Kommentar
15:00 Uhr, 07.04.2008

Produktion - Die Witterung macht's möglich

1. Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe stieg im Februar entgegen den Erwartungen (Bloomberg-Median: -0,4% mom; DekaBank: -0,1% mom) um 0,4% mom an. Der Vormonat wurde um 0,4%-Punkte auf +1,4% mom nach unten revidiert. Das Vorjahresniveau wird damit kalender- und saisonbereinigt um 5,9% überschritten.

2. Erneut nahm die Bauproduktion wegen der milden Witterung merklich zu (+3,7% mom) und das nach einem Anstieg von 11,4% mom im Januar. Der Rückprall blieb erwartungsgemäß aus. Unternehmen hatten in der ifo-Umfrage keine witterungsbedingte Verschlechterung der ohnehin im Januar schon günstigen Baubedingungen gemeldet. Üblicherweise verschärfen sich die wetterbedingten Baubehinderungen im Februar sogar. Die milde Witterung erlaubte es den Unternehmen, ihre starken Auftragseingänge aus dem vierten Quartal früher als üblich abzuarbeiten. Es muss daher auch nicht verwundern, dass inzwischen wieder so viele Unternehmen wie zuletzt im Januar 2006 über einen Mangel an Nachfrage von Bauleistungen als Grund für eine Baubehinderung klagen. Dies spricht dafür, dass wir möglicherweise schon im März trotz der damals immer noch milden Witterung einen spürbaren Rückprall erleben werden. Verstärkt werden könnte dieser Effekt dadurch, dass die Osterfeiertage dieses Jahr so früh wie zuletzt 1913 lagen. Das verwirrt die Modelle zur Saisonbereinigung. Unterstellt man das Gros der Korrektur im März, so ist für das erste Quartal eine Zunahme der Bauinvestitionen um über 6% zu erwarten. Dies allein würde schon 0,6 Prozentpunkte zum Anstieg des Bruttoinlandsprodukt beisteuern.

3. Die Industrieproduktion (Gesamtproduktion ohne Bau und Energie) nahm um 0,3% mom zu. Damit erweist sich auch die Industrieproduktion im ersten Quartal als recht stark. Unterstellt man Stagnation im März, so würde die Industrieproduktion im ersten Quartal um 2¼% qoq ansteigen. Allerdings wird sich dieser Trend wohl nicht fortsetzen. So verschlechtert sich die Auftragseingangs-Produktions-Relation (Book-to-Produce-Ratio) seit drei Monaten und liegt nur noch geringfügig über dem Vorjahresniveau. Das heißt nichts anderes, als dass die Unternehmen derzeit mehr produzieren als an neuen Aufträgen herein kommt und die Auftragspolster mithin dünner werden.

4. Innerhalb der Industrie konnten allein die Vorleistungsgüterproduzenten ein Plus (1,6% mom) verzeichnen. Die Erzeuger von Investitionsgütern und von Konsumgütern mussten Rückgänge um 0,2% mom beziehungsweise um 1,5% mom hinnehmen. Von allen Hauptgruppen steht es derzeit um die Konsumgüterproduzenten am schlechtesten. Das zeigt sich am besten im Vorjahresvergleich. In dieser Betrachtungsweise können sie gerade einmal ein Plus von 0,7% mom aufweisen während die Industrie insgesamt ein Plus von 6,3% und die Investitionsgüterproduzenten sogar einen Zuwachs von 9,4% vorzuweisen haben.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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