Kommentar
15:08 Uhr, 09.01.2007

Produktion – kräftiges Plus nach zwei schwachen Monaten

1. Die Produktion im deutschen Produzierenden Gewerbe nahm im November um 1,8 % mom zu. Damit wurden die von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 1,0 % mom) wie auch wir (1,1 % mom) positiv überrascht. Der Vormonatswert wurde um 0,6 Prozentpunkte (!) auf -0,8 % mom nach oben revidiert, sodass das Vorjahresniveau kalender- und saisonbereinigt im November wieder um 6,1 % übertroffen wird.

2. Die Bauproduktion nahm um kräftige 6,2 % mom zu. Witterungseinflüsse spielen in der Bauwirtschaft nur in bestimmten Monaten eine Rolle. In der ifo-Umfrage zeigt sich bei der Frage nach den Behinderungen der Bautätigkeit durch Witterungseinflüsse, dass in der Vergangenheit (1991 bis 2005) vor allem die Monate Januar und Februar, aber auch März und Dezember größere Behinderungen mit sich bringen. Der Monat November hingegen ist typischerweise noch nicht so stark von den Wetterkapriolen beeinflusst. Dennoch kamen angesichts der Tatsache, dass die Temperatur um 2,7° C über dem langfristigen Novemberdurchschnitt lag, von der Witterung stützende Impulse. Diese wirkten sich aber vor allem vor dem Hintergrund vorgezogener Baumaßnahmen wegen der Mehrwertsteuererhöhung positiv aus: Die Bauunternehmen hatten bis zum 31.12.2006 außerordentlich hohe Auftragsbestände. Dies zeigt sich ebenfalls in der ifo-Umfrage, nach der seit 1996 noch nie so wenig über einen Nachfragemangel geklagt wurde. Mit Blick nach vorne kommen im Dezember und Januar von der Witterung noch stärkere Impulse. Diese werden im Dezember wohl erneut durch Vorzieheffekte verstärkt worden sein. Wie stark die Vorzieheffekte das Bauhauptgewerbe im Jahr 2006 trafen, zeigt sich daran, dass die Bauproduktion seit Januar um 17 % zugenommen hat, während die Produktion im Produzierenden Gewerbe insgesamt um lediglich 5,6 % zunahm.

3. Die Energieproduktion nahm trotz des milden Wetters um 2,5 % mom zu und die industrielle Erzeugung um 1,4 % mom. Von den industriellen Hauptgruppen zeigten sich die Produzenten von Investitionsgütern mit einem Plus von 2,6 % mom am stärksten, gefolgt von den Konsumgüterproduzenten (1,0 % mom) und den Vorleistungsgüterproduzenten (0,6 % mom).

4. Alles in allem war dieses kräftige Produktionsplus im November nach dem schwachen Quartalsauftakt wichtig. Unterstellt man hypothetisch für den Dezember eine Stagnation, so stiege die Produktion im Produzierenden Gewerbe gerade einmal um 0,4 % qoq. Das sind erstaunlich schwache Werte, wenn man berücksichtigt, dass es im vierten Quartal zu Vorzieheffekten beim Konsum wegen der Mehrwertsteuererhöhung kam und dass das Exportwachstum auf Rekordkurs ist (nach den heutigen Daten ergibt sich bei Stagnation im Dezember ein Quartalsplus bei den Exporten von 6,7 % qoq). Das legt den Schluss nahe, dass die Unternehmen ihre Fertigwarenlager reduzieren. Dies würde auf dem Wachstum im vierten Quartal lasten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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