PORSCHE und VOLKSWAGEN und der Geist, den sie riefen ... (Teil 2)
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So rasch kann sich das Rad der Geschichte drehen. Die Finanzkrise strahlt in kerngesunde Unternehmen aus. Auch Porsche wird von den veränderten Bedingungen am Kreditmarkt und dem einbrechenden PKW Geschäft eingeholt. Wenn man bedenkt, dass in den vergangenen Tagen sogar Meldungen kursierten, wonach Porsche zwischenzeitlich kurz vor der Insolvenz gestanden haben soll.
Der Monat Juni, so die Wirtschaftspresse, dürfte für die VW Aktie sehr wichtig werden. Das Kursgeschehen könnte demzufolge ordentlich durchgerüttelt werden.
Anbei eine Meldung von Boerse-go.de
Hamburg (BoerseGo.de) - Der Sportwagenhersteller Porsche sucht händeringend frisches Kapital. Die Stuttgarter hatten Ende März zwar Finanzierungszusagen über 10 Milliarden Euro erhalten, Porsche wollte aber 12,5 Milliarden Euro aufnehmen. Für den restlichen Betrag sucht das Unternehmen dringend Investoren oder Kreditgeber. Bislang konnte sich der Autobauer erst 750 Millionen Euro sichern.
Zum Verhängnis wurde dem Konzern die missglückte Übernahme von Volkswagen. Durch den Kauf von VW-Aktien hat sich Porsche hoch verschuldet. Hinzu kommen enorme Risiken im Zusammenhang mit den getätigten Optionsgeschäften.
Porsche hatte sich über komplexe Finanzkonstruktionen rund 20 Prozent der VW-Anteile gesichert, um so die Beteiligung an VW auf 75 Prozent ausbauen zu können. Die "Financial Times Deutschland" (FTD) berichtete kürzlich, dass diese Optionen zum großen Teil im Juni aufgelöst werden könnten. Dies würde einen enormen Finanzierungsbedarf bei Porsche auslösen. Kreisen zufolge hat sich Porsche auf einen Kaufpreis festgelegt, der deutlich über dem aktuellen Niveau liegt. "Der Kapitalbedarf ist akut. Es brennt lichterloh", zitierte die FTD einen Verhandlungsteilnehmer der VW-Seite. Wie hoch der tatsächliche Geldbedarf ist, darüber lässt sich derzeit nur spekulieren. Am Markt werden Beträge zwischen 1,75 Milliarden Euro und einem niedrigen zweistelligen Milliardenbetrag genannt.
Dazu paßt die folgende Einschätzung der DZ Bank.
Unternehmensflash: Volkswagen – VW Stammaktie auch nach dem 19. Juni von Optionen beeinflusst Anlageurteil: Halten Fair Value: 100,00 EUR
Auch wenn derzeit viel über einen möglichen Kurssturz der VW-Stammaktie im Zuge des EUREX-Verfalls am 19. Juni 2009 spekuliert wird, halten wir eine entsprechende Positionierung im Vorfeld, insbesondere wegen der asymmetrischen Informationsverteilung bezüglich der tatsächlichen Situation von Porsche sowie des geringen Freefloats, weiterhin für hochspekulativ. Benchmark-orientierten Investoren empfehlen wir daher eine neutrale Positionierung in VW, während Privatanleger von Investments in der VW-Stammaktie Abstand nehmen sollten. Trotz der fundamentalen Überbewertung im Vergleich zu unserem fairen Wert von 100 Euro lautet unser Votum Halten (vorher: spekulativ Kaufen) für die VW Stammaktie. Michael Punzet DZ BANK AG
Für aktive Anleger gibt es derzeit eine Vielzahl von Tradingopportunitäten, die VW Aktie ist insofern keine dringliche Option. Dennoch interessehalber sollte man das Papier auf der Watchlist führen. Wenn wieder Momentum in eine Richtung aufkommen sollte, könnte es sich anbieten genau in diese Richtung zu handeln. Je stärker das Momentum, also die Dynamik, desto schwieriger dürfte die Lage der Partei sein, die diese Dynamik auslöst.
Abschließend ein Hinweis auf die nächsten Roadshows, an denen ich als Referent teilnehmen werde.
Zunächst ist die Rohstoff-Trading Roadshow zusammen mit SocGen und Euwax zu nennen :
[Link "http://www.good-relations.net/rohstoffe/" auf www.good-relations.net/... nicht mehr verfügbar]
Danach folgt eine ETF Roadshow, die ich ebenfalls dezidiert empfehlen möchte. Es lohnt sich vorbeizukommen.
http://www.godmode-trader.de/etf/roadshow/ / ETFs von A bis Z. Ihre Vorteile und Einsatzmöglichkeiten.
Beste Grüße,
Ihr Harald Weygand
PORSCHE und VOLKSWAGEN und der Geist, den sie riefen ...
Datum 29.10.2008 - Uhrzeit 05:00
Je nachdem, wie man als Beobachter gelaunt ist, kann man das Vorgehen Porsches als genialen Coup für das Unternehmen interpretieren nach dem Motto "Die können nicht nur tolle Autos bauen, sondern auch toll Geld anlegen" oder aber man interpretiert die Folgen der massiven Kursschwankungen der Volkswagenaktie auf den DAX als unverantwortlich.
Unter dem Strich ist das, was wir seit über einem Jahr bei Porsche in Bezug auf die Volkswagenaktie sehen, eine spezielle Form von Frontrunning. Porsche weiß, wann und wieviel und in welcher Form sie Volkswagenaktien aufkaufen, also spekulieren sie unter anderem mit Derivaten auf diese Entwicklung und spielen ihren Wissensvorsprung gegenüber anderen Marktteilnehmern voll aus. Porsche agiert in einer gewissen Weise wie ein Hedgefunds. Insofern könnten Kritiker dem Unternehmen vorschlagen, die Branche zu wechseln.
Während der Feuerball, der im Verlauf dieses Jahres an den Finanzmärkten eingeschlagen ist, langsam aber in drastischer Form in die Realwirtschaft, hier insbesondere in den Automobilsektor einschlägt, scheint Porsche/Volkswagen davon nicht betroffen zu sein. Porsche hat sich dazu entschlossen, Geld mit dem Spekulieren an den Finanzmärkten zu machen; neben dem eigentlichen PKW-Geschäft.
Die Veröffentlichung der Beteiligungsverhältnisse an der Volkswagenaktie begründete Porsche unter anderem damit, dass man Shortsellern, die auf fallende Kursnotierungen der Volkswagenaktie spekuliert haben, die Möglichkeit bieten wolle, "ihre Positionen in Ruhe und ohne größeres Risiko aufzulösen". Diese Art der öffentlichen Kommunikation könnte als humorvoll oder aber ganz anders, nämlich als überheblich interpretiert werden; zeigt sie doch, dass den Herren die Möglichkeiten an den Finanzmärkten zu Kopf gestiegen sind.
Wenn die Märkte verrückt spielen, sich die Vola auf immer höhere Niveaus hochschraubt, drehen auch die Menschen so ein ganz kleines bißchen durch.
Fakt ist, dass diese Spielereien mit dem Aktienkurs der Volkswagenaktie zu massiven Verwerfungen am deutschen Aktienmarkt führen. Sie haben sicherlich festgestellt, dass ein explodierender Kurs der Volkswagenaktie zeitlich zu massivem Abgabedruck bei nahezu allen anderen im DAX gelisteten Aktien führt. Dies hat mit Umschichtungen Benchmark-orientierter Anleger zu tun, aber auch mit Zwangsauflösungen der Adressen, die Shortpositionen auf Volkswagen zu stark überhöhten Preisen decken müssen. Und an dieser Stelle hört der Spaß auf und einsetzende Kritik ist berechtigt. Insofern steht nun der gute Ruf von Porsche auf dem Spiel. Klaus Kaldemorgen, Chef Deutschlands größter Fondsgesellschaft DWS, äußerte in einem Interview mit der Financial Times Deutschland scharfe Kritik an Porsche. Das Unternehmen manipuliere in unverantwortlicher Weise den Aktienkurs von Volkswagen.
Fakt ist auch, dass solche Spielereien mit den Märkten nach hinten losgehen können.
Wir wissen von der Investmentbankingbranche in den USA, dass so große "gehebelte" Räder gedreht wurden, dass zahlreiche Volkswirtschaften dieses Planeten ins Schlingern geraten sind. Man kann der Branche nicht unterstellen, dies mit Absicht herbeigeführt zu haben. An einer gewissen Stelle gab es branchenweit eine eklatante Fehleinschätzung der gehandelten Risiken. Gleiches könnte für das Rad gelten, an dem Porsche seit geraumer Zeit dreht. Dass Porsche die Sache etwas über den Kopf zu wachsen scheint, zeigt die aktuelle Stellungsnahme, wonach das Unternehmen nun befürchte, dass die extremen Kursbewegungen der Vokswagenaktie seine Bilanz verzerren könne. Die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswire zitiert einen Porsche-Sprecher mit den Worten "Wir haben kein Interesse daran, VW zu ökonomisch sinnlosen Kursen auf die Bücher zu nehmen ... Ein fairer Wert für VW liegt sicherlich unter dem derzeitigen Kurs". Ich kann mir gut vorstellen, dass den Verantwortlichen bei Porsche nach der ersten Schadenfreude vom Montag angesichts des gestrigen Wahnsinns etwas mulmig geworden sein dürfte. Ob ihnen die Eigendynamik dessen, was sie im DAX initiiert haben, im Vorfeld so bewußt war, darf bezweifelt werden.
Solche Kursbewegungen, wie wir sie bei der Volkswagenaktie sehen, locken die Marktteilnehmer wie Schmeißfliegen an, die Porsche mittel- bis langfristig bestimmt nicht in der Aktie sehen will. Ich bin wirklich gespannt, wie das Reigen weitergeht. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass extremen Bewegungen in die eine Richtung extreme Bewegungen in die Gegenrichtung folgten. Das sind diese unvermeidbaren Mechanismen dieser Märkte. Was zunächst hochgejubelt wird, wird anschließend genauso heftig wieder zusammengeschrotet.
Die Entwicklungen seit 2007 lassen mich mir selbst die rethorische Frage stellen, wie dieses Geschehen moralisch zu bewerten ist. Die Preise der Agrar-Rohstoffe werden um über 1000% hochgehandelt, Millionen Menschen in der Peripherie können sich ihre täglichen Mahlzeiten nicht mehr leisten. Die Investmentbanken überfressen sich an ihren derivatären Produkten, ersticken an diesem hochgehebelten Hühnchenknochen und entziehen im Finale möglicherweise Hunderttausenden Menschen die Grundlage ihrer Arbeitsplätze. Trends verlaufen immer schneller, in immer explosiverer Form. Internet und New Economy hoch, dann runter. Weizen hoch, dann runter. Öl hoch, dann runter und Gold hoch und nun ebenfalls tendenziell noch weiter runter. Seit dem Jahr 1998 haben wir so viele Blasen entstehen und wieder platzen gesehen, dass uns Hören und Sehen vergangen ist.
Die Kursentwicklung der Volkswagenaktie jenseits der tatsächlichen fundamentalen Bewertungen zeigt der Anlegerschaft wieder eindrucksvoll auf, dass Kursbewegungen im kurz- bis mittelfristigen Zeitfenster oft herzlich wenig mit fundamentalen Bewertungen zu tun haben.
Ich hole wieder etwas aus, aber lassen Sie nochmals die Kursentwicklungen der vergangenen Monate vom Ölpreis und dem Währungsverhältnis Euro gegenüber US-Dollar Revue passieren. Der Fair Value vom Ölpreis liegt laut Volkswirten bei 80-90 $ pro Barrel. Tatsächlich stieg der Ölpreis bis 147 $ an, um dann in eine Korrektur zu kippen. Der Fair Value von Euro gegenüber US-Dollar liegt bei 1,18-125 USD, tatsächlich wurden die Notierungen bis 1,60 USD hochgetrieben. Die längste Zeit bewegen sich Kurse in Über- oder Untertreibungen. Als Anleger handeln wir die konkreten Kursbewegungen, also Über- und Untertreibungen, wir handeln nicht die Fair Values.
In diesem Sinne die obligatorischen herzlichen Grüße,
Ihr Harald Weygand
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