Kommentar
09:23 Uhr, 10.10.2023

Payment Sektor im Fokus: Wie kommt wieder Wachstum in die Branche?

Erwähnte Instrumente

“Kannst du mir mal eben die 10€ von gestern paypalen?”

Solche Sätze kennt fast jeder, denn sehr viele Menschen nutzen mittlerweile Zahlungsdienstleister. Insbesondere Paypal ist sehr beliebt, wodurch das Unternehmen die letzten Jahre rasant gewachsen war. Doch Paypal ist nicht das einzige Unternehmen in der Branche. Das niederländische Unternehmen Adyen bietet ähnliche Dienstleistungen an und auch das US-amerikanische Unternehmen Block ist ein Konkurrent in der Branche.

Doch wie ist es derzeit um diese Unternehmen bestellt? An der Börse haben die genannten Unternehmen zuletzt massiv an Wert verloren. Seit dem Hoch Mitte 2021 mussten die entsprechenden Aktien teilweise über 85 % Kursverlust einstecken. Auch Adyen ist nach dem jüngsten Kursrutsch nach den letzten Quartalszahlen mehr als 75 % im Minus.

Können diese Unternehmen wieder zurück auf Wachstumskurs kommen?

Die Unternehmen im Überblick

Paypal Block Adyen
Hauptsitz San José, USA San Francisco, USA Amsterdam, NL
ISIN US70450Y1038 US8522341036 NL0012969182
Marktkapitalisierung 63,4 Mrd. USD 26.7 Mrd. USD 22,9 Mrd. EUR
Paypal Block Adyen
KGV 16 39
KUV 2,3 1,3 3,8
KBV 3,2 1,5 8
Umsatz und Umsatzwachstum von Paypal, Block und Adyen | eigene Darstellung, Quelle: Stock3
Bruttogewinn und Bruttogewinn-Wachstum von Paypal, Block und Adyen | eigene Darstellung, Quelle: Stock3 & TradingView

Paypal ist bezogen auf die Marktkapitalisierung das größte und dominanteste Unternehmen in der Branche. Es kann auch den höchsten Umsatz und Bruttogewinn vorweisen. Allerdings wächst das Unternehmen beim Umsatz und Bruttogewinn deutlich langsamer als die Konkurrenz. Sowohl das Umsatz- als auch das Bruttogewinnwachstum errechnet sich aus dem Durchschnitt der letzten 5 Jahren.

Umsatz und Bruttogewinn von Paypal der letzten Quartale | Quelle: Tradingview

Wenn man jetzt aber den Umsatz und Bruttogewinn der letzten Quartale betrachtet, trübt sich das Bild sehr stark ein. Der extreme Abverkauf der Aktie seit Mitte 2021 begründet sich aus der sehr hohen Bewertung und damit auch der Erwartung, das bis 2021 hohe Umsatz- und Gewinnwachstum beibehalten zu können.

Dieses flachte allerdings schnell ab und ist jüngst sogar rückläufig. Sowohl bei Block, als auch bei Adyen sieht das Bild ähnlich aus. In den jüngsten Quartalsberichten der Unternehmen wurde betont, dass die Unternehmen langfristig ausgerichtet werden müssen und kontinuierlich positiver Cashflow erwirtschaftet werden soll.

Hier liest du, wie Paypal seine Unternehmensstrategie ändern möchte.

Das Geschäftsmodell

Wie verdienen diese Zahlungsdienstleister überhaupt ihr Geld? Die Umsatz und Bruttogewinn Betrachtung zeigt, dass diese Unternehmen profitabel, dabei aber noch immer teilweise verhältnismäßig hoch bewertet sind. Insbesondere Adyen ist mit einem KGV von 39 und einem KBV von 8 deutlich teurer als Paypal oder Block.

Paypal, Adyen und Block haben sich im Zahlungssektor etabliert und ihre Erfolge beruhen auf unterschiedlichen, aber äußerst effektiven Geschäftsmodellen. Paypal, als einer der Pioniere im Online-Bezahlungsbereich, verdient hauptsächlich durch Transaktionsgebühren Geld. Das Unternehmen ermöglicht schnelle und sichere elektronische Zahlungen, sowohl für Verbraucher als auch für Händler, und nimmt dabei einen kleinen Prozentsatz der Transaktionssumme als Gebühr.

Adyen, ein niederländisches Unternehmen, hat sich auf eine globale Zahlungsplattform spezialisiert. Ihr Modell basiert auf einem End-to-End-Zahlungssystem für Händler, das verschiedene Zahlungsmethoden und Währungen unterstützt. Adyen erhebt ebenfalls Gebühren für jede Transaktion.

Block (früher Square), gegründet von Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey, bietet nicht nur Zahlungsdienste wie die Cash App an, sondern auch Finanzlösungen für kleine Unternehmen. Ihr Geschäftsmodell umfasst sowohl Hardware-Verkäufe als auch einen Prozentsatz der Transaktionen über ihre Plattform.

Bis 2021 konnten diese Unternehmen von dem rasant wachsenden Zahlungsmarkt profitieren. Doch die letzten Quartalszahlen zeigen, dass die Nutzerzahlen nicht mehr wie in der Vergangenheit wachsen und auch die Margen gesunken sind. Zusätzlich dazu bedrohen auch Konkurrenz Angebote, wie Google und Apple Pay oder geplante Zahlungsdienstleistungen von Mastercard oder VISA die Marktanteile dieser Unternehmen.

Bisher haben die Unternehmen ihr Wachstum über Kredite zu günstigen Konditionen finanziert. Seitdem die Leitzinsen angehoben wurden, müssen die Unternehmen umdenken und von ihrem extremen Wachstumskurs wegkommen.

Der Kampf um Marktanteile

Aktive Nutzer von Paypal | Quelle: Goldesel

Seit Monaten stagnieren die Zahlen aktiver Nutzer bei Paypal und auch bei der Konkurrenz sieht es nicht besser aus. Aber ist das wirklich ein Problem? Denn die aktiven Nutzer haben das Potential, mehr Umsatz zu machen, wenn viele Händler die digitalen Zahlungsdienstleister anbieten.

Bei der Betrachtung der Marktanteile fallen Block und Adyen quasi aus jeder Statistik raus. Die Unternehmen sind relativ unbekannt. Nur bei privaten Zahlungen sind Block und Adyen wirkliche Konkurrenten für Paypal. Der Vorteil von Adyen und Block ist das Bereitstellen von günstiger Hardware. So können auch kleine Unternehmen digitale Zahlungen neben Debit- und Kreditkartenzahlungen anbieten.

Aber insbesondere im Bereich E-Commerce dominiert Paypal und steht in dieser Branche vor allem in Konkurrenz zum klassischen Kauf auf Rechnung, der Kreditkarte oder der Zahlung per Lastschrift/Bankeinzug. Paypal landet mit einem Umsatzanteil von 28,2 % knapp hinter dem Kauf auf Rechnung mit 28,3% bei Einkäufen im Internet.

Fazit

Die führenden Zahlungsdienstleister wie Paypal, Adyen und Block sehen sich mit herausfordernden Zeiten an der Börse konfrontiert. Das bisherige explosive Wachstum im Zahlungsmarkt hat sich verlangsamt, und der Wettbewerb von etablierten Playern bedroht ihre Marktanteile.

Um zurück auf den Wachstumspfad zu gelangen, könnten diese Unternehmen verstärkt auf Qualität und Diversifizierung setzen. Dies könnte durch Verbesserungen in den Dienstleistungen, innovative Technologien und neue Märkte erreicht werden. Eine ausgewogene Balance zwischen Wachstum und Qualität ist entscheidend, um langfristig erfolgreich zu sein.

Paypal ist besonders gut aufgestellt, da das Unternehmen sehr populär ist, folglich also über einen breiten Kundenstamm verfügt und insbesondere im Online Handel stabile Umsätze macht.

Tradingidee

Die Aktie des Unternehmens Block ist seit dem Hoch um mehr als 85 % gefallen. Auch seit Anfang des Jahres entwickelt sich die Aktie, wie auch die von Paypal und Adyen, entgegen dem Trend und ist YTD um mehr als 33 % gefallen.

Nach der einjährigen Seitwärtsphase ist die Aktie vor einigen Wochen nach unten ausgebrochen und hat ungefähr das Kursziel bei 40,75 USD abgeholt.

Aktuell befinden wir uns an einer schwachen Zone, auf die der Kurs letzte Woche allerdings einigermaßen stark reagierte. Sollte die Aktie diese Woche weiter steigen, wäre das ein Kaufsignal. Alternativ könnte man darauf spekulieren, dass die Aktie um weitere 20 % fällt und dann auf dem Niveau des Corona Tiefs eine Umkehr einleitet.

Zusätzlich dazu befindet sich der RSI auf Tagesbasis im stark überverkauften Bereich und auf Wochenbasis im überverkauften Bereich. Hierbei handelt es sich um antizyklische Kaufsignale.

Den Stop-Loss sollte man bei einem Einstieg auf aktuellem Niveau konservativ auf das letzte Verlaufstief setzen, oder eben mit deutlich mehr Risiko knapp unter das Corona Tief und da einen Nachkauf tätigen.

Den Take-Profit sollte man an die untere Begrenzung der Seitwärtsphase bei ungefähr 55 USD setzen.

Chart der Block-Aktie mit Volume-Profil und RSI; 1 Kerze = 1 Woche | Quelle: stock3

Für diesen Trade bietet sich ein Open End-Turbo-Optionsschein der HSBC mit der WKN HS2C0H an. Mit einer aktuellen Knock-Out Schwelle kann man jetzt eine erste Tranche kaufen, um jetzt schon von einem Kursantieg zu profitieren oder eine weitere Tranche bei einem Test des Corona Tiefs.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert. Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Michael Flender
Michael Flender

Michael Flender ist seit dem Jahr 2007 hauptberuflich als Trader an der Börse tätig. Seine Schwerpunkte liegen auf dem Handel von Aktien mit einem meist mittelfristigen Zeithorizont. Hierbei berücksichtigt er sowohl den Nachrichtenfluss und die operative Entwicklung als auch die charttechnischen Trends. Gelegentlich führt er auch Short-Positionen oder kurzfristige Trades vor oder nach den regulären Handelszeiten durch. Seit 2020 ist er zudem vermehrt in den sozialen Medien aktiv und teilt täglich aufregende Neuigkeiten und Entwicklungen im Bereich Börse. Zusätzlich dazu verwaltet er auf der Plattform Goldesel.de mehrere Echtgelddepots und vermittelt dort auch die Prinzipien eines nachhaltigen Aktienhandels.

Mehr Experten