PMIs als potenzieller Störfaktor
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Es bleibt dabei: der Bundmarkt zeigt sich seit einigen Tagen geradezu unerschütterlich. Gestern beendete die 10J Bundrendite den fünften Tag in Folge den Handel auf einem Niveau von 2,00 % +/- 2 Bp. Diese Stabilität ist besonders vor dem Hintergrund der mit Blick auf das EZB-Treffen im Dezember weiterhin ambivalenten Markterwartungen verwunderlich. Wir schauen heute, welche Fixpunkte auf dem Terminkalender dem Bundmarkt in den drei Wochen bis zu jener Zinsentscheidung neues Leben einhauchen könnten. Während auch der EUR-USD-Wechselkurs es an Dynamik vermissen lässt, streben die Aktienmärkte vor allem in Europa in Richtung neuer Mehrmonats-Hochs.
Das Rentenmarktjahr 2022 gehört ja nun wahrlich zu den außergewöhnlichen der vergangenen Dekaden. Mit einem Plus von deutlich mehr als 200 Bp verbuchte die 10J Bundrendite im bisherigen Jahresverlauf den stärksten Anstieg seit über 30 Jahren. Tägliche Renditebewegungen um mehr als 10 Bp gehörten lange Zeit zur Tagesordnung, waren es weniger, galt der Markt als „stabil“. Seit einigen Tagen sind die Kurs- und Renditeschwankungen fast vollkommen zum Erliegen gekommen. Die 10J-Rendite pendelt beharrlich um die Marke von 2,00 %. Wiederholt hawkish klingende Einlassungen von EZB-Vertretern wie Robert Holzmann („Nach gegenwärtiger Datenlage würde ich im Dezember für eine Zinsanhebung um 75 Bp stimmen.“) oder Gediminas Simkus („Auch nach März könnte es noch Zinsanhebungen geben.“) lassen den Markt ebenso kalt wie beispielsweise die unerwartet deutlich zurückgehenden PPI-Zahlen Deutschlands am Montag.
Die Robustheit des Bundmarktes überrascht vor allem, weil im Markt hinsichtlich einer mutmaßlich wichtigen Frage noch komplette Uneinigkeit besteht: Wie stark wird die Zinsanhebung der EZB im Dezember ausfallen, 50 Bp oder 75 Bp? Ausweislich der Geldmarkt-Forwards ist die Anlegerschaft in dieser Frage komplett gespalten. Im Umkehrschluss könnte man argumentieren, es ist den Anlegern weitgehend gleichgültig, ob der Leitzins im Dezember um 50 Bp oder um 75 Bp angehoben wird – entscheidend ist die Frage nach dem Gipfel des Zinsanhebungszyklus. Und genau in dieser Frage scheinen die Anleger mit der Marke von 3,00 % seit einer Woche ihren Frieden geschlossen zu haben. Von aktuell 1,50 % aus wäre dies eine Verdopplung, erreichbar beispielsweise auf den nächsten drei EZB-Ratssitzungen bis Ende März in Schritten von 75+50+25 Basispunkten oder von 50+50+50 Basispunkten, oder aber erst bis Anfang Mai mit Schritten von 50+50+25+25 Basispunkten, was Simkus‘ „Nach-März“-Vermutung validieren würde.
Auch der US Treasury-Markt zeigt dieser Tage keine berichtenswerten Volatilitätsausschläge, die 10J Rendite schwankt im Wesentlichen zwischen 3,70 % und 3,80 %. Allerdings driftet die 2J-Rendite wieder nach oben, womit die 2/10J-Kurveninversion bei 76 Bp ein neues Maximum erreicht hat.
Die Zinsentscheidung der EZB am 15. Dezember dürfte der Fokussierung auf die Peak Rate zum Trotz dennoch einen Meilenstein für den Rentenmarkt bedeuten, hat die Notenbank für diesen Termin doch in Aussicht gestellt, die Grundzüge ihres Programms zur Rückführung der Anleihebestände („Quantitative Tightening“) vorzustellen. Welche weiteren Fixpunkte lassen sich im Kalender bis dahin identifizieren? Am 29.11. werden die deutschen, einen Tag später die EWU-weiten Inflationszahlen für November veröffentlicht. In den USA ragen im Vorfeld der FOMC-Entscheidung am 14. Dezember der Arbeitsmarktbericht am 2. Dezember und die Inflationsdaten am 13. Dezember heraus.
Vor allem die europäischen Aktienmärkte scheinen von der Ruhephase an den Rentenmärkten zu profitieren. In kleinen aber zielstrebig erscheinenden Schritten hat der STOXX Europe 600 seit Mitte Oktober um 15 % zugelegt, nur noch rund 1½% fehlen zur Überwindung der August-Hochs, rund 2½% für den höchsten Stand seit Anfang Mai. Dem DAX fehlen nur noch 1½% für die Schlagzeile „Höchstes Kursniveau seit Ende März“. Da weiß man mit einem Mal gar nicht mehr, was man sich von den heutigen PMI-Zahlen für die Eurozone wünschen soll. Eine positive Datenüberraschung beispielsweise würde zwar die Gewinnaussichten stützen, gleichzeitig aber möglicherweise die Erwartung stärkerer Leitzinsanhebungen nach sich ziehen – es sei denn, der Rentenmarkt bliebe auch angesichts solcher PMI-Umfragewerte weiterhin „unerschütterlich“…
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Der Beitrag PMIs als potenzieller Störfaktor erschien zuerst auf onemarkets Blog (HypoVereinsbank - UniCredit Bank AG).