Renaissance der europäischen Aktien
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Das Jahr 2012 war insbesondere von den Aktivitäten der Zentralbanken, Konjunkturangst und politischen Einflüssen geprägt. So sorgten die Wahlen in Griechenland, Frankreich, China (neue Regierung) und USA für beträchtliche Verunsicherung an den Märkten. Wachstumssorgen vor allem in Europa und China drückten die Aktienindices sowie Rohstoffe immer wieder nach unten, bis unkonventionelle Maßnahmen der Notenbanken – 3 Jahrestender für Banken, Operation Twist, Quantitative Easing IV – wieder für Hoffnung und temporär sogar Euphorie sorgten. Die Aussagen des Jahres kann sicherlich EZB-Präsident Mario Draghi für sich verbuchen: „Der Euro ist unumkehrbar“ sagte er und im Hinblick auf mögliche Maßnahmen der EZB: „Glauben Sie mir, das wird reichen“. Das Krisenszenario hat dadurch, ohne dass konkrete Umsetzungen erforderlich waren, seither kräftig abgenommen.
In diesem Umfeld konnten Aktienmärkte nach einer fulminanten Rallye in den letzten sechs Wochen unter dem Strich im Plus schließen. Für Euro-Anleger hielten sich die Gewinne in internationalen Indices jedoch in Grenzen. So verbuchte der Dow Jones nur ein Plus von 5,9 Prozent, der japanische Nikkei rund 7 Prozent und der MSCI World 13,2 Prozent, während der EuroStoxx50 17,6 Prozent und der DAX sogar 29 Prozent zulegen konnten. Mit Gold waren nur rund 4,9 Prozent zu verdienen und im weltweiten Anleiheindex sogar über 1 Prozent Verlust zu verzeichnen. Insgesamt also gar kein so ertragreiches Jahr, außer man war in europäischen Aktien investiert - für viele kaum zu glauben, ist doch die Krise noch so präsent.
Aktienmärkte vor Renaissance
In Europa und Deutschland haben die Anleger seit dem Hoch im März 2000 nun eine fast 13-jährige Aktienmarktbaisse durchlitten. Die Aktienmärkte sind strategisch angeschlagen, da die meisten Privatanleger der Aktie in dieser Zeit den Rücken gekehrt haben. Auch viele Institutionelle Anleger haben aufgrund der vergangenen Krisen sowie regulatorischer Belastungen von Aktieninvestments Abstand genommen. Paradoxerweise kommt man jedoch unter Renditeaspekten nicht mehr an Aktien vorbei! Der DAX bietet z.B. eine Eigenkapitalrendite von über 12 Prozent, wovon 3,5 Prozent als Dividenden ausgeschüttet werden. Im Gegensatz dazu erhält man bei 10- jährigen Bundesanleihen 1,5 Prozent, bei Unternehmensanleihen guter Bonität 2 Prozent und bei Junk Bonds rd. 5 Prozent - dies aber vor Kosten, Steuern und Inflation! Nach Abzug dieser Belastungen bleibt meist eine Negativrendite. Wir gehen also davon aus, dass sukzessive, spätestens aber wenn die wichtigen Indices neue Höchstkurse erreichen, der negative Nimbus einer Unternehmensinvestition abnimmt und sogar eine neue Ära für Aktien eingeläutet werden könnte. Denn von einer Überbewertung kann noch lange keine Rede sein, selbst wenn der DAX über 8.500 oder gar 9.000 Punkte steigt. Im europäischen Aktienmarkt schlummert aufgrund der Eurokrise und des massiven Kapitalabflusses aus den Peripherie-Aktienmärkten sogar ein noch größeres Potenzial.
Gewinne steigen weiter aufgrund des Weltwirtschaftswachstums
Es bleibt die Frage, ob die günstigen Bewertungen für Aktien denn auch in Zukunft durch Unternehmensgewinne unterlegt sein werden. Zunächst einmal gibt es auch bei der Bewertung Aufholpotenzial. Der DAX hat seit 2001 nur mit dem Faktor 1,5 zugelegt, die Unternehmensgewinne aber um 450 Prozent. Sollten also die Gewinne der Unternehmen in Zukunft nur stagnieren, bliebe genügend Potenzial für weitere Kurssteigerungen. Wir gehen aber von weiterem Weltwirtschaftswachstum aus, 2013 um rd. 3,5 Prozent, induziert besonders durch wachstumsorientierte Schwellenländer. Aber auch Europa könnte in den nächsten Jahren, nach erfolgter Konsolidierung, wieder zarte Wachstumsbeiträge liefern, was wiederum viele überraschen dürfte. Sollten sich also die Gewinne sogar dynamisieren, steigen die Kurse ohne dass Aktien teurer werden!
Umschichtungen aus anderen Asset-Klassen
Die beiden wichtigsten Anlageklassen sind Aktien und Renten. Letztere steigen seit nunmehr rund 30 Jahren im Kurs, d.h. die Renditen fielen zuletzt auf Rekordtiefs, und das in allen Industrieländern. Wird diese Super-Hausse weitergehen? Den genauen Zeitpunkt kennen wir auch nicht, aber stellen wir uns vor, die Zinsen für lang laufende Anleihen beginnen zu steigen, mit entsprechendem Kursverlust-Potenzial für die größte Anlageklasse der Welt - wo fließt das Geld dann hin? Naheliegend sind die Aktienmärkte, die erstens sehr liquide und zweitens ausreichend groß sind, um die Liquidität aufzunehmen. Diese Mittel könnten der Trigger für weitere Kursgewinne oberhalb der historischen Hochs der wichtigsten Indices sein. Also 8.200 im DAX, 1.576 im S&P 500, 14.200 im Dow Jones und das Verlaufshoch von 3.000 im EuroStoxx 50.
Gefahren beachten
Natürlich wird die Welt in Zukunft nicht weniger riskant und es muss jederzeit mit Stimmungsumschwüngen gerechnet werden. Die größten Risiken sehen wir in einem schnellen, abrupten Anstieg der Anleihenrenditen in USA und Deutschland, denn schnell steigende Zinsen sind Gift für die Aktienmärkte. Weiteres Destabilisierungspotenzial für Europa sehen wir in der kompletten Ignoranz ökonomischer Sachverhalte durch die französische Regierung sowie der anstehenden Parlamentswahl in Italien.
Rohstoffe können in einem Wachstumsumfeld auch profitieren, das Potenzial reicht aber bei weitem nicht an das der Aktien heran. Edelmetalle tun sich in einem Umfeld steigender Zinsen und nicht stark steigender Inflation traditionell schwer. Das „sichere“ Goldinvestment braucht man also in 2013 nicht.
Quelle: Gecam
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