Kommentar
19:14 Uhr, 29.01.2019

Pessimismus, wohin man schaut

Die Konjunkturprognosen purzeln. Fast täglich kommen neue Schätzungen und diese werden zunehmend pessimistisch. Einen Lichtblick gibt es allerdings.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat den Anfang gemacht und bereits in der Herbstprognose Trübsal geblasen. Das erhielt damals durchaus eine gewisse Aufmerksamkeit. Dass sich jemand traut auch einmal etwas Negatives vorherzusagen, war schon ein Ding.

Die globale Wachstumsprognose für 2019 wurde von 3,9 auf 3,7 % gestutzt (Grafik 1). Das ist nun kein gigantischer Satz nach unten, aber doch bemerkenswert. Bemerkenswert war es vor allem deswegen, weil der IWF eindrücklich davor warnte, dass man einen Abschwung gerne unterschätzt.

Indirekt sagte der IWF damit, dass er zwar die Prognose kürzt, aber dies die Realität vermutlich nicht widerspiegelt. Es hat sich nur niemand getraut, die Prognose auf z.B. 2 % oder 1 % herabzusetzen. So kommt es nun scheibchenweise. In der neuesten Prognose wurden die Wachstumsziele erneut gesenkt. Insbesondere für Deutschland sieht es düster aus. Hier werden nur noch 1,3 % für dieses Jahr erwartet.

Bemerkenswert ist die stoische Ruhe in Bezug auf China. Hier tut sich fast nichts, obwohl die Wirtschaft dort gerade radikal abkühlt. Entweder hat der IWF großes Vertrauen in die Regierung in China oder es herrscht Zweckoptimismus.

Gleiches kann man von der Weltbank behaupten. Diese ist generell vorsichtiger. Die Prognosen des IWF sind systematisch höher. Dafür fällt die Korrektur erst einmal weniger stark aus. Für die USA bleibt es bei angehobenen Ausblick für 2019. Das ist jetzt fast nicht mehr vorstellbar, nachdem der Shutdown so lange gedauert hat.

Besonders pessimistisch ist die deutsche Bundesregierung. Die offizielle Prognose gibt es noch nicht, allerdings sickerte durch, dass diese wohl nur noch ein Wachstum von 1 % in diesem Jahr vorsieht (Grafik 3). Die Prognosen der Wirtschaftsinstitute stehen noch aus. Es wäre jedoch verwunderlich, wenn es hier keine kräftige Korrektur gäbe.

Die Situation lässt sich einfach zusammenfassen. Es herrscht Ernüchterung. Das großartige Wachstum, das wir alle noch vor einem halben Jahr erwartet haben, wird es so nicht geben. Auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos konnte man wenig Erbauliches hören. Vielmehr war es eine Trauerveranstaltung für das Wirtschaftswachstum.

Nun die gute Nachricht: Prognosen sind für gewöhnlich falsch. Sie werden zu spät an die Realität angepasst. Wenn jetzt erst große Korrekturen vorgenommen werden, dann sind wir schon mitten im Tal der Tränen und es kommt vermutlich schlimmer als es die aktuellen Prognosen vermuten lassen.

Dafür sind die Anpassungen der Prognosen chronisch langsam. Sie versuchen noch den Abschwung auszuloten. Während das geschieht, wendet sich das Blatt meist schon. Ein exaktes Timing Instrument ist das nicht. Die erste Jahreshälfte wird vermutlich schlimmer als vermutet, die zweite dafür besser als es die Prognosen dann erwarten lassen.

Clemens Schmale

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52 Kommentare

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  • Dragoslav
    Dragoslav

    Ad personam

    21:53 Uhr, 30.01.2019
  • wolp
    wolp

    Der Kluge bemerkt alles, der Dumme hat zu allem eine Bemerkung... Na, erkennt sich jemand? Merci. Und nicht so pessimistisch, gell..

    21:31 Uhr, 30.01.2019
  • The Secessionist
    The Secessionist

    All das sagte ich unten ! 😉

    18:53 Uhr, 30.01.2019
  • netzadler
    netzadler

    eine wachsende Anzahl befürwortet und betreibt den systemzusammenbruch, weil sie wissen, dass man die dinge nunmal nicht mit den mitteln wieder in Ordnung bekommt, wodurch sie entstanden sind. ich weiss nicht, was daran nicht zu verstehen ist.

    15:32 Uhr, 30.01.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Argumentam ad personam. Wende dies an, wenn du argumentativ in der Defensive bist, keine Argumente hast, oder wenn dein Diskussionskontrahent recht hat, du dies aber nicht zugeben kannst.

    15:30 Uhr, 30.01.2019
  • Jaroos
    Jaroos

    Oh wieder AfD Stammtisch. Interessant.

    14:52 Uhr, 30.01.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Draghobert hat den Markt verzerrt und nun jammern alle rum, weil sich die absehbare Quittung ankündigt. Aber zuvor wird garantiert noch das deutsche Sparschwein geschlachtet.

    YouTube · fritz51402:42Chris Howland - Und dann hau ich mit dem Hämmerchen das Sparschwein kaputt

    198131.07.2010

    13:18 Uhr, 30.01.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Der Blätterwald rauscht nicht auf Seite 9 in der Sonderbeilage des Kulturteils, wo eben das nicht essentielle Thema, wenn überhaupt, hingehören würde. Nein es ist früh morgens auf den Startseiten. Aufdringlich, schreiend, verlagsübergreifend und konzertiert. Wenn Sie das nicht wahrnehmen können, scheint die Filterblase tatsächlich das Problem zu sein. Oder ist es ein nicht wollen?

    12:40 Uhr, 30.01.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Gehen Sie mal zum Bäcker. Dort können Sie sich diesem Wurstblatt nicht entziehen, da es auf der Ladentheke liegt. Geben Sie bitte Gabalier in Google ein. Die versammelte Propagandakapelle spielt auf! Die fehlende Filterblase ist das Problem.

    12:08 Uhr, 30.01.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Die Bild titelt ähnlich. Also nix Filterblase. Man wird mit dem Mist zugeschissen. Ob man will oder nicht.

    11:17 Uhr, 30.01.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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