Kommentar
22:30 Uhr, 23.09.2009

Rally in voller Fahrt - Wie lassen sich die Gewinne sichern?

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  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Die hereinbrechende Finanzkrise führte in den vergangenen Jahren zu einer extremen Zunahme der Volatilität, also der Schwankungsintensität der Märkte. Diese Volatilität lässt sich sehr gut über die Volatilitätsindizes wie beispielsweise den $VIX ablesen. Dieser misst die durchschnittliche Volatilität kurz laufender Optionen auf den marktbreiten S&P 500.

Dort kam es bereits seit Ende 2006 nach einem Tiefststand bei 9,39 Punkten zu einer Aufwärtsbewegung, welche explosiv im vergangenen Herbst bei 89,53 Punkten endete. Dieses Panikniveau war, bereinigt um ältere Berechnungsmethoden, noch nie an den Märkten zu sehen. Seit Oktober geht die Volatilität nun stetig zurück. Die Auswertung des Chartbildes des Volatilitätsindex zeigt bereits einen Bruch des maßgebenden Aufwärtstrends der Vorjahre, was die Chance weiter fallender Notierungen bis 16,08 Punkte bieten würde. Gleichbedeutend wäre ein solcher Rückfall mit einer stabilen Bewegung der Aktienmärkte in der Tendenz nach oben.

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Dennoch kann der Volatilitätsindex nicht als Kaufsignal für den Gesamtmarkt interpretiert werden. Zwar steigt die Volatilität, also auch die Nervosität der Marktteilnehmer bei fallendem Gesamtmarkt, fallende Volatilität muss aber nicht gleichzeitig ein Kaufsignal darstellen.

Der Vorteil sinkender Volatilität ist aktuell die Tatsache, dass eine effektive Absicherung von bestehenden Long-Positionen wieder möglich wird. Eine interessante Möglichkeit der Absicherung des Positionsbestandes ist Allgemein der Kauf von Put-Optionen oder Put-Optionsscheinen auf den zugrunde liegenden Basiswert oder einen Leitindex. Bei geringem Kapitaleinsatz lässt sich so ein größerer Bestand an Positionen zumindest zu einem Großteil berechenbar absichern. Nachteilig wirkt sich in so einem Fall eine fallende Volatilität wie sie in den vergangenen Monaten zu verzeichnen war aus. Das Aufgeld des Optionsscheines, welches maßgeblich durch die Volatilität beeinflusst wird, schmilzt in diesem Fall zusammen und macht den Absicherungseffekt zu einem verlustreichen Unterfangen.

Aktuell sind die Volatilitäten aber wieder auf ein akzeptables Maß gefallen um Absicherungspositionen aufbauen zu können. Die Überlegung einer Absicherung bietet sich vor allem vor dem Hintergrund des noch immer bevorstehenden und statisch schwachen Börsenmonats Oktober an.

Wie lässt sich also konkret vorgehen, um eine bestehende Positionierung bis zum Ende des Jahres gegenüber einem überraschenden Markteinbruch effektiv abzusichern?

Angenommen, es besteht ein Depot von 100.000 Euro, welches voll auf dem DAX bzw. auf darin enthaltenen Aktien basierend Long investiert ist. Der Index steht derzeit bei rund 5.700 Punkten und befindet sich in einer Aufwärtsbewegung. Diese kann fortgesetzt werden, soll aber gegenüber einem unerwarteten Einbruch abgesichert werden. Die Erwatungshaltung des Anlegers ist ein Anstieg in Richtung 5.900-6.000 Punkte, es sollen aber vor allem größere Verluste bei einem unerwarteten Rückfall vermieden werden.

Gewählt werden kann in diesem Fall eine Absicherungsposition über einen Optionsschein mit einem Basispreis von 5.900 Punkten, welcher sich also derzeit bereits im Geld befindet. Wichtig ist, dass zum Ende der geplanten Positionierung noch eine Restlaufzeit von ca. 3 Monaten besteht, um die besonders dann auflaufenden hohen Zeitwertverluste nicht hinnehmen zu müssen. Es kann also eine Laufzeit März 2010 für eine Positionierung gewählt werden. Ein solcher Optionsschein ist derzeit für 4,97 Euro zu bekommen, was angepasst an das Bezugsverhältnis einem Gegenwert von 497 Euro gegenüber einem DAX entspricht.

Wenn 100.000 Euro investiert sind bedeutet dies, dass 100.000 Euro / 5.700 Punkte (aktueller Indexstand) = rund 18 Kontrakte im DAX abgesichert werden müssen. Diese Position in Optionsscheinen, also 18 Put-Positionen können dem gegenüber gestellt werden. Bei einem Bezugsverhältnis von 100 werden demnach 1.800 Put-Optionsscheine für 4,97 Euro gekauft, ein Gegenwert von 8.946 Euro. Der innere Wert des Optionsscheines berechnet sich zu 2,00 Euro, also insgesamt 3.600 Euro. Würde sich der DAX nun nicht mehr bewegen bis zum Laufzeitende des Optionsscheines im März, dann ist der maximal mögliche Verlust dieser Absicherung auf 8.946-3.600 = 5.346 Euro oder rund 5 % des Depotwertes begrenzt.

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Hierbei handelt es sich aber nur um den möglichen Verlust, welcher zum Laufzeitende auftreten würde. Zum Jahresende, dem Tradeziel der Absicherung, würde der Optionsschein bei einem Stand des DAX von 5.700 Punkten, wie die nachfolgende Abbildung zeigt, bei unveränderten Bedingungen nur 1 Euro verlieren, also insgesamt 1.800 Euro. Steigt der Index hingegen auf 6.000 Punkte, dann würden innerhalb des Optionsscheines 2,60 Euro, insgesamt 4.680 Euro verloren. Demgegenüber steht der mögliche Gewinn der eigentlichen Positionierung, welcher höher ausfallen sollte.

Fällt der Index allerdings zurück, dann hebt der Optionsschein die Verluste zunehmend auf und kompensiert diese bei einem stärkeren Markteinbruch vollständig. Interessant wird diese Entwicklung vor allem auch dadurch, dass bei fallendem Gesamtmarkt die Volatilität tendenziell deutlich steigt und der Optionsschein an Wert allein durch den volatilitätsbedingten Anteil gewinnt. So ist im Extrem aus einer 1:1 Absicherung auch noch ein Gewinn erzielbar.

Es handelt sich hierbei nur um ein einfaches idealisiertes Beispiel, welches die Möglichkeit der Absicherung von Long-Positionen nach dem umfassenden Anstieg des Gesamtmarktes aufzeigen soll. Über unterschiedliche Laufzeiten und Basispreise der Optionsscheine oder eine Übergewichtung dieser Positionsteile und Kombination mehrerer solcher Positionen lässt sich exakt auf den jeweiligen Bedarf und die Risikoneigung eine Gesamtposition eröffnen, was sich im Einzelnen aber nicht in diesem Umfang darstellen lässt.

Wichtig ist vor allem, dass nach einer langen höchstvolatilen Phase wieder effektiv Absicherungen über Optionen oder Optionsscheine möglich sind. Solche Positionen verursachen zwangsläufig Absicherungskosten, bieten aber die Möglichkeit, nach der umfassenden Rallye der Vormonate der Fortsetzung dieser Rallye, aber auch einem schärferen Rückfall besonnen zuzuschauen.

Marko Strehk
Technischer Analyse und Trader bei Godmodetrader.de

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Über den Experten

Marko Strehk
Marko Strehk
Technischer Analyst und Trader

Marko Strehk blickt auf intensive langjährige Erfahrungen mit verschiedenen Strategien des auf Charttechnik basierenden Tradings zurück. Als versierter Allrounder handelt Strehk Aktien und Indizes im kurz- und mittelfristigen Zeitfenster mit bestechender Präzision. Überragende Fähigkeiten in Trend- und Kursmusteranalysen, bei der Anwendung von Risiko- und Moneymanagementstrategien sowie ein umfassendes theoretisches Wissen zu unterschiedlichen Tradingmethoden und Tradinginstrumenten wie beispielsweise Hebelzertifikate, Optionsscheine, CFDs und Anlagezertifikate zeichnen ihn aus. Auf GodmodeTrader.de betreut Strehk als Headtrader die Produktpakete „Aktien Premium Trader“ und „CFD Trader Services“.

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