Kommentar
13:29 Uhr, 01.04.2021

Privatanleger sind die Melkkühe der Nation

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) bringt Privatanleger gegen sich auf. Statt den Vermögensaufbau breiter Bevölkerungsschichten steuerlich zu fördern, werden Privatanleger immer stärker belastet.

Die seit der Corona-Krise stark wachsende Gruppe der Privatanleger in Deutschland hat keine Lobby, sondern ist die Lieblingszielgruppe der Politik, wenn es um Steuererhöhungen geht. Während das politische Berlin längst zu einem Selbstbedienungsladen verkommen ist (man denke an die Maskenaffäre und den wundersamen Vermögenszuwachs des Bundesgesundheitsministers), sind die Bürger in der Mitte der Gesellschaft und ganz besonders Privatanleger zu Melkkühen der Nation geworden.

Seit 2009 gab es eine ganze Reihe zusätzlicher steuerlicher Belastungen von Privatanlegern: Mit der Einführung der Abgeltungssteuer wurde die einjährige Spekulationsfrist, die früher das langfristige Anlegen in Aktien attraktiv gemacht hat, abgeschafft. Die Einführung einer steuerlichen Vorabpauschale vor einigen Jahren hatte zur Folge, dass Anleger in thesaurierenden ETFs und Fonds jährlich vom Fiskus zur Kasse gebeten werden, auch wenn sie nur Buchgewinne erzielt haben. Und durch die Begrenzung der Verlustverrechnung von Termingeschäften werden einige Privatanleger entgegen jeder Logik und jeder Steuergerechtigkeit in Zukunft sogar zur Kasse gebeten, wenn sie unter dem Strich einen Verlust verbucht haben. Die seit Jahren geplante Finanztransaktionssteuer würde unterdessen gerade den kleinen Aktiensparer belasten, während die Finanzkonzerne die Steuer einfach umgehen könnten.

Für viele der Ungerechtigkeiten waren große Koalitionen aus Union und (der inzwischen fast zur Splitterpartei verkommenen) SPD verantwortlich. Vor allem Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der in seiner Jugend überzeugter Marxist war und bis heute nichts von Aktien hält, hat sich zum Feindbild vieler Privatanleger entwickelt. Ein jüngstes Interview des Finanzministers, in denen er Privatanlegern vorwarf, sie seien Lobbyisten von Superreichen, hat bei Privatanlegern vor allem für Unverständnis, Lachanfälle und Stirnrunzeln gesorgt. Das sind nicht die allerbesten Voraussetzungen, wenn man im Herbst zum Bundeskanzler gewählt werden will, wie dies Scholz trotz verheerender Umfragewerte seiner Partei immer noch vor hat. Die SPD war immer dann am erfolgreichsten, wenn sie nicht versucht hat, Klassenkampf zu spielen und die Gesellschaft zu spalten, wie das auch Olaf Scholz jetzt wieder versucht, sondern wenn sie eine Politik gemacht hat, die auf die Mitte der Gesellschaft zugeschnitten war.

Zur Mitte der Gesellschaft gehört inzwischen auch die (gerade im Corona-Jahr stark gewachsene) Gruppe der Privatanleger. Damit sind eben gerade keine Superreichen gemeint und auch keine Politiker mit sechsstelligen Bezügen im Jahr, sondern oftmals "normale" Arbeitnehmer, die sich durch das Investieren in Aktien und ETF zusätzlich Vermögen aufbauen wollen. Diese Privatanleger haben keine Lobby in Deutschland, sondern werden von der Regierung gerne ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Die völlig missglückte Reform der Abgeltungsteuer mit einer höheren Belastung von Termingeschäften spricht Bände, ebenso wie die geplante Einführung der Finanztransaktionssteuer, die eben gerade nicht die Finanzindustrie, sondern am Ende den Schwächsten in der Kette, nämlich den Privatanleger, belasten wird.

Soziale Politik müsste in der heutigen Zeit auch bedeuten, den Vermögensaufbau breiter Bevölkerungsschichten durch das Investieren in Aktien und ETFs steuerlich zu fördern, statt immer höher zu belasten. Denn in Zeiten von Negativzinsen sind Aktien und ETFs beim Vermögensaufbau gerade für den Durchschnittsbürger alternativlos. Die Politik und die Eliten haben aber scheinbar kein Interesse am mündigen und wirtschaftlich unabhängigen Bürger, der mit Aktien privat vorsorgt, sondern wollen die Menschen lieber in wirtschaftlicher und politischer Abhängigkeit halten. Irgendjemand muss die neue Villa des Bundesgesundheitsministers schließlich auch finanzieren...

Privatanleger sollten bei der Bundestagswahl im Herbst genau darauf achten, wem sie ihre Stimme geben. Sowohl die Union als auch die SPD sind in der vergangenen Legislaturperiode leider vor allem dadurch aufgefallen, dass sie private Anleger und Trader steuerlich stärker belastet haben, statt den privaten und selbst bestimmten Vermögensaufbau steuerlich zu fördern. Die Privatanleger unter den Wählern werden das hoffentlich nicht vergessen...


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14 Kommentare

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  • 0815
    0815

    Das Gesetz ist gruslig und lässt böses erahnen wenn es zu Rot-Rot-Grün kommen sollte - leider gar nicht mehr so unwahrscheinlich.....

    Allerdings trifft das Gesetz nur eine sehr sehr kleine Minderheit an Fulltime- Tradern wirklich empfindlich, die dadurch gezwungen werden die Tätigkeit gewerblich auszuüben. Das ist in vielen anderen Berufen auch so üblich - also eigentlich nur die Abschaffung eines Privilegs.

    Die wenigsten Altersvorsorge Aktiensparer mit kleinen Derivatepositionen zur Absicherung werden jetzt Probleme haben....

    18:13 Uhr, 04.04.2021
  • Tommy111
    Tommy111

    Schon schade, dass es so viele uninformierte hier gibt... OB hat hier ins schwazre getroffen... wer profitiert denn immer wieder von den krisen? ...otto normal ist es, der großinvestoren jedes mal wieder den arsch retten muss... und nun füllt die absicherung der paar telekom-aktien, die otto-normal ins depot nimmt, den neuen verlustverrechnungstopf... bei 20k ist schluss... bleiben am ende nicht genug gewinne, zahl otto steuern auf nichts... für den groß-investor gilt das alles nicht... seine adresse is übrigens: cayman-islands... leute, wo bleibt die blanke empörung?

    18:41 Uhr, 03.04.2021
  • Raruse19
    Raruse19

    ein bisschen Polemik darf schon sein..... und insgesamt haben Sie nicht Unrecht. Die große Frage ist nur: wen kann man denn noch wählen. Es gibt ja keine Auswahl zwischen gut und schlecht sondern nur zwischen schlecht und noch schlechter

    18:33 Uhr, 03.04.2021
  • DAX2021
    DAX2021

    Ihr Beitrag finde ich interessant. Vor allen Dingen am

    Ende. Da schreiben Sie, dass man aufpassen sollte, wen man wählt. Wenn schon nicht die CDU oder SPD, bleibt nur noch Kommunismus und das rechte Lager übrig. Armes Deutschland.

    10:31 Uhr, 03.04.2021
  • Tüskendör
    Tüskendör

    Tragische Figuren in einem tragischen Spiel.

    Der "Arbeiter"-Partei gehen die Arbeiter als potentielle Wähler aus.

    Die Berufsgruppe der Arbeiter hätte (m.E.) im Schnitt eine zusätzliche Altersvorsorge besonders nötig.

    Der verbliebene Anteil der Arbeiter mit Aktien zur Altersvorsorge dürfte sich nunmehr verwundert die Augen reiben.

    Ich denke es wird schwarz-grün im Lande....

    00:05 Uhr, 02.04.2021
  • Bertelbums
    Bertelbums

    Sorry Herr Baron, normalerweise schätze ich ihre Beiträge durchaus, sofern sie sich auf wirtschaftliche Entwicklungen beziehen. Dieser Beitrag ist schlicht undifferenziert, polemisch und könnte fast von einem Politiker stammen.

    23:11 Uhr, 01.04.2021
  • OSZ Depp
    OSZ Depp

    Scholz raus Merz rein schon ist alles geklärt .....

    16:29 Uhr, 01.04.2021
    1 Antwort anzeigen
  • TakaTuka
    TakaTuka

    Ja, Sie haben recht aber wer soll Ihrer Meinung nach gewählt werden?

    14:00 Uhr, 01.04.2021
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Der rote Scholz ist ein Kommunist im Schafspelz. Wer derivative Börsengewinne unbegrenzt besteuert und die Verlustverrechnung bei Euro 20.000.- deckelt, der sollte bei Kim Jong-un anheuern, denn ein derart kriminelles Gesetz hätte sich nicht einmal Erich Honecker ausdenken können.Es ist ein Treppenwitz, daß diese jüngste Abzockerei des demokratisch legitimierten Steuerraubritters Scholz ohne nennenswerten Widerstand der betroffenen Anlegerkreise abläuft. Aber was will man erwarten in einem Land, in dem die langjährige Kanzlerin seit vielen Jahren Gesetze nach Belieben in den Gulli kickt und sich auch nicht dafür zu schade ist, demokratische Wahlen rückgängig zu machen.

    Die Masse der Deutschen muß offensichtlich erst bis zur Halskrause in der stinkenden Jauchegrube stehen, bevor sie dem unsäglichen Treiben der korrupten Politclowns und der amtierenden Heimsuchung im Kanzleramt einen kräftigen Tritt in die Kehrseite verabreichen.

    14:00 Uhr, 01.04.2021
  • Effe
    Effe

    die Polemik mit der Villa des Gesundheitsministers ist trotzdem überflüssig

    13:49 Uhr, 01.04.2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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