickter Depotstrukturierung lässt sich die Beziehung zwischen den beiden Größen dagegen erheblich abmildern. Dabei liegt der Schlüssel zum Erfolg insbesondere in der breiten Ausrichtung des Wertpapierdepots, um auf diese Weise möglichst viele Markteventualitäten abzudecken. In diesem Fall – das hat schon der Nobelpreisträger Harry M. Markowitz Anfang der 50er Jahre wissenschaftlich nachgewiesen – können sich die Risiken der einzelnen Wertpapiere nämlich gegenseitig aufheben bzw. zumindest teilweise kompensieren, ohne dass hierfür nennenswerte Abstriche bei der erwarteten Depotrendite zu machen sind.
Im Aktienbereich kann dies beispielsweise über die Kombination verschiedener derivativer Anlageprodukte geschehen: So eignen sich Index Tracker dazu, ganze Märkte mit nur einem einzigen Wertpapier abzudecken und dabei von unbegrenzt steigenden Kursen zu profitieren. Bei Discount Zertifikaten ist der maximale Gewinn durch den eingebauten Cap zwar begrenzt, dafür wirft diese Produktgattung aber auch bei stagnierenden und sogar leicht fallenden Aktienmärkten Gewinne ab. Im Falle von Verlusten werden diese im Vergleich zu reinrassigen Aktieninvestments zumindest abgemildert. Und mit Capped Bonus Zertifikaten kann selbst bei stärker fallenden Basiswerten das vorgegebene Renditeziel noch erreicht werden, sofern die Barriere während der Laufzeit zu keinem Zeitpunkt berührt oder unterschritten wird.
Reverse Bonus Zertifikate spielen ihre Stärken dagegen insbesondere bei fallenden Aktienmärkten aus. Im Gegensatz zur klassischen Ausgangsvariante liegt die Barriere bei ihnen zum Emissionszeitpunkt deutlich über dem Kurs des Basiswertes. Auf die jeweilige Endfälligkeit bezogen erwirtschaften sie damit bei fallenden, stagnierenden und leicht steigenden Märkten (bis zur Barriere) hübsche Erträge.
Ein entsprechend zusammengestelltes Portfolio, das alle diese Eventualitäten abdeckt, ermöglicht nun natürlich keine exorbitant hohen, wohl aber durchaus attraktive Zugewinne. Gleichzeitig fällt das Anlagerisiko durch die Kombination der genannten Derivatestrukturen deutlich niedriger aus als bei separater Betrachtung jedes einzelnen Wertpapiers.
Insofern lassen sich Rendite und Risiko bezogen auf einzelne Wertpapiere in der Tat zwar niemals trennen. Die Wertschwankungen des Gesamtdepots können durch die Kombination verschiedener geeigneter Finanzprodukte bei gegebenen Ertragsvorstellungen aber erheblich reduziert und das Chance-Risiko-Verhältnis in Bezug auf die eigene Risikoneigung optimiert werden.
Christine Romar, Zertifikate-Expertin bei der Citigroup Global Markets Deutschland AG
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