Panikstimmung an Wall Street
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New York (BoerseGo.de) – Die erhoffte Erleichterung an den US-Börsen nach der Rettungsaktion der US-Notenbank für den strauchelnden US-Versicherungsgiganten American International Group (AIG) blieb aus. Nach einem Verhandlungsmarathon zwischen US-Finanzminister Henry Paulson und Fed-Chairman Ben Bernanke hat die US-Regierung mit einer Finanzspritze in Höhe von 85 Milliarden Dollar den US-Versicherungsriesen vor dem bevorstehenden Zusammenbruch bewahrt und in letzter Sekunde einen Kollaps des weltweiten Finanzsystems abgewendet. Im Gegenzug sichert sich der Staat 79,9 Prozent der Anteile an dem Versicherer, was einer Verstaatlichung gleichkommt. Der staatliche Notkredit hat eine Laufzeit von zwei Jahren, der Zinssatz beläuft sich auf deutlich über zehn Prozent, was den Versicherer zur Veräußerung von Unternehmensteilen zwingen dürfte. Nach einem kurzen Durchatmen an Wall Street bestimmten Angst und Furcht das Marktgeschehen. Kein Wunder, so der Chef-Stratege Bill Stone vom Investmenthaus PNC Wealth Management, die Anleger sind zu Tode verängstigt. Wer konnte sich schon vorstellen, dass der einst weltgrößte Versicherungskonzern kurz vor dem Kollaps steht und verstaatlicht wird. Die nächsten Hiobsbotschaften ließen nicht lange auf sich warten. Die größte britische Hypothekenbank, die Halifax Bank of Scotland (HBOS), kämpft laut Medienberichten ums Überleben. Mit Unterstützung der britischen Regierung wurde mit der britischen Großbank Lloyds ein Käufer gefunden.
Die Aktie der zweitgrößten US-Investmentbank, Morgan Stanley, bricht um über 24 Prozent auf 21,75 Dollar ein, obwohl das US-Finanzinstitut mit deutlich besseren Zahlen überraschte. Das Unternehmen übertrifft im dritten Quartal mit einem Gewinn von 1,32 Dollar pro Aktie die Erwartungen von Wall Street um 54 Cents. Auch der im dritten Quartal erzielte Umsatz von 8,0 Milliarden Dollar ist deutlich über den von den Analysten erwarteten 6,32 Milliarden Dollar ausgefallen. Anleger sind verunsichert aufgrund von Spekulationen, wonach sich die US-Investmentbank zum Verkauf stellen soll. Viele Experten hinterfragen in der aktuellen Situation an den Finanzmärkten die Tragfähigkeit des Grundmodells der Investmentbanken. Das Investmenthaus Credit Suisse First Boston reduziert sein Kursziel für Morgan Stanley von 60 Dollar auf 45 Dollar. Für weitere Verunsicherung sorgte der starke Anstieg der Risikoprämien für die US-Investmentbank, der sogar über dem Niveau von Lehman Brothers am Tag der Firmenpleite lag. Die Aktie des größten US-Investmentbank Goldman Sachs kam mit einem Minus von 13,92 Prozent ebenfalls deutlich unter die Räder.
Die britische Großbank Barclays will sich die Übernahme von Aktivitäten der unter Gläubigerschutz stehenden US-Investmentbank Lehman Brothers 1,75 Milliarden Dollar kosten lassen. Demnach sollen das nordamerikanische Investmentbanking, das Kapitalmarkt-Geschäft, der Hauptsitz Lehmans in New York sowie zwei Datenzentren in New Jersey auf die Briten übergehen. Die Teilübernahme muss jedoch noch vom Insolvenzgericht genehmigt werden. Die Gegenleistung für das Kapitalmarkt-Geschäft beläuft sich auf 250 Millionen Dollar. Dabei handle es sich um eine Sparte, wo Vermögenswerte von rund 72 Milliarden Dollar und Verbindlichkeiten von 68 Milliarden Dollar gehandelt werden. Zudem übernimmt Barclays 10.000 Mitarbeiter der insgesamt 25.000 Mitarbeiter umfassenden Belegschaft Lehmans.
Die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) hat zum Schutz der Investoren neue Regeln für den Leerverkauf von Aktien verabschiedet. Insbesondere soll es den sogenannten „nackten“ Leerverkäufen an den Kragen gehen. Bei den „nackten“ Leerverkäufen verkaufen Investoren Aktien ohne sich abzusichern, die Papiere zur Fälligkeit liefern zu können. SEC-Vorsitzender Christopher Cox setzt mit dem neuen Regelwerk der unrechtmäßigen Manipulation durch nackte Leerverkäufe ein Ende.
Auch von Unternehmensseite her gibt es Nachrichten. Der Speicherchiphersteller SanDisk hat das Übernahmeangebot der südkoreanischen Samsung Electronics zurückgewiesen. Der Verwaltungsrat hat die Offerte in vieler Hinsicht als unangemessen und nicht im besten Interesse der eigenen Aktionäre liegend qualifiziert. Die Aktie von SanDisk klettert um 39,09 Prozent auf 20,92 Dollar. Der US-Grafiksoftwareherstellers Adobe Systems hat im gerade abgelaufenen dritten Quartal die Gewinn- und Umsatzprognose der Analysten übertroffen. Analyst Brent Thill von der Citigroup bestätigt daraufhin sein Buy Rating mit Kursziel 50 Dollar. Die Aktie konnte sich jedoch dem schlechten Marktumfeld nicht entziehen und verlor 5,01 Prozent auf 36,23 Dollar. Der kanadische Telekommunikationsausrüster Nortel Networks macht auf die Gefahr einer weiteren stärker als erwarteten Drosselung der Ausgaben von Telekommunikationsbetreibern aufmerksam. So haben einige Unternehmen ihre Investitionen in Innovationen zu Informationstechnologie und optischen Lösungen zurückgestellt. Es gebe auf der Umsatzseite weiteren zusätzlichen Druck durch Wechselkurseinflüsse und gewisse Produktverzögerungen. Das Management senkt für das dritte Quartal seine Umsatzprognose von 2,7 Milliarden auf 2,3 Milliarden Dollar, die Aktie verliert fast 50 Prozent auf 2,68 Dollar. Der US-Nahrungsmittelhersteller General Mills übertrifft im ersten Quartal die Gewinn- und Umsatzprognosen der Analysten und bestätigt seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2009. Die Aktie gewinnt 1,73 Prozent auf 69,74 Dollar.
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Last but not least News von der Konjunkturfront. In den USA sind die Baubeginne gemäß dem US-Handelsministerium im August um 6,2 Prozent auf saisonbereinigt angepasst 895.000 gesunken. Dies entspricht dem niedrigsten Niveau seit 26 Jahren. Der von Bloomberg erhobene Konsens sieht einen Rückgang auf 950.000 vor. Die Baubeginne für Einfamilienhäuser fielen um 1,9 Prozent auf ein 17-Jahrestief von 630.000 Einheiten. Das Leistungsbilanzdefizit ist nach Angaben des Handelsministeriums in den USA im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 4,3 Prozent auf 183,1 Milliarden Dollar gestiegen. Der von Bloomberg erhobene Konsens sieht einen Defizitanstieg auf 179,3 Milliarden Dollar vor. Das Leistungsbilanzdefizit entspricht 5,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Die Ausweitung geht vor allem auf das Konto geringerer Staatseinnahmen und eines Anstiegs des Handelsbilanzdefizits.
Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt an der New Yorker Terminbörse Nymex um 6,08 Dollar auf einen Schlusstand von 97,61 Dollar. Händler begründen den Preisanstieg neben der Dollarschwäche mit dem stärksten Rückgang der US-Öllagerbestände seit Mai dieses Jahres. Laut dem US-Energieministerium sind die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 6,3 Millionen Barrel gefallen, Experten sind von einem Rückgang von 3,5 Millionen Barrel ausgegangen. Der Preis für die Feinunze Gold steigt um 82,40 Dollar und notiert zum Handelsschluss bei 862,90 Dollar. Händler begründen den größten Tagesanstieg des Edelmetalls seit neun Jahren mit der Furcht der Anleger vor einer weiteren Zuspitzung der Kreditkrise und mehr Pleiten von US-Finanzinstituten. Gold gilt als sicherer Hafen in turbulenten Börsenzeiten.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendet den Handel mit einem Minus von 4,06 Prozent auf 10609 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 verliert 4,71 Prozent auf 1156 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gibt 4,94 Prozent auf 2098 Punkte ab. Sieger im Dow sind heute Fehlanzeige, alle Dow-Komponenten beenden den Handelstag mit Verlusten. Bei den Techs überzeugt SanDisk mit einem Plus von 39,09 Prozent auf 20,92 Dollar. An der New York Stock Exchange wechselten 2,14 Milliarden Aktien den Besitzer. 217 Werte legten zu, 2984 gaben nach. An der Nasdaq gab es bei Umsätzen von 3,11 Milliarden Aktien 428 Gewinner und 2452 Verlierer.
Analyst bullisch für Monsanto
Das Investmenthaus BB&T erhöht sein Rating für die Aktie des US-Agrarchemiekonzern Monsanto von Hold auf Buy mit Kursziel 132 Dollar, nachdem das Unternehmen gerade aufgrund verbesserter Margen und höheren Absätzen im Saatgut- und Herbizid-Geschäft seine Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2008 von 3,37 Dollar auf 3,58 bis 3,60 Dollar pro Aktie erhöht hat. Die Aktie, die in den letzten drei Monaten über 25 Prozent verloren hat, ist den Finanzexperten zufolge aktuell günstig bewertet und überzeugt durch hervorragende fundamentale Daten. Die Aktie verliert 4,71 Prozent auf 107,65 Dollar.
IWF-Chef zur Finanzkrise
Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, geht davon aus, dass das Schlimmste in der aktuellen Finanzkrise noch bevorsteht und in den kommenden Monaten weitere große US-Finanzinstitute in Schieflage geraten könnten. Die Auslöser für die Finanzkrise, nämlich die fallenden Häuserpreise, haben das Gröbste überstanden, die Konsequenzen für die Finanzinstitute sind jedoch noch lange nicht ausgestanden. Gemäß Strauss-Kahn hat sich die Weltwirtschaft trotz der Turbulenzen robust gezeigt und im kommenden Jahr rechnet der Wirtschaftsexperte mit einer konjunkturellen Wende zum Besseren.
Goldman Sachs: Kursziel für Öl korrigiert
Das Investmenthaus Goldman Sachs reduziert sein Drei-Monatskursziel für ein Barrel Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) von 149 Dollar auf 115 Dollar. Die Finanzexperten begründen ihre Neueinschätzung mit den weltweiten Turbulenzen an den Finanzmärkten und einer Abschwächung der Nachfrage nach Öl. Weiter halten die Analysten den aktuellen Kursrutsch des Ölpreises für übertrieben und gehen weiter davon aus, dass der Preis für das schwarze Gold wieder anziehen wird. Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt an der New Yorker Terminbörse Nymex um 6,08 Dollar auf einen Schlusstand von 97,61 Dollar.
Alcoa mit Kauf-Empfehlung
Das Investmenthaus Soleil erhöht sein Rating für die Aktie des Aluminiumkonzerns Alcoa von Hold auf Buy mit Kursziel 40 Dollar. Die Finanzexperten sehen bei Kursen um 26 Dollar eine attraktive Einstiegsgelegenheit. Gemäß dem Investmenthaus ist bei dem aktuellen Kursniveau die aktuelle Schwäche bei den Aluminiumpreisen bereits eingepreist. Allerdings gehen die Finanzexperten davon aus, dass einige Analystenschätzungen für den weltgrößten Aluminiumproduzenten zu optimistisch seien und aufgrund der fallenden Aluminiumpreisen nach unten revidiert werden müssen. Die Aktie verliert 5,02 Prozent auf 25,17 Dollar.
Dell mit neuem Kursziel
Das Investmenthaus Needham geht davon aus, dass der Computerhersteller Dell innerhalb der nächsten 12 bis 24 Monate wieder seine früheren Bruttogewinnmargen von 18 bis 19 Prozent erreichen wird. Der zweitgrößte Computerhersteller befindet sich aktuell in einer Neuausrichtung seines Geschäftsmodells, doch bleiben die langfristigen Aussichten für das Unternehmen weiter voll intakt. Für das aktuelle dritte Quartal reduziert das Analystenhaus seine Gewinnprognose von 0,38 Dollar auf 0,33 Dollar pro Aktie und seine Umsatzschätzung von 17,1 Milliarden Dollar auf 16,7 Milliarden Dollar. Das Kursziel wird von 26 Dollar auf 22 Dollar gesenkt. Erst gestern hat das Unternehmen vor einer weltweiten Abschwächung der Nachfrage im IT-Bereich gewarnt. Die Aktie gewinnt 1,31 Prozent auf 16,19 Dollar.
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