Prokon steht vor der Insolvenz
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Prokon steht offenbar vor der Insolvenz. Das Unternehmen, das unbedarften Anlegern mit sehr hohen Zinsen den Kauf von Genussrechten schmackhaft machte, kann die Ausschüttungen an die Anleger nicht mehr finanzieren. "Eine Planinsolvenz kann nur verhindert werden, wenn wir für mindestens 95% des Genussrechtskapitals die Zusage erhalten, dass Sie uns Ihr Kapital mindestens bis zum 31.10.2014 nicht entziehen werden und einer Auszahlung, die auch in Raten erfolgen kann, zustimmen, oder wir ausreichend durch Neuzeichnungen unterstützt werden", teilte das Unternehmen am Freitag mit.
Ungefähr 75.000 Anleger hatten dem Unternehmen in den vergangenen Jahren rund 1,4 Mrd. EUR anvertraut. Verbraucherschützer warnten aber seit Langem vor der Zeichnung der Prokon-Genussrechte. Ein großer Kritikpunkt: Das Geld, mit dem Prokon die Anleger so üppig bedachte, stammte zum großen Teil gar nicht aus den erneuerbaren Energien, mit denen das Unternehmen so offensiv warb. Es stammte in erster Linie aus Geldern, die neue Anleger dem Unternehmen anvertrauten. Nur mit Geldern neuer Anleger konnten die Zinszahlungen an die bisherigen Anleger geleistet werden. Das Unternehmen war also darauf angewiesen, dass die Zahl der Anleger stetig wuchs - ein Schneeballsystem. Es ist meist nur eine Frage der Zeit, bis ein solches System zusammenbricht. An diesem Punkt scheint das Unternehmen nun zu stehen, nachdem Anleger rund 150 Mio. EUR an Geld abgezogen haben und nun die Ansprüche der verbleibenden Anleger auf der Kippe stehen. Das geht auch deshalb so schnell, weil das Unternehmen seine langfristigen Investitionen mit kurzfristigen Anlagegeldern finanzierte. Eine betriebswirtschaftliche Sünde, die schon viele Unternehmen und Banken in die Pleite schlittern ließ. Viele Prokon-Genussrechte sind mit einer Frist von nur vier Wochen kündbar.
Die drohende Prokon-Pleite zeigt einmal mehr, wie leicht Anleger auf unrealistische Rendite-Versprechen hereinfallen. Die Aussicht auf hohe Gewinne lässt viele Menschen nicht mehr rational denken und begünstigt deshalb Bauernfänger, Hochstapler und regelrechte Betrüger. Schon die offensive Werbung für Prokon hätte die Anleger zum Nachdenken bringen müssen. Denn warum muss das Unternehmen sogar in S-Bahnen für seine Genussrechte werben, wenn diese angeblich so attraktiv sind?
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Oliver Baron
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