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Verehrte Leserinnen und Leser des Antizyklischen Börsenbriefs,
wir hätten uns auch nicht träumen lassen, dass sich unsere Warnung aus dem Zwischenruf Nummer 15 vom 06. September so schnell bewahrheiten würde: Neue Tiefs wurden inzwischen erreicht, doch die Hintergründe stimmen sehr nachdenklich:
Das von allen Seiten erwartete Rettungspaket für die US-Finanzindustrie in Höhe von 700 Milliarden US-Dollar scheiterte gestern völlig überraschend im US-Abgeordnetenhaus. Damit werden nun all jene auf dem falschen Fuß erwischt, die im Vorfeld davon ausgegangen waren, dass die Angelegenheit nur noch eine Formsache sein werde.
Hierzu zählt übrigens auch Investoren-Legende Warren Buffett, der mit seinen neu erworbenen Aktien von Goldman Sachs gestern zweistellige Verluste zu verzeichnen hatte.
Da wir die Dinge gerne beim Namen nennen, wollen wir auch nicht verschweigen, dass selbst der alte Fuchs jetzt Angst bekommt: In einem Interview mit dem Nachrichtensender Fox Business Channel mahnte Buffett zur Eile und forderte schnellstens ein Rettungspaket. Die Welt stehe am Abgrund, sagte Buffett, wenn nicht schnellstens gehandelt würde, dann „gnade uns Gott“. Nie gehörte Worte vom Orakel aus Omaha.
Lässt man die Angst beiseite, und betrachtet nur die Fakten, ist das Ganze ohnehin sehr dubios. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass hier gezielt vorgegangen wurde. Einige Dinge der gestrigen Entscheidung sind merkwürdig.
Wir spekulieren einmal:
Zunächst muss man festhalten, dass jedem Abgeordneten, der auch nur einigermaßen bei Verstand ist, vollkommen klar gewesen sein musste, welche Folgen eine Absage an den Rettungsplan in der gegenwärtigen Lage hat. Es war vorherzusehen, dass der Dow Jones tief in den Keller rauschen würde – nach Punkten gerechnet war es der größte Kurssturz aller Zeiten. Doch das ist noch das Harmloseste: Niemand kann jetzt mit Sicherheit ausschließen, dass ein Flächenbrand das gesamte weltweite Finanzsystem erfasst.
Da dies eigentlich niemand wollen kann, stellt sich unmittelbar die Frage, wem das Ganze nützt. Es fällt auf, dass es vor allem die Republikaner waren, die dem Plan ihre Zustimmung verweigert haben. Das verwundert aus zwei Gründen: Unmittelbar vor den Wahlen hätte man annehmen können, dass gerade die traditionell der Wallstreet verbundenen Republikaner Wert darauf gelegt hätten, dass die Finanzwirtschaft rechtzeitig wieder auf die Beine kommt.
Doch offensichtlich ist es den Republikanern vier Wochen vor den Wahlen lieber, die Karre an die Wand zu fahren.
Das ist insofern unverständlich, als es sich auch bis ins Bush-Lager herumgesprochen haben dürfte, dass die Menschen die regierende Partei vor allem dann wählen, wenn die Börsenkurse vor den Wahlen steigen. Fallen die Kurse dagegen, dann neigen die US-Bürger dazu, der Gegenseite ihre Stimme zu geben. In diesem Fall erhöht das die Chancen von Barack Obama.
Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die Siegchancen von John McCain nach dem jüngsten Börsencrash deutlich gesunken sind. Ob es die Republikaner angesichts der Probleme in nie gekannter Dimension womöglich genau darauf abgesehen haben?
So wie die Dinge jetzt liegen, werden die USA und damit auch die Weltwirtschaft in die schwerste Krise seit den 1930er Jahren stürzen. Womöglich lässt man Barack Obama jetzt galant den Vortritt, wohl wissend, dass er mit Pauken und Trompeten untergehen wird – und bereitet intern schon den nächsten republikanischen Kandidaten vor, der sich dem Wahlvolk in vier Jahren als der große Retter und Heilsbringer präsentieren kann.
Denkbar wäre auch noch eine andere Variante: Da im Vorfeld der gestrigen Entscheidung vollkommen klar war, dass die gesamte Finanzwelt von einem positiven Ergebnis ausgegangen war, die Kurse den Ausgang der Abstimmung also bereits „eingepreist“ hatten, konnte mit absoluter Sicherheit dicke Gewinne einstreichen, wer sich beizeiten auf eine Ablehnung des Rettungsplanes positioniert hatte.
Wie gesagt, das alles ist nur Spekulation, in jedem Fall ist das Verhalten der republikanischen Abgeordneten äußerst merkwürdig.
Doch vielleicht war das alles ja auch ganz anders. Vielleicht ließe sich der Sache am Ende sogar etwas Positives abgewinnen: Die zusätzlichen Schmerzen, vorerst ohne ein Rettungsprogramm klarkommen zu müssen, könnten sich im Nachhinein dann als günstig erweisen, wenn es gelingt, wieder Vertrauen in solide Marktprinzipien herzustellen. Doch bis dorthin ist es noch ein weiter Weg.
Markteinschätzungen aus antizyklischer Sicht - Der Antizyklische Börsenbrief Deutschlands :
http://www.antizyklischer-boersenbrief.de - Chefredakteur : Andreas Hoose
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