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12:38 Uhr, 20.01.2017

Regierungswechsel in den USA nach wie vor mit vielen Unsicherheiten

Eine neue Ära des Protektionismus wäre nach Meinung von Jeremy Lawson, Chefvolkswirt von Standard Life Investments, negativ für die Weltwirtschaft.

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Edinburgh (GodmodeTrader.de) - Mit dem neuen Präsidenten Donald Trump wird sich nicht nur die innenpolitische Landschaft in den Vereinigten Staaten verändern, sondern auch deren Beziehung zur restlichen Welt, wie Jeremy Lawson, Chefvolkswirt von Standard Life Investments, im aktuellen „Global Outlook“ schreibt.

Der kommende US-Präsident erbe eine positive ökonomische Ausgangsbasis. Bereits vor der Wahl hätten Volkswirte von Standard Life Investments viele Anzeichen dafür gefunden, dass sich das Wirtschafts­wachstum global verbessert habe. Stärkeres nominales Wirtschaftswachstum bedeute zugleich eine Rückkehr zu einem Wachstum der Unternehmensgewinne. Das britische Investmenthaus geht davon aus, dass sich dieses in den nächsten zwölf Monaten weiter verbessere, heißt es weiter.

Ob das erste Jahr der Trump-Präsidentschaft diese Trends weiter verstärke oder es zu einem Richtungswechsel komme, hänge von einer Reihe von Faktoren ab: Werde die Fiskalpolitik so locker wie alle erwarten? Werde Präsident Obamas innenpolitische Agenda zurückgebaut? Und komme es zu einer Neuorientierung der amerikanischen Außen- und Handelspolitik? „Die kurzfristigen Wachstumsaspekte des von Donald Trump versprochenen Politikpakets wurden von den Investoren nach der enttäuschenden Erholung der Wirtschaft von der Finanzkrise begrüßt. Die Rückkehr der republikanischen Mehrheiten im Repräsentantenhaus und im Senat sollte dazu beitragen, die politische Stagnation in Washington zu verringern. Dies betrifft insbesondere eine expansive Fiskalpolitik, bei welcher der Präsident und seine Partei am stärksten miteinander übereinstimmen“, so Lawson.

Ein fiskalpolitischer Impuls von mehr als einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2018 sei möglich. Dies könnte das Wirtschaftswachstum auf mehr als drei Prozent anheben. Damit würde das Wachstum um fast einen ganzen Prozentpunkt über unseren Prognosen ohne Stimulus liegen. Als Reaktion würde ein stärkeres Wachstum in den USA die Importnachfrage der USA für Güter aus dem Rest der Welt erhöhen und auch dem künftigen Wachstum einen Schub vorwärts geben. Wahrscheinlich würde dies auch höhere Leitzinsen der US-Notenbank mit sich bringen, heißt es weiter.

Mit Sorge sieht Lawson jedoch die veränderte US-Außen- und Handelspolitik: „Abgesehen von einer strafferen Geldpolitik und einem stärkeren Dollar liegen die größten Risiken einer Trump-Präsidentschaft wohl in seiner Handelspolitik, beispielsweise seinem Versprechen, sich aus der Transpazifischen Partnerschaft zurückzuziehen, China für einen Währungsmanipulator zu erklären und die Zolltarife der USA anzuheben. Eine solche neue Ära des Protektionismus wäre für die Weltwirtschaft negativ. Daher ist es wichtig, die wahren Absichten von Trump als Präsident zu identifizieren. Wir erachten als wahrscheinlichstes Szenario, dass Trump aggressive Rhetorik nutzen wird, um US-Unternehmen einen besseren Zugang zu ausländischen Märkten zu verschaffen und Anreize für die Produktion im Heimmarkt zu setzen. Allerdings zeigen die Ansichten der Trump-Kandidaten für die wichtigsten handelspolitischen Positionen in seiner Verwaltung, dass ein erhebliches Risiko besteht, dass Trump meint, was er sagt", so Lawson.

Letztlich sei Amerika nicht die einzige Quelle des politischen Risikos für die Weltwirtschaft. Auch Europa stehe vor einer Reihe politischer Herausforderungen. Destabilisierende Ereignisse würden wahrscheinlich die Zinsspannen in den europäischen Peripherieländern weiter vergrößern, die sich bereits in jüngster Vergangenheit im Zuge der spekulativen Zweifel an der EZB-Rückendeckung entwickelt hätten. Lawson zweifle allerdings daran, dass die Politiker nicht auf Marktbewegungen reagieren würden, welche die Politik der letzten vier Jahre und die wirtschaftliche Sanierung dieser Länder gefährden würden, heißt es weiter.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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