Kommentar
15:04 Uhr, 09.10.2006

Produktion mit Rückenwind von der Mwst-Erhöhung<br />

1. Die Produktion im deutschen Produzierenden Gewerbe nahm im August um 1,9 % mom zu. Dieser Wert übertraf alle Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Bloomberg-Median: 0,3 % mom; DekaBank: 0,7 % mom). Das Vorjahresniveau wird damit kalender- und saisonbereinigt um 7,3 % übertroffen.

2. Einer sinkenden Energieproduktion (-1,9 % mom) stand im August eine Ausweitung der Bauproduktion um 1,2 % mom und der Industrieproduktion um 2,3 % mom gegenüber. Unter den industriellen Hauptgruppen stachen die Gebrauchsgüterproduzenten mit einer Produktionsausdehnung um 6,2 % mom und die Vorleistungsgüterproduzenten mit einem Plus um 4,6 % mom (stärkster Anstieg seit 1991!) positiv hervor. Vergleichsweise schwach präsentierten sich die Investitions- und Verbrauchsgüterproduzenten, deren Ausbringungsmenge lediglich um 0,4 % mom beziehungsweise um 0,9 % mom zunahm.

3. Die heutigen Daten unterstreichen die Mehrwertsteuerstory: Mit einem Plus um 6,2 % mom (nach 2,7 % mom im Vormonat) dehnen die Unternehmen die Produktion der Gebrauchsgüter massiv aus. Dies sind die Konsumgüter, die von den Vorzieheffekten im Rahmen der Mehrwertsteuererhöhung profitieren werden. Offensichtlich glauben die Unternehmen an einen Nachfragesog in den verbleibenden Monaten des Jahres. In die gleiche Richtung weist die Bauproduktion, denn diese konnte im Jahresverlauf ebenfalls spürbar zulegen, und daran ist nicht allein die Streichung der Eigenheimzulage zum 1.1.2006 mit den verzögerten Auswirkungen auf die Bauproduktion schuld. Mehr noch als das Bauhauptgewerbe, das in diesem Indikator abgebildet wird, sollte aber das Ausbaugewerbe (Maler, Installateure, Fliesenleger, …) von Vorzieheffekten profitieren. Seit Jahresbeginn legten die Gebrauchsgüterproduktion um 10,1 % und die Bauproduktion um 12,7 % zu, während die Gesamtproduktion nur um 4,7 % anstieg.

4. Bemerkenswert ist auch die Lücke, die zwischen den Auftragseingängen und der Produktion klafft. Das eine ist ein Maß für die Zugänge zum Auftragsbestand, das andere ein Maß für die Abgänge. Vergleicht man die Vorjahresveränderungsraten dieser Zeitreihen, so bekommt man ein Bild über die Entwicklung des Auftragsbestands. Dieser ist offensichtlich noch immer nahe bei seinem Rekordhoch, zumindest gemessen an der Beurteilung durch die Einkaufsmanager (nimmt man die entsprechende ifo-Umfrage, so ergibt sich kein eindeutiger Zusammenhang).

5. Damit deutet sich ein aus Sicht des Produzierenden Gewerbes erfreuliches drittes Quartal an. Unterstellt man hypothetisch eine Stagnation im September, so dürfte die Produktion im Vergleich zum zweiten Quartal um 2,4 % qoq angestiegen sein.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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