Optimistisches Kernszenario bei extrem hoher Unsicherheit
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Markt & Makro
Haben wir das Schlimmste an den Märkten hinter uns oder müssen wir uns auf weitere Rückschläge einstellen? Diese Frage lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beantworten. Dazu sind die Unsicherheiten derzeit einfach zu hoch – Stichworte Ukraine-Konflikt, Covid-19 Situation in China, Inflationsentwicklung.
„Recht gut abzusehen ist dagegen, dass die hohe Volatilität n den Aktienmärkten wohl anhalten wird, Unternehmensanleihen erst einmal weiter unter Druck stehen dürften und der Gegenwind für Schwellenländer in den nächsten Monaten noch anhalten dürfte“, sagt Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der DWS.
„Trotz dieser außergewöhnlich brisanten Gemengelage sehen wir auf Sicht von zwölf Monaten ein ganz ordentliches Renditepotenzial für die meisten Risikoanlagen“, so Kreuzkamp. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Risiken nicht eskalierten – keine Rezession in den USA und Europa –, und die US-Notenbank Fed es schaffe, die Inflation im Zaum zu halten, ohne die Wirtschaft zu stark zu drosseln. Viele Wenns, viel Raum für Überraschungen, sowohl ins Positive als auch ins Negative.
Aktien
Steigende Zinsen trennen Spreu vom Weizen
Wie geht es weiter an den Anleihemärkten? Von der Beantwortung dieser Frage hängt es maßgeblich ab, wie sich die Aktienmärkte in den nächsten zwölf Monaten entwickeln werden. Höhere Renditen für Anleihen sind für Aktien problematisch. Zum einen, weil Zinsanlagen wieder zu einer ernst zu nehmenden Alternative für Aktien werden könnten. Zum anderen, weil höhere Zinsen die in ferner Zukunft liegenden Gewinne aus heutiger Sicht weniger wert sein lassen. Das trifft besonders stark Technologieaktien.
Für viele Technologiewerte gilt: sie sind nach dem Kursrückgang günstiger bewertet, billig sind die meisten von ihnen dennoch nicht. Die Risikotoleranz von Anlegern dürfte auch in den kommenden Monaten getestet werden, die Schwankungen an den Aktienmärkten hoch bleiben. Der Volatilitätsindex VIX, der die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 beziffert, liegt derzeit in etwa doppelt so hoch wie im langjährigen Durchschnitt. Hier liegt für Anleger aber auch eine Chance: Ein Rückgang der Volatilität um 10 Punkte ging in der Vergangenheit mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Kursanstieg von sechs Prozent einher.
Alles andere als ruhig präsentierte sich in den letzten Monaten der chinesische Aktienmarkt. „Ich sehe in China noch keine Trendwende zum Besseren“, sagt Sean Taylor, Chefanlagestratege Asien- Pazifik. „Es ist schwierig die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.“ Sobald aber die Covid-Maßnahmen gelockert werden, erwartet er eine deutliche, V-förmige Erholung. Allerdings könnte das noch etwas dauern.
Multi-Asset/Anleihen
Risikomanagement: Neue Ausrichtung gefragt
Die Frage nach der richtigen Vermögensaufteilung ist in diesen Zeiten drängender denn je. Denn Anleger sind mit der Situation konfrontiert, dass Aktien- und Anleihekurse gleichzeitig unter Druck geraten. „Staatsanleihen haben ihre Funktion in dem Umfeld steigender Renditen verloren. In der Vergangenheit standen sie für Renditen ohne Risiko, jetzt ist sind sie eher ein Risiko ohne Renditeaussicht“, sagt Björn Jesch, Global Head of Multi Asset & Solutions und Chefanlagestratege EMEA. Ein flexibler Ansatz, der Diversifikation wesentlich breiter fasst als bisher und der unabhängig von einer Benchmark ist, ist das Konzept der Zukunft.
Wie das konkret aussehen kann, beschreibt Multi-Asset-Experte Christoph Schmidt: „Bei unseren nach dem Total-Return-Ansatz gemanagten Multi-Asset-Portfolios haben wir den Aktienanteil zuletzt etwas reduziert. Angesichts anhaltender Konjunkturrisiken meiden wir derzeit insbesondere zyklische Titel, z.B. aus dem Energie- und Rohstoffbereich. Nach zum Teil deutlichen Kursverlusten sind dagegen im Technologiesektor einige strukturelle Wachstumstitel wieder deutlich attraktiver geworden und könnten verstärkt in den Fokus der Anleger rücken. „Aktien bleiben unserer Einschätzung nach mittel- bis langfristig die renditeträchtigste Anlageklasse. Sie sind aber auch der größte Risikotreiber in einem Portfolio“, so Schmidt.
„Auf der Anleiheseite haben wir damit begonnen, Absicherungsgeschäfte gegen steigende US-Zinsen zurückzufahren, da sich gerade in den USA der Renditeanstieg am langen Ende der Zinskurve verlangsamen dürfte.“ Eine weitere Möglichkeit, im aktuellen Marktumfeld eine gute Diversifikation für Multi-Asset-Portfolios zu erreichen, seien liquide alternative Anlagen, die mit traditionellen Anlagen niedrig korreliert sind.
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