Kommentar
12:10 Uhr, 24.07.2012

Psst, nicht weitersagen – Biotech-Aktien gehen durch die Decke

Erwähnte Instrumente

Technologie-Aktien sind derzeit in aller Munde, egal ob sie Apple, Google oder Facebook heißen. Von seiner Wertentwicklung her hat sich aber bereits über die vergangenen Jahre ein ganz anderer Sektor in den Vordergrund gespielt, der seit seinem Boom zu Zeiten der Technologie-Blase immer mehr in den Hintergrund geriet, die Biotechs. Kaum ein anderes Segment konnte sich so stark von den krisengeschüttelten Märkten abkoppeln und immer wieder neue Höchststände generieren. Das zeigt schon allein der Blick auf den NYSE Arca Biotech Index, dem früheren Amex Biotech, der seit Jahresbeginn bereits um 35 Prozent an Wert zulegen konnte. Zwar kam es im vergangenen Jahr zu einem Rücksetzer um etwas mehr als 16 Prozent, doch war der Anstieg 2010 dafür mit über 37 Prozent ebenfalls weit überdurchschnittlich. Auf 3-Jahressicht weist das Biotech-Barometer damit eine Performance von stolzen 82 Prozent auf. Der DAX brachte es zum Vergleich in diesem Zeitraum gerade einmal auf ein Plus von 28 Prozent. Auch der NASDAQ Biotech Index liegt 2012 bereits um fast 26 Prozent vorne. Die besonders starke Performance in diesem Jahr ist laut „Moneycab.com“ auf drei wichtige Kurstreiber zurückzuführen: Die Zulassung von neuen umsatzstarken Medikamenten, die Publikation wegweisender Studienergebnisse durch wichtige Unternehmen, sowie verschiedene Übernahmen mit signifikanten Prämien. Kein Wunder, dass man von einer Fortsetzung der positiven Entwicklung ausgeht, zumal sich die Bewertungen der Aktien immer noch auf einem attraktiven Niveau befinden.

Für besonders spekulative Anleger kommt im Biotech-Sektor neben einschlägigen Einzeltitel-Engagements vor allem das ein oder andere vorwiegend im Bereich der Hebel-Papiere angesiedelte Produkt auf die BB Biotech-Aktie in Betracht. Zwar handelt es sich hier ebenfalls um einen Einzelwert, doch bildet die Schweizer Aktie eine Holdinggesellschaft ab, die ihrerseits wiederum in viele vor allem nordamerikanische und europäische Biotech-Firmen investiert Diese entstammen nach einem Strategiewechsel zuletzt vorwiegend dem klein- und mittelkapitalisierten Segment. Während Investoren mit Knock-Out-Long-Scheinen gehebelt auf einen weiteren Kursanstieg bei BB Biotech setzen können, hat die DZ-Bank ein ganz besonders „abgefahrenes“ Papier im Angebot. Einen sogenannten „Alpha-Turbo-Long“ (DZ2TZC), mit dem sich 5-fach gehebelt auf die relative Outperformance der BB Biotech-Aktie gegenüber dem DAX spekulieren lässt. Seit der Emission des Produkts im Februar konnte damit schon eine Performance von über 113 Prozent erzielt werden. Allerdings handelt es sich dabei natürlich um ein sehr ungleiches Alpha-Paar, für das bislang jedoch klar die Wertentwicklung spricht. Die Ausrichtung dürfte deshalb eher kurzfristig und nur unter Verwendung des nötigen „Spielgeldes“ sein. Mit dem entsprechenden Alpha-Turbo-Short (DZ4ZSU) kann zum „passenden“ Zeitpunkt übrigens der „Spieß“ genau umgedreht und auf eine Outperformance des DAX spekuliert werden.

WKN

Emittent

Typ

Basiswert

Fälligkeit

Hebel

DZ2TZC

DZ

Alpha-Turbo

BB Biotech long/DAX short

14.06.2013

5

DZ4ZSU

DZ

Alpha-Turbo

BB Biotech short/DAX long

14.06.2013

5

Wer dagegen den Biotech-Bereich eher längerfristig breit diversifiziert und ohne einen riskanten Hebel spielen möchte, findet am Markt diverse Delta-1-Zertifikate mit unbegrenzter Laufzeit auf die beiden genannten Indizes. In den NYSE Arca Biotech Kurs-Index kann beispielsweise gleich bei mehreren Emittenten zum Teil auch mit Währungssicherung investiert werden. Die bekannte Benchmark bildet die 20 von der Marktkapitalisierung her größten Titel ab, wobei vierteljährlich eine Anpassung erfolgen kann. Dabei erhalten alle Werte wieder eine Gleichgewichtung, um zu vermeiden, dass Aktien mit einer hohen Marktkapitalisierung im Index zu dominant werden. Demgegenüber werden die Einzeltitel beim NASDAQ Biotech Kurs-Index auch nach der Marktkapitalisierung gewichtet. Die RBS bietet auf diesen Basiswert einen Index-Tracker mit (ABN8LH) und ohne Währungssicherung (ABN9NJ). Zusätzlich fällt hier eine Indexgebühr in Höhe von 0,75 Prozent p.a. an. Längerfristig orientierte Anleger sollten sich immer überlegen, ob ihnen der Quanto-Mechanismus die zwei bis drei Prozent an zusätzlicher Gebühr jedes Jahr Wert ist.

Auch wenn bei den großen Biotechs die „Musik” noch immer in den USA spielt, sind doch gemessen an der Bevölkerungszahl heute die meisten Unternehmen dieses Sektors längst in der Schweiz ansässig, nicht zuletzt auch der gut ausgebildeten Arbeitskräfte wegen. Dies zeigt sich auch an der entsprechend hohen einschlägigen Investmentfondsdichte. Deshalb darf natürlich auch ein Schweizer Produkt nicht fehlen, wie das Endlos-Papier von Vontobel auf den von der Eidgenössischen Börse berechneten SXI Bio+Medtech Price Index (VFP0X2), der streng regelbasiert halbjährlich jeweils im März und September angepasst wird und auch zusätzlich den medizintechnischen Bereich abdeckt.

Apropos Investmentfonds, die Commerzbank hat auch an die Liebhaber dieser aktiv gemanagten Anlageinstrumente gedacht. Herausgekommen ist dabei bereits im Jahre 2001 ein Index-Produkt (719448), das jährlich jeweils die fünf nach bestimmten Kriterien besten Biotech-Fonds auswählt und gleichgewichtet in den Basiswert aufnimmt. Dabei müssen die potentiellen Kandidaten im Standard & Poor’s Fund Services (SPFS) Sektor „Aktien Biotechnologie“ zu finden sein, eine deutsche Vertriebszulassung besitzen und mindestens ein Volumen von 100 Mio. Euro aufweisen. Unter Einbeziehung der Volatilität werden dann die nach der 3-Jahres-, 1-Jahres- und 6-Monats-Performance besten fünf Fonds ausgewählt, wobei ein Anbieter jeweils nur einmal in der aktuellen Aufstellung vertreten sein darf. Die Dividenden werden im Commerzbank Biotech All Stars Fonds-Index ebenfalls berücksichtigt. Allerdings lässt man sich den höheren Management-Aufwand bei dem Produkt mit einer jährlichen Gebühr von 1,25 Prozent vergüten. Die momentane Zusammensetzung enthält gleichgewichtet den Dexia Eqs L Biotechnology C (LU0108459040), den Pictet Biotech (LU0090689299) und den DWS Biotech (DE0009769976), sowie den dit-BIOTECHNOLOGIE A EUR (DE0008481862) und den UBS (Lux) EF-Biotech B (LU0069152568). Seit Auflage im September 2001 hat das eigenwillige Zertifikat über den langen Zeitraum zwar nur marginal zugelegt, jedoch beläuft sich das Plus auch bei der Fonds-Lösung allein 2012 schon auf rund 35 Prozent. Von der Redensart „viele Köche, sprich Fondsmanager verderben den Brei“ kann hier also nicht die Rede sein.

Die Index-Tracker im Einzelnen:

WKN

Emittent

Basiswert

Fälligkeit

Quanto

Quanto-Gebühr p.a.

Gebühr p.a.

ABN9NJ

RBS

NASDAQ Biotech Kurs-Index

Endlos

Nein

0,75%

ABN8LH

RBS

NASDAQ Biotech Kurs-Index

Endlos

Ja

2,57%

0,75%

610670

RBS

NYSE Arca Biotech Kurs-Index

Endlos

Nein

A0AB88

SG

NYSE Arca Biotech Kurs-Index

Endlos

Ja

2,64%

SG23SP

SG

NYSE Arca Biotech Kurs-Index

Endlos

Nein

SG34LA

SG

NYSE Arca Biotech Kurs-Index

Endlos

Ja

0,35%

787363

HVB

NYSE Arca Biotech Kurs-Index

Endlos

Nein

GS0J01

GS

NYSE Arca Biotech Kurs-Index

Endlos

Nein

548311

UBS

NYSE Arca Biotech Index

Endlos

Nein

719448

COBA

Biotech All Stars Fonds-Performance-Index

Endlos

Nein

1,25%

VFP0X2

VON

SXI Bio+Medtech Price Index

Endlos

Nein

Der BörseGo Tipp:

Der stark boomende Biotech-Sektor sollte für Anleger derzeit mehr als nur einen Blick wert sein, schließlich konnte die Branche nach dem Motto „ Gesundheit hat immer Konjunktur“ die Finanz- und Schuldenkrise fast komplett ausblenden. Wegen der hohen Volatilitäten sollten Anleger hier aber eher breite Indizes präferieren, da diese die Gefahr, „aufs falsche Pferd“ zu setzen, vermindern. Allerdings zeigt die Langfrist-Betrachtung, dass eine bloße „Buy-and-Hold“-Strategie in diesem Segment keine Früchte getragen hätte.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen:http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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