Analyse
12:10 Uhr, 28.11.2023

PARTEC – Wie viel heiße Luft steckt hier drin?

Der Quantencomputer-Spezialist Partec ging erst vor wenigen Monaten an die Börse. Sogar eine Auszeichnung gab es jüngst dafür: Das Unternehmen hat den IPO Award der Deutschen Börse in Frankfurt gewonnen.

Erwähnte Instrumente

  • PARTEC AG VNA O.N.
    ISIN: DE000A3E5A34Kopiert
    Kursstand: 87,000 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • PARTEC AG VNA O.N. - WKN: A3E5A3 - ISIN: DE000A3E5A34 - Kurs: 87,000 € (XETRA)

Die Konkurrenz war dünn, könnte man der Deutschen Börse noch zugutehalten, denn hier standen nur zwei weitere Unternehmen zur Debatte. Dennoch, Partec war kein „echter“ Börsengang, sondern nur ein Listing. Somit ist die Auswahl von Partec mit Fragezeichen versehen.

Viele Fragen bleiben offen

Überhaupt gibt es bei Partec viele Fragezeichen. Ein investigativer Journalist könnte hier sicherlich einige Ungereimtheiten finden. Wer nur oberflächlich draufschaut, entdeckt aber auch einige Dinge, die nicht so recht zusammenpassen.

Auf dem Eigenkapitalforum präsentierte sich das Unternehmen den Zuhörern eher verschlossen. Gerade die Zahlenseite wirft umfangreiche Fragen auf. Die Umsatzprognose für dieses Geschäftsjahr liegt bei 100 Mio. EUR. Die hat nicht etwa das Unternehmen herausgegeben, sondern die Analysten von Montega.

Im Halbjahresbericht fällt auf, dass die Bilanz überwiegend aus Forderungen besteht. Das Unternehmen weist in der Bilanz zum 30. Juni Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von 80,5 Mio. EUR aus. Zahlen die Kunden etwa nicht ihre Rechnungen bei Partec? Dabei liest sich die Kundenliste doch so illuster. Am 5. Oktober erhielt das Unternehmen immerhin den Auftrag zum Bau des ersten Exascale-Supercomputers „Jupiter“ in Jülich. Ein Prestige-Projekt.

Das Eigenkapital von Partec summierte sich zuletzt auf 38 Mio. EUR. An der Börse wurde das Unternehmen zum Listing mit rund 1 Mrd. EUR bewertet. Es gab ein paar Magazin-Empfehlungen, die den Aktienkurs aber nicht weiter pushen konnten. Die Insider sind viel zu beschäftigt damit, Aktienpakete am Markt abzuladen.

Vorstand verkauft Aktien

Alleine im November beliefen sich die Verkäufe aus dem Vorstand auf 427.000 EUR. Nicht viel im Vergleich zum Börsenwert, aber am Markt wird auch wenig gehandelt. Lockup-Vereinbarungen bestehen keine. Die Mehrheit der Aktien liegt beim Vorstand.

Die Gewinn- und Verlustrechnung liest sich derweil beeindruckend. Aus 52 Mio. EUR Umsatz im ersten Halbjahr generierte Partec einen Überschuss von 12,1 Mio. EUR. Zum Cashflow gibt es keine Aussagen. Genau da klafft die Lücke zwischen Anspruch und Realität.

Technologisch scheint das Unternehmen top aufgestellt zu sein, daran lässt der Vorstand keinen Zweifel. In Interviews belächelt dieser gerne die Konkurrenz aus den USA. Partec wisse, wie man Quantencomputer baut. Dass gleichzeitig kein echter IPO gelang, ist daher ein weiteres Fragezeichen. Einen Prospekt hat sich das Unternehmen vielleicht bewusst erspart, da man hier hätte zahlreiche Fragen beantworten müssen. Das einfache Listing benötigt nur ein Einbeziehungsdokument. Das ist schnell getippt.

45 Mitarbeiter arbeiten für den „Milliardenkonzern“. Zum Börsenstart waren sieben davon im Vorstand angestellt. Jeder Vorstand hat also sechs Mitarbeiter unter sich. Sowas sieht man auch eher selten und passt irgendwie ins Bild.

Fazit: Das sind nur ein paar der offensichtlichen "roten Flaggen" für Investoren bei der Aktie von Partec. Wer tiefer gräbt, kann sicherlich noch mehr finden. Ist Partec vielleicht doch eine deutsche Quantencomputer-Perle, und ich liege hier völlig falsch mit meinen Verdächtigungen? Auch das ist möglich. Dann sollte sich Partec schnellstens um mehr Transparenz bemühen. Solange bleiben viel zu viele Fragezeichen offen, die mich ehrlich gesagt, erheblich an der tollen Story zweifeln lassen.

PARTEC AG VNA O.N.-Aktie
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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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