Kommentar
15:28 Uhr, 07.03.2008

Produktion - Witterung und nachwirkende Vorzieheffekte stimulieren

1. Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe nahm im Januar unerwartet stark um 1,8 % mom zu (Bloomberg-Median: 0,3 % mom, DekaBank: 0,6 % mom). Das Vorjahresniveau wird kalender- und saisonbereinigt um 7,0 % überschritten.

2. Die guten Daten für Januar relativieren sich auf den zweiten Blick etwas. Zuallererst trug die Bauproduktion zu dem starken Plus bei (11,7 % mom). Diese wurde durch zwei Faktoren begünstigt. Erstens kam es im abgelaufenen Quartal zu einem starken Anstieg der Bauaufträge um 8,0 % qoq, die in erster Linie auf den öffentlichen Tiefbau zurückzuführen waren (+15,7 % mom). Die guten Steuereinnahmen des letzten Jahres ließen die Gebietskörperschaften nochmals tief in die Kasse greifen. Der zweite Faktor war die Witterung. Zwar war die Temperatur im Januar nur durchschnittlich, doch meldeten die Bauunternehmen in der ifo Umfrage nur halb so viele witterungsbedingte Baubehinderungen wie sonst im Januar. Volle Auftragsbücher und günstige Witterungsbedingungen ließen also die Bauproduktion in die Höhe schnellen.

3. Die Energieproduktion bremste hingegen mit einem Rückgang um 5,6 % mom die Gesamtproduktionsentwicklung. Die Industrieproduktion (ohne Bau und Energie) lag um 1,9 % höher als im Vormonat. Doch auch dahinter verbirgt sich eine schwache Entwicklung in den meisten Hauptgruppen. Nur die Investitionsgüterproduktion nahm zu, dafür aber sehr kräftig um 6,2 % mom. Dies spiegelt möglicherweise ein Nachwirken von Vorzieheffekten in das Jahr 2007 wider. Zum ersten Januar 2008 wurde die Möglichkeit einer beschleunigten (degressiven) Abschreibung von Investitionsprojekten abgeschafft. Dies veranlasste die Unternehmen Investitionen vorzuziehen. So stiegen die inländischen Auftragseingänge der Investitionsgüterproduzenten im vierten Quartal 2007 um 5,7 % qoq an. Vermutlich konnten nicht alle Aufträge fristgemäß bis Ende 2007 abgearbeitet werden. Dagegen sank die Produktion der Vorleistungsgüterproduzenten um 1,0% mom und die der Konsumgüterproduzenten um 0,6 % mom.

4. Für das erste Quartal ergibt sich für unsere Prognose (0,1 % qoq) tendenziell ein Aufwärtsrisiko durch den starken Bau. Bei Stagnation der Bauproduktion im Februar und März würden die Bauinvestitionen im ersten Quartal grob überschlagen um rund 9 % ansteigen. Damit ist zwar nicht zu rechnen, doch spürbare Impulse dürften dennoch verbleiben. Im zweiten Quartal wird es dann aber zu einem kräftigen Einbruch der Bauinvestitionen kommen, die dann auf diesem Quartal lastet.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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