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08:45 Uhr, 22.01.2009

Presse: Bund will Bankbilanzen entgiften

Düsseldorf (BoerseGo.de) - Angesichts der immer desolateren Situation der deutschen Banken arbeitet die Bundesregierung offenbar fieberhaft an einem neuen Rettungsplan. Dabei wolle die Regierung bis Mitte Februar einen Weg finden, Geldhäuser vor weiteren Abschreibungen zu schützen, ohne alle Verluste sofort dem Staat aufzubürden, berichtet das "Handelsblatt". Ziel sei es, die Institute aus der anhaltenden Abwärtsspirale zu befreien, ohne sie zu verstaatlichen oder ihnen alle faulen Wertpapiere auf einen Schlag abzukaufen. "Das quartalsweise Abwerten der giftigen Wertpapiere kommt trotz des Rettungsschirms nicht zum Ende. Wir brauchen eine ergänzende Lösung, damit das Vertrauen der Banken untereinander wieder zurückkehrt", sagte ein mit den Verhandlungen von Regierung, Bundesbank und Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) Vertrauter im Gespräch mit der Zeitung.

Eine klassische "Bad Bank", die den Instituten auf einen Schlag den Giftmüll abkauft und so die Verluste sozialisiert, lehnt die Große Koalition parteiübergreifend ab. Als mögliche Lösung werde daher nun erwogen, auf das Instrument der "Ausgleichsforderung" zurückzugreifen. "Es wurde bereits bei der deutschen Einheit 1990 zur Sanierung der DDR-Banken erfolgreich eingesetzt", sagte der CDU-Haushaltspolitiker Steffen Kampeter. In Teilen der Bundesregierung werden dem Bericht zufolge aber auch diese Überlegungen sehr kritisch gesehen. Es könne nicht sein, dass der Staat den Banken alle Risiken abnimmt, hieß es im Kanzleramt.

Bei dem jetzt diskutierten Modell übernehme der Staat die Wertpapiere im Tausch gegen eine Ausgleichsforderung in Höhe ihres Wertes zum Bilanzstichtag. Er müsste damit den Banken nicht sofort Liquidität zur Verfügung stellen. Bei Fälligkeit der Wertpapiere müsste der Staat allerdings für den Wertverlust einstehen; er bekäme aber von den Banken über 40 bis 50 Jahre einen Teil der Gewinne. "Die Banken würden sofort entlastet. Sie wären aber über viele Jahre an der Finanzierung ihrer Problempapiere beteiligt", zitiert das "Handelsblatt" aus Regierungskreisen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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