Kommentar
07:08 Uhr, 01.06.2017

Oldtimerpreise als Vorlaufindikator für den Aktienmarkt

Oldtimer waren noch vor kurzem heiß begehrt. Jetzt brechen die Preise ein. Ein böses Omen für den Aktienmarkt?

Auf der Suche nach neuen Indikatoren, die den Aktienmarkt vorhersagen, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Der neueste Schrei kommt vom Wolf Street Blog. Der Autor stellt fest, dass Oldtimerpreise überraschende Parallelen zum Aktienmarkt haben. Grafik 1 zeigt dazu den Preis einer Oldtimerkategorie (amerikanisch, vor dem Zweiten Weltkrieg) im Vergleich mit dem S&P 500.

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Die Oldtimerpreise sind etwas volatiler als Aktien und haben eine gewisse Vorlaufzeit gegenüber dem Aktienmarkt. Die Preise für Oldtimer tendieren ein bis zwei Quartale vor dem Markt zu korrigieren. Sie sind recht gut darin Markttops abzubilden. Bei der Bodenbildung laufen die Oldtimerpreise dem Markt hingegen hinterher.

Nun zeigt sich seit einiger zeigt, dass der Trend auf dem Aktienmarkt noch nach oben zeigt. Die Preise von Oldtimern fallen hingegen seit mehreren Quartalen. Das gilt nicht nur für eine Kategorie, sondern für mehrere. Auch im Durchschnitt aller Kategorien sinken die Preise seit Mitte 2015.

Nun muss man sich natürlich fragen, ob das für Aktien auch dieses Mal von Relevanz ist. Zur Jahrtausendwende und vor der Finanzkrise hat der Indikator gut funktioniert. Auch der Rückgang 2015 deutete sich frühzeitig an. Ist es dieses Mal anders?

Oldtimer sind nicht nur Liebhaberwerte, sondern auch Anlageobjekte. Inzwischen ist fast alles schon zum Anlageobjekt geworden. Kunst zählt schon lange dazu. Seit einiger Zeit sind es auch Weine und Spirituosen. Im Prinzip lässt sich Geld überall anlegen. So manche Briefmarke ist inzwischen Millionen wert.

Wie alle Anlageklassen sind Sammlerobjekte Zyklen ausgesetzt. Je mehr Geld Menschen zur Verfügung haben, desto mehr wird unter Sammlern geboten. Das gilt auch für den professionellen Markt, der von Auktionshäusern abgebildet wird.

Laufen die Geschäfte gut, befindet sich die Wirtschaft im Aufschwung und sitzt das Geld locker, dann gehen die Preise durch die Decke – ob für Oldtimer, Wein, Cognac, Briefmarken oder Aktien. Die Korrelation ist nicht immer bei allen Anlageklassen gleichzeitig hoch. Gewisse individuelle Zyklen gibt es und somit auch Abweichungen vom allgemeinen Preistrend.

Alternative Anlageformen waren in den letzten Jahren besonders beliebt, weil die Geldschwemme der Notenbanken dazu geführt hat, dass Anleihen nicht mehr wirklich attraktiv waren. Ebenso trauten viele Anleger dem Aktienmarkt nicht über den Weg. Zu groß war die Angst vor einem erneuten Crash.

Nun normalisiert sich die Lage wieder. Die Liquiditätsschwemme ist zumindest in den USA Geschichte. Den Aktienmarkt hat das bisher nicht gestört. Nun aber das: die Preise für alternative Anlagen brechen ein. Was soll man davon halten?

Meiner persönlichen Ansicht nach gibt es zwei Aussagen. Einerseits können Preise nicht ewig steigen. Der Oldtimermarkt war überhitzt und Hochkonjunktur und Geldschwemme hin oder her – irgendwann ist die Schmerzgrenze für Anleger und Liebhaber erreicht. Andererseits zeigt sich, dass das Geld nun nicht mehr um jeden Preis angelegt bzw. aus dem Fenster geschmissen wird. Das ist auch für den Aktienmarkt wichtig, denn auch dort wird die Erkenntnis irgendwann reifen, dass die Preise horrend sind.

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Kurzfristig muss das noch nichts bedeuten. Andere Anlageklassen laufen nach wie vor sehr gut. Die Aktie des Auktionshauses Sotheby’s, die den gesamten Sammlermarkt abbildet und ebenso ein Vorlaufindikator ist, zeigt noch keinen Stress an. Die Luft wird aber auch hier dünn. Anleger sollten von einer raschen Trendumkehr in den nächsten Monaten nicht überrascht werden. Die Aktie von Sotheby’s sollte dies recht zuverlässig im Vorfeld ankündigen.

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9 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Der Trump-Crash mag kommen, die Trump-Rally läuft aber zurzeit!! ;)

    09:49 Uhr, 02.06.2017
  • 1 Antwort anzeigen
  • Schneider
    Schneider

    Eine meiner Leidenschaften ist die Philatelie. Als Investment setze ich aber dennoch auf Aktien, nicht auf Briefmarken. Denn die zahlen keine Dividende. An einer Immobilie oder an einem Oldtimer nagt ständig der Zahn der Zeit. Auch ist der Verkauf einer Aktie wesentlich einfacher und mit wenigen Klicks machbar.

    13:15 Uhr, 01.06.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Wie will man denn überhaupt den Oldtimermarkt insgesamt einschätzen? Viele Transaktionen finden doch außerhalb der Öffentlichkeit statt und dementsprechend verfälscht dürften irgenwelche Indizes sein. Es reicht wahrscheinlich bereits wenn die Top 20-Geschäfte nicht einfließen (einfach weil nicht darüber gesprochen werden soll - was in dem Metier usus ist) und schon passt die angebliche Preisentwicklung hinten und vorne nicht. Halt die Korrelation für Quatsch....das die Luft für den Aktienmarkt dünn wird, weiss ich auch ohne den Oldtimermarkt. Wann es aber dreht, das weiss keiner....

    09:00 Uhr, 01.06.2017
    1 Antwort anzeigen
  • Qui bono
    Qui bono

    Zum Vergleich kann auch auf den Index der HAGI (Historic Automobile Group International) verwiesen werden sowie auf den Oldtimerindex des VDA.

    Wenn Sachwerte im Preis steigen, ist das Inflation, wenn sie sich vergünstigen, Deflation. Der Inflationäre Grundtrend wird in aller Regel durch deflationäre Schübe geprägt, die sich unangekündigt und heftig vollziehen.

    Dies sollte man bei der Vermögensdiversifikation berücksichtigen! Wenn die Deflation zuschlägt sind Aktien, Renten, Immobilien, Oldtimer und Geigen gleichermaßen betroffen!

    07:59 Uhr, 01.06.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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