Kommentar
09:43 Uhr, 22.01.2016

Rendite mit Präzision

Warren Buffett würde dieses Unternehmen wahrscheinlich kaufen, wenn er könnte. Er kann aber nicht. Als Privatanleger hingegen kann man zugreifen.

Erwähnte Instrumente

  • Renishaw PLC
    ISIN: GB0007323586Kopiert
    Kursstand: 17,070 £ (Chi-X) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Renishaw PLC - WKN: 868884 - ISIN: GB0007323586 - Kurs: 17,070 £ (Chi-X)

Warren Buffett erzielt seit Jahrzehnten überproportionale Renditen. Das liegt nicht daran, dass er kurzfristigen Trends hinterherhechelt, sondern gerne in absolut langweilige Unternehmen investiert. Diese Unternehmen haben für gewöhnlich handfeste Produkte. Von Derivaten und reinen online Service Unternehmen hält er sich fern.

Zuletzt kaufte Buffett Precision Castparts. Precision Castparts ist ein Gießereiunternehmen, welches z.B. Teile für Flugzeuge herstellt. Generell ist ein Gießereiunternehmen nicht unbedingt das, was Anleger vor Augen haben, wenn sie an hohe Rendite denken. Gießerei ist etwas, was derzeit nicht gerade modern ist. Es hat weder mit Internet, noch mit Biotechnologie oder virtueller Realität zu tun. Es erinnert vielmehr an das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert, als die Industrie mit ihren rauchenden Schornsteinen die Städte verschmutzte.

Wegen eines altbackenen Images sind Unternehmen der Branche oft günstig zu haben. Die meisten Anleger ahnen nicht wie groß das Potential ist und dass es sich bei diesen Unternehmen sehr wohl um High-Tech Unternehmen handelt. Viele sind der Meinung, dass man mit diesen realen Produkten, die so ganz und gar nichts mit der Leichtigkeit des Internetzeitalters zu tun haben wollen, gutes Geld verdienen kann.

Precision Castparts wurde von Berkshire Hathaway um 30 Mrd. Dollar gekauft. Das Unternehmen ist höchstwahrscheinlich Kunde einer Firma, die Buffett nicht kaufen kann, aber gut ins Portfolio passen würde: Renishaw.

Renishaw ist ein britisches Unternehmen, welches ganz normal an der Börse notiert. Das Management hält allerdings über 50 % der Aktien, darunter einer der Gründer mit über einem Drittel der Anteile. Weitere 25 % werden von institutionellen Investoren gehalten. Eine Übernahme des Unternehmens ist dadurch so gut wie unmöglich. Als Kleinanleger hat man natürlich die Möglichkeit sich ein paar Aktien aus dem Freefloat ins Depot zu legen. Aber was macht Renishaw eigentlich?

Renishaw hat mehrere Geschäftsbereiche. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie mehr oder minder direkt mit Metrologie und Spektroskopie zu tun haben. Metrologie ist die Wissenschaft vom Messen. Mit Renishaws Produkten wird überall auf der Welt gemessen. Es geht dabei um räumliche Maße. Das klingt zunächst nicht sonderlich aufregend, ist aber ein nicht wegzudenkender Teil der Industrie.

Precision Castparts gießt Formen aus Metall. Woher aber weiß Precision Castparts genau, was es gießen muss, damit es passt? Mit Renishaws Produkten lassen sich einerseits Prototypen herstellen, andererseits lassen sich Formen bestimmen und reproduzieren. Eine Gießform muss auch erst einmal hergestellt werden. Vermutlich geschieht dies mit einem Produkt von Renishaw. Ist die Form gegossen, dann lässt sich ihre Qualität und Konformität ebenfalls mit Renishaws Produkten bestimmen.

Renishaw stellt sehr spezifische Messinstrumente her. Viele der Produkte sind Spezialanfertigungen, die auf das Bedürfnis des Kunden abgestimmt sind. Renishaw ist traditionell auf die Metallindustrie fokussiert und stellt nicht nur Messgeräte, sondern auch Instrumente für das Schneiden und Herstellen von Metallteilen her.

Seit einigen Jahren ist Renishaw im Bereich der räumlichen Messung mit Lasern aktiv. Dabei können ganze Landschaften und Gebiete mit einem Laser vermessen und virtuell dargestellt werden. Seit wenigen Jahren ist das Unternehmen auch im 3D Druckbereich eine Größe. Renishaw hat sich dabei auf den Metalldruck spezialisiert.

Wer etwas mit Metall zu tun hat kommt um Renishaw nicht vorbei. Das Unternehmen hat je nach Untersegment einen Weltmarktanteil von 40 % bis 90 %. Renisahw ist in einem hochspezialisierten Bereich tätig, in dem es kaum Anwendungen für Standardprodukte gibt. Der überwiegende Großteil der Produkte sind Sonderanfertigungen.

Renishaw hat weltweit eine einzigartige Position. Es hat nicht nur die Technologie und die finanziellen Mittel, um erfolgreich zu sein, sondern auch einen so hohen Marktanteil, dass sich gute Margen durchsetzen lassen. Die Nachfrage nach Sonderanfertigungen unterstreicht dies noch einmal.

Grafik 1 zeigt die Umsatz- und Gewinnentwicklung von Renishaw seit 1999. Umsatz und Gewinn verlaufen zyklisch mit der Konjunktur. Die Geschäfte laufen seit vielen Jahrzehnten gut, aber gegen Rezessionen ist Renishaw nicht resistent. In gewöhnlichen Zeiten wächst das Unternehmen mit 6 bis 15 % pro Jahr. Unterm Strich bleibt ein beachtlicher Gewinn.

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Vom Umsatz bleiben Renishaw ungefähr 20 % als Nachsteuergewinn. Das ist eine traumhafte Marge. Selbst Apple erreicht keine höhere Marge und das will etwas heißen. Renishaw ruht sich nicht auf seinem bisherigen Erfolg aus. Das Unternehmen investiert viel in Forschung und Entwicklung. Grafik 2 zeigt die Investitionen, die bei 16 % des Umsatzes liegen. Das sind substantielle Mittel, die Jahr um Jahr investiert werden und einen Wettbewerbsvorteil sichern.

Renishaw existiert nicht nur zum Selbstzweck. Es bietet Anlegern einen nachhaltigen Wertzuwachs. Die Vermögenswerte steigen kontinuierlich an. Dazu tragen organisches Wachstum, Investitionen und Übernahmen bei. Renishaw expandiert unter anderem durch Zukäufe, tut dies allerdings sehr selektiv und in seinen Kernsegmenten. Das Unternehmen legt keinen Wert darauf vollkommen neue Geschäftsbereiche zu erschließen nur um kurzfristig höheres Wachstum zu erzielen.

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Das Management hat einen guten Track Record, wenn es um Zukäufe geht. Sie machen Sinn und stärken die Weltmarktführerschaft des Unternehmens. Gleichzeitig wird darauf verzichtet in andere Bereiche vorzustoßen, von denen Renishaw wenig Ahnung hat und hoher Wettbewerbsdruck herrscht.

Anleger können sich regelmäßig über anständige Dividenden freuen, die 2,5 % bis 3 % Rendite bringen. Die Dividenden sind hoch, aber nicht so hoch, dass Mittel für Forschung und Entwicklung für Dividenden abgezweigt werden müssen.

Die Mischung aus Substanzwertsteigerung, Umsatz- und Gewinnwachstum sowie Dividenden bescheren Aktionären langfristig eine gute Rendite. Der Aktienkurs hat seit Erstnotiz eine jährliche Performance von 15 % eingebracht. Rechnet man noch die Dividenden hinzu, dann war Renishaw ein sensationelles Investment. Derzeit ist nicht absehbar, dass sich dies in Zukunft ändern wird. Derzeit korrigiert die Aktie mit dem Markt. Das kann eine gute Einstiegschance bieten.

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Die Aktie von Renishaw korrigiert seit einem Dreivierteljahr. Sondereffekte in Asien hatten den Umsatz 2015 besonders stark ansteigen lassen. Das wurde von Anlegern eingepreist. Die Sondereffekte werden sich nicht wiederholen. Auch das sollte inzwischen eingepreist sein. Die Korrekturbewegung könnte nun so langsam zu Ende gehen. Auch charttechnisch lässt sich das gut begründen.

Die Aktie notiert derzeit zu einem KGV von 15. Das ist weder besonders hoch noch besonders tief. Es ist fair. Von diesem fairen Wert aus sollte sich langfristig eine Rendite von 15 % pro Jahr erwirtschaften lassen. Die Betonung liegt auf langfristig. Der Langfristchart zeigt, dass es immer wieder längere Korrekturphasen gab, so etwa von 2000 bis 2002 und 2006 bis 2009.

Keiner weiß, ob sich die Aktie nun wieder in eine längere Seitwärtsrange verabschiedet. Das muss man regelmäßig überprüfen. Generell gibt es jedoch aus fundamentaler Sicht keinen Grund am zukünftigen Wachstum zu zweifeln. Ein Risikofaktor (neben der Konjunkturentwicklung) besteht jedoch. Das Durchschnittsalter des Managementteams ist relativ hoch. Einige Manager werden in den kommenden Jahren ausscheiden. Neue Manager werden zweifellos danach ausgesucht wie gut sie zum Unternehmen passen. Ein Risiko ist es jedoch trotzdem. Für neue Manager dürfte es schwer werden 30 Jahre Erfolgsgeschichte nahtlos fortzuführen.

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  • hotte38
    hotte38

    So weit, so gut! Warum wird die Wertpapierkennnummer nicht mitgeliefert?

    10:12 Uhr, 22.01.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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