Kommentar
20:31 Uhr, 12.07.2018

Preise steigen deutlich: Inflation in den USA bei 2,9% - was macht die Fed nun?

Heute dreht sich die Welt ausnahmsweise einmal weniger um Zölle, Handel und Militärausgaben, sondern um Inflation. Diese steuert in den USA auf 3% zu. Das wird auch der Notenbank nicht verborgen bleiben.

Die Inflationsrate hat in den USA den höchsten Stand seit Jahren erreicht. Lange Zeit wollte die Notenbank höhere Inflation, jetzt hat sie sie - und sie ist gleich kräftig über das Ziel von 2 % hinausgeschossen. Hohe Nervosität ist trotzdem nicht zu erwarten. Die Kerninflation liegt zwar über 2 %, aber ist mit 2,3 % noch ein Stück von 3 % entfernt.

Die Notenbank hat ohnehin ihre eigenen Verbraucherpreisindizes entwickelt und schenkt diesen mehr Beachtung. Das macht bis zu einem gewissen Grad Sinn. Da die herkömmlichen Indizes sehr volatile Komponenten wie Energie beinhalten, kann die Inflationsrate in einem Monat bei 3 % und ein Quartal später schon wieder bei 2 %. Die Geldpolitik dann quartalsweise radikal zu verändern, macht wenig Sinn.

Verbraucher, also wir, zahlen trotzdem die höheren Preise, die der ganze Index ausweist. Wir zahlen beim Einkaufen nicht irgendwelche Kernraten, sondern alles. Wenn Benzin teurer wird, merken wir das sofort. Das ist für viele relevanter als ein Index, der diese Preise nicht berücksichtigt.

Für die Geldpolitik ist die Kernrate relevant. Insofern werden sich Notenbanker zu keiner Korrektur ihres bisherigen Weges hinreißen lassen. Das ist zumindest die Aussage, die die meisten Analysten treffen.

Persönlich wäre ich mir da nicht so sicher. Höhere Inflation, selbst wenn die Kerninflation nicht im gleichen Ausmaß mitzieht, ist für die Notenbank durchaus relevant. Betrachtet man die Entwicklung der Inflation und die Entwicklung der Konsumausgaben (siehe Grafik), ist der Zusammenhang klar. Steigt die Inflation an, sinkt das Konsumwachstum.

Steigt die Inflation rasch an, sinken die Reallöhne. Für den gleichen Verdienst kann man sich weniger leisten. Der Konsum kann nicht mehr so schnell wachsen. Er kann nur wachsen, wenn mehr Menschen arbeiten und Konsumenten mehr über Kredit finanzieren.

Das Beschäftigungswachstum ist in den USA zwar solide, doch ein Kreditboom ist nicht in Sicht. Aus diesem Grund wird die höhere Inflation, die nicht von höheren Löhnen ausgeglichen wird, das Wirtschaftswachstum etwas drücken. Je nachdem wie stark der Effekt ist, ist der Anreiz für eine Beschleunigung der Zinswende gering.

Die Notenbank sollte die höhere Inflation nicht überbewerten, aber auch nicht unterschätzen. Der Einfluss auf das Wachstum ist sehr relevant. In der Vergangenheit hat die Notenbank die Zinsen in solchen Situationen angehoben und damit das Wachstum endgültig abgewürgt. Im Idealfall wird dieser Fehler diesmal vermieden.

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6 Kommentare

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  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Powell wird weiter erhöhen. Die FED ist doch perfekt darin, zum falschen Zeitpunkt das Falsche

    zu tun.

    Fazit:

    Der Powell legt ein Kuckucksei, the funds rate rise up to the sky und da die yield curve invertiert, sind bald alle angeschmiert. Dem Onkel Donald reicht das nicht, er ist ein wahrer Bösewicht. Damit es auch so richtig knallt, sein Zollgeschrei gen Peking schallt. So wird es kommen wie es muß, es riecht nach ziemlich viel Verdruß. Der kleine Mann mit wenig Flocken, kann sich deshalb recht schnell verzocken. Steckt er sein bisserl Geld in Gold, ist ihm das Glück auch künftig hold. Denn wenn Papier in Flammen steht, der Wert von Gold doch nie vergeht, auch wenn der alte Buffett grunzt und dem Goldbug sein Gold verhunzt.

    22:00 Uhr, 12.07.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    dann sollten wir mal schnell wieder die Zinsen senken bevor das Kartenhaus zusammenbricht

    21:27 Uhr, 12.07.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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