Persönlichkeitstraining – die Grundlage erfolgreicher Trader
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„Wer an der Börse erfolgreich sein will, muss sich zuerst einmal mit dem persönlichen Verhältnis zum Geld auseinandersetzen. Erst dann gilt es, der Rhythmik des Marktes zu lauschen“ Dr. Raimund Schriek
Das große Thema Psychologie und damit verbunden das richtige Einschätzen der eigenen Persönlichkeit sind mitunter die wichtigsten Faktoren beim Traden. Allerdings wird diesem Bereich selten die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt. Das TradersJournal sprach deshalb mit Dr. Raimund Schriek, dem Autor von "[Link "Besser mit Behavioral Finance" auf books.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]" (FinanzbuchVerlag) und wollten wissen, wieso er Persönlichkeitstraining als die Grundlage erfolgreicher Trader sieht.
TJ: Herr Dr. Schriek, Sie haben ein Buch über Finanzpsychologie geschrieben: „Besser mit Behavioral Finance“, der Titel ist bereits in der zweiten Auflage. Wie sind Sie dazu gekommen?
Schriek: Seit vielen Jahren setze ich mich mit Geldanlage und Trading auseinander. Ich war ein sehr guter Anleger und zunächst dachte ich, Trading gelingt mir genauso. Doch weit gefehlt: Trading verlangt sehr viel mehr. Die Zahl profitabler privater Trader hält sich in Grenzen. Die meisten verlieren zur Freude der Institutionellen – eine Tatsache, die übrigens wissenschaftlich belegt ist.
TJ: Worin sehen Sie die großen Herausforderungen von Geldanlage und Trading?
Schriek: Die Standardantworten dazu sind: Umsichtiges Risiko- und Money-Management als Grundlage. Darüber hinaus sind auch der Umgang mit Verlust, das Überwinden von Selbstüberschätzung und der Abbau des Dispositionseffekts gefragt.
TJ: Was versteht man unter einem Dispositionseffekt?
Schriek: Vor allem private Trader, Anleger und Anfänger nehmen kleine Gewinne mit und sitzen große Verluste aus – ein Verhalten, das auf der Gewinn- und Verlustseite Rendite kostet. Gewinne mitzunehmen, obwohl der Trend noch nicht gebrochen ist oder auf einen Trendbruch nicht zu reagieren, beides sind Verhaltensweisen, die menschlich sind. Wer Gewinne realisiert, befriedigt unter anderem das Bedürfnis nach Sicherheit. Beim Aussitzen von Verlusten geht es darum, das Gefühl von Schmerz zu vermeiden, die Verluste unweigerlich mit sich bringen.
TJ: Sie sagten, das sind die Standardantworten.
Schriek: Genau, da spielen natürlich weitere Dinge eine Rolle. Wenn Sie in den Spiegel sehen, dann bekommen Sie eine Vorstellung davon. Selbstwahrnehmung ist ein Stichwort. Fragen Sie sich: „Was tut mir gut?“. Wohlfühlgrößen in Bezug auf Kontogröße, Risiko, Hebel, Positionsgröße oder Zeitfenster sind von Trader zu Trader unterschiedlich.
Wenn Sie bei einer Wohlfühlgröße zum Beispiel den Hebel verändern, brauchen Sie in der Regel eine bestimmte Zeit, um sich anzupassen. Trader, die vom schnellen Geld träumen und statt eines gewohnten 10-fachen Hebels einen von 50 einsetzen, lernen meistens die „ungemütliche“ Seite der Hebelwirkung kennen. Sie können das mit einem Hobbysportler vergleichen, der gerade 10 Liegestütze hinbekommt, am nächsten Tag das mutige Ziel von 50 ausgibt. Der liegt dann platt am Boden. Anpassungsprozesse sind kostspielig und vielen Tradern nicht bewusst. Bewusstsein ist ohnehin ein wichtiges Stichwort.
TJ: Wie meinen Sie das?
Schriek: Sich Seiner bewusst sein, darum geht es beim Trading. Private Trader treffen Ihre Entscheidungen vor allem auf Grund von persönlichen, oft unbewussten Mustern. Meine Klienten liefern mir bei Verlusten immer gleich die passenden Erklärungen wie „Verluste gehören doch dazu“ oder „Verluste sind Ausbildungskosten“. Interessant finde ich, dass die einzelnen Ausbildungsabschnitte in der Regel bei verschiedenen Brokern durchgeführt werden und mit Totalverlust enden. Die Börse ist ein besonderes Lernfeld. Besonders deshalb, weil sie sehr schnell Antworten auf Ihren persönlichen Zustand gibt.
TJ: Sie meinen also, Trader sollten nicht nur ihre Ergebnisse, sondern vor allem sich selbst hinterfragen?
Schriek: Genau, darum geht es. Ich habe die Inhalte für verschiedene Webinarreihen entwickelt, die z. B. bei Cortal Consors, dem S-Broker oder auch der Börse Stuttgart umgesetzt werden. Im Mittelpunkt steht dabei, den Trader mit sich selbst bekannt zu machen und Finanzfallen aufzuzeigen. Trader sollten erkennen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Performance besteht.
Wenn sich Gewinne trotz vorhandener und an den Markt angepasster Strategie nicht einstellen, lohnt es sich, genauer hinzusehen.
TJ: Was können Trader konkret tun?
Schriek: Coaching ist ein Möglichkeit, die Trader in Betracht ziehen sollten. Da kommt es vor allem auf das Feedback an. Der Coach kann im weiteren Sinn auch Ihr Partner, Freund oder ein guter Beobachter sein. Feedback ist etwas, dass Sie sich selbst nicht geben können, dafür brauchen Sie eine zweite Person. Aus meiner Erfahrung reichen oft wenige Coaching-Stunden, um entscheidend an der Performanceschraube zu drehen.
Interessanterweise sehen diejenigen, die in ihren erlernten Berufen erfolgreich sind, in der Regel keine Notwendigkeit für ein Coaching. Der Übergang von gesundem Selbstbewusstsein zur Selbstüberschätzung ist allerdings oft fließend. Trading ist harte disziplinierte Arbeit. Das ist vielen Anfängern nicht bewusst. Was ist da schon der Preis für 10 Coaching-Stunden im Vergleich zu den Kosten, die Anfängern in der Regel innerhalb weniger Tage entstehen?
TJ: Ihr Credo lautet also „Persönlichkeitstraining ist die Grundlage erfolgreicher Trader“?
Schriek: Die Erfahrung habe ich gemacht und sie wird auch von vielen meiner Klienten bestätigt. Wenn Sie trainieren, stärkt das auch Ihr Selbstbewusstsein. Seit vielen Jahren setze ich mich mit dem Thema Persönlichkeitstraining auseinander. Im Frühjahr habe ich in Oberösterreich erstmals ein 2-tägiges Intensiv-Seminar dazu angeboten. Die Teilnehmer waren begeistert, vor allem über die besondere Zusammenstellung der Inhalte. Das nächste Intensiv-Seminar findet am 17. und 18. September im Hotel Gastwerk in Hamburg statt. Ich freue mich sehr darauf, vielleicht sind auch Sie dabei?
TJ: Vielen Dank für das Interview.
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