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16:08 Uhr, 08.11.2005

Optimismus noch verfrüht?

Die aktuellen europäischen Konjunkturdaten - insbesondere die zukunftsgerichteten Stimmungsindikatoren - haben sich in jüngster Zeit verbessert. An den Kapitalmärkten hat dies zu einem spürbar erhöhten Konjunkturoptimismus geführt. Nach Meinung der W&W Asset Management GmbH (W&W AM) weisen jedoch "harte" Wirtschaftsdaten wie z. B. die Industrieproduktion bislang bestenfalls auf eine moderate Verbesserung hin. Andere Wirtschaftsdaten wie z. B. der Arbeitsmarkt oder die Einzelhandelsumsätze deuten bisher kaum auf eine wirtschaftliche Erholung hin, so die Experten in einem aktuellen Marktkommentar. Somit stütze sich die deutsche Konjunktur weiterhin nahezu ausschließlich auf das Exportgeschäft. Nach Einschätzung von W&W AM birgt dies aufgrund der einseitigen Abhängigkeit von globalen Wirtschaftsentwicklungen Gefahren.

Belastet werde die private Konsumnachfrage in Deutschland weiterhin durch die nach wie vor eher enttäuschende Beschäftigungssituation, anhaltende Diskussionen um Steuererhöhungen und Transferkürzungen seitens der neuen Bundesregierung sowie negative Auswirkungen des Ölpreisanstiegs. In der gesamten Europäischen Währungsunion (EWU) sei übrigens eine ähnlich zurückhaltende Konsumnachfrage zu beobachten.

Der inländische Konsum stelle jedoch die größte Teilkomponente des Bruttoinlandsprodukts (BIP) dar. Ein dynamisches Wirtschaftswachstum würde daher einen Anstieg der Konsumnachfrage zwingend erfordern. Angesichts der angeführten Belastungsfaktoren erwartet die W&W AM derzeit keine signifikante Belebung in diesem Bereich.

Solange die deutsche Binnennachfrage also nicht anspringt - hierfür seien erste Anzeichen bestenfalls bei den Unternehmensinvestitionen, jedoch kaum beim privaten Konsum zu erkennen - gleiche der mancherorts geäußerte Optimismus wohl am ehesten dem bekannten Pfeifen im dunklen Wald.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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