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13:20 Uhr, 20.10.2008

Presse: Kreditkartenschulden bedrohen Finanzsystem

Berlin (BoerseGo.de) - Nach der Hypothekenkrise kommen auf die Banken möglicherweise weitere Milliardenverluste zu. Zeitungsberichten zufolge droht den Banken durch geplatzte Forderungen aus Kreditkartenverträgen in den USA ein massives Ausfallrisiko. Das Ausfallrisiko könnte eine ähnliche Dimension wie im Fall der Immobilienkredite haben, berichtet der "Tagesspiegel". Die Ratingagentur Moody’s schätzt das Volumen der Wertpapiere, die auf Forderungen aus US-Kreditkarten basieren, auf insgesamt 450 Milliarden Dollar.

"Hier hat sich in den vergangenen zehn Jahren eine enorme Bedrohung aufgebaut", warnt der Bochumer Finanzwissenschaftler Stephan Paul. "Das Risiko ist erheblich." Gefährlich könnte es werden, wenn die US-Wirtschaft wegen der Finanzkrise in den kommenden Monaten in eine tiefe Rezession rutscht. "Dann werden noch viel mehr verschuldete US-Verbraucher große finanzielle Probleme bekommen", sagt Bankenanalyst Konrad Becker von Merck Fink zum "Tagesspiegel". Viele Amerikaner, die in der Vergangenheit auf Pump konsumiert und ihre Kreditkarten belastet hätten, seien dann nicht mehr in der Lage, ihre Schulden zurückzuzahlen. Mit fatalen Folgen für das ohnehin schon geschwächte Finanzsystem.

Denn die Kreditkartenfirmen und die meisten US-Banken hätten – nach dem Muster der Immobilienfinanzierer – ihre Forderungen aus Kreditkarten und Verbraucherdarlehen gebündelt und weiterverkauft. Wie bei den Ramschhypotheken seien dabei Risiken gemischt und in komplizierte und intransparente Wertpapiere umgewandelt worden. Versehen mit dem Gütesiegel der Ratingagenturen seien so aus Kreditforderungen handelbare Anlageprodukte geworden. In einem Umfang, den Experten für bedrohlich halten, denn platzen die den Papieren zugrunde liegenden Kredite massenhaft, könnte eine gefährliche Kettenreaktion ausgelöst werden.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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